Kommentar zur Meta Quest 3S: Ich fürchte, das wird so nichts
Mein Test der Meta Quest 3S ist gerade erschienen und fällt deutlich weniger enthusiastisch aus, als ich es bei der Vorstellung der Budget-VR-Brille eigentlich war. Inzwischen befürchte ich sogar, dass der Plan von Meta nach hinten losgeht.
Die Marschroute für Quest 3S war klar: Ein möglichst hochwertiges Erlebnis zu einem möglichst niedrigen Preis, um möglichst viele Menschen in das eigene Ökosystem zu locken. Um dieses Ziel langfristig zu erreichen, hat Meta meiner Meinung nach aber am falschen Ende gespart. Menschen sind es einfach nicht gewohnt, unscharfe Bereiche im Blickfeld zu haben.
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Fresnellinsen sind der Klotz am Bein der VR
Eines der am meisten unterschätzten Probleme von VR-Brillen ist das unscharfe Bild der lange Zeit als Standard geltenden Fresnellinsen. Sitzt das Headset nicht perfekt – und das ist bei den meisten VR-Brillen nur selten der Fall – rutscht der Blick schnell aus dem schmalen Sweetspot und das Bild wird unscharf.
Wer nur die Augen bewegt, sieht zu den Rändern hin permanent ein verwaschenes Bild. Um den Sweetspot auch bei festsitzendem Headset beizubehalten, braucht es also eine unnatürliche Kopfbewegung.
Das belastet die Augen, führt zu schnellerer Ermüdung und kann Kopfschmerzen verursachen. Hinzu kommt, dass die Quest 3S nur über drei umständlich zu bedienende Stufen zur Einstellung des Augenabstands verfügt. Das heißt, der Sweetspot ist für manche Menschen nur sehr schwer zu erreichen. Permanente Bildschärfe ist also eher Glückssache. Diese Kombination kann für den angepeilten langfristigen Erfolg bei der breiten Masse zum K.O. werden.
Nutzerbindung: Nicht die Leistung machts, sondern der Durchblick
Das Argument „Quest 2 hatte doch auch Fresnellinsen und war das bisher meistverkaufte Headset“ hinkt in diesem Zusammenhang. Die VR-Brille war enorm wichtig für die VR-Branche und hat viele Menschen überhaupt erst zur VR gebracht. Der Erfolg der Quest 2 war aber auch ein Kind der Pandemie.
Sie verkaufte sich auch deshalb so gut, weil den Leuten zu Hause langweilig wurde, sie neugierig waren und VR für Eskapismus geradezu prädestiniert ist. Ein Blick auf die langfristige Nutzerbindung zeigt allerdings, dass es der Quest 2 trotzdem nicht gelungen ist, den Großteil dieser Menschen in VR zu halten. Ich glaube, dass viele Menschen auf Dauer keine Lust haben, auf unscharfe Bilder zu schauen. Für mich war das jedenfalls ein Grund, warum Quest 2 und auch schon PSVR 1 sehr schnell im Regal verstaubt sind.
Zwei große Pluspunkte für die Quest 3S sind natürlich ihre deutlich bessere Leistung und der gewachsene App-Store. Der Snapdragon XR2 Gen 2 ist performanter als sein Vorgänger und fähige Entwickler sind damit in der Lage, auf Quest 3 und Quest 3S teilweise Erstaunliches zu zaubern (siehe Batman: Arkham Shadow).
Nur was hilft die schönste Grafik, wenn ich darauf – überspitzt gesagt – durch Gurkengläser schauen muss? Nach dem ersten Wow-Effekt einer dreidimensionalen Welt folgt manchmal schnell die Erkenntnis, dass deren Schönheit Grenzen hat. Ein klarer Blick auf das Geschehen sollte das absolute Minimum sein, was eine mobile VR-Brille für Einsteiger leisten muss.
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Der erste Eindruck zählt
Ja, es ist beeindruckend, was die Ingenieure von Meta in ein 329 Euro günstiges VR-Headset gepackt haben. Mit dem Einführungsangebot inklusive kostenloser Software sinkt dieser Preis real sogar auf knapp 200 Euro. Natürlich ist dieses Angebot verlockend und ich verstehe jeden VR-Interessierten, der hier zuschlagen möchte.
Ich fürchte aber auch, dass sich Meta damit wieder viele Kunden ins Ökosystem holt, die aufgrund von mangelndem Durchblick nicht lange bleiben werden. Ganz zu schweigen vom immer noch viel zu lässigen Umgang mit Motion Sickness. VR ist ein sehr sensibles Medium. Wer einmal eine schlechte VR-Erfahrung gemacht hat, kehrt so schnell nicht mehr zurück.
Deshalb würde ich jedem, der es sich leisten kann, raten, lieber noch etwas zu sparen und eine Meta Quest 3 in Betracht zu ziehen. Die Quest 3 ist in jeder Hinsicht das bessere Gerät und wird auf Dauer viel mehr Spaß machen.
Und ja, ich weiß, dass Fresnellinsen günstiger sind als Pancakelinsen und VR-Brillen immer ein einziger Kompromiss aus Leistung und Kosten sind. Das interessiert aber außerhalb der gut informierten Bubble niemanden. Für mich braucht eine Budget-VR-Brille an erster Stelle vernünftige Linsen, damit sie nicht nur zu einem kurzfristigen Anstieg der Verkaufszahlen führt, sondern langfristig zufriedene VR-Fans generiert. Auf den ersten Blick kommt es an.
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