Ich wurde von Außerirdischen entführt – in meiner VR-Brille

Ich wurde von Außerirdischen entführt – in meiner VR-Brille

Ein immersiver Film versetzt mich in eine Entführung durch Außerirdische und will so auf die Qualen von Versuchstieren aufmerksam machen. Gelingt das?

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Abduction zeigt in einem siebenminütigen 180-Grad-Video, wie drei Freunde von einer höher entwickelten Spezies gefangen genommen und gefoltert werden. In dunklen Labors werden gegen ihren Willen Experimente an ihnen durchgeführt. Peta will damit die Perspektive wechseln und uns in die Rolle der Versuchstiere versetzen.

Abduction ist seit Kurzem kostenlos für Meta Quest 2 und Quest Pro über Oculus TV erhältlich. Ich habe mir den Kurzfilm angeschaut und beschreibe euch, wie sich das anfühlt.

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Aus dem Leben gerissen

Ich sitze auf der Rückbank im Auto eines befreundeten Paares. Die beiden vermuten einen Hubschrauber am Himmel und scherzen über einen Alien-Angriff. Wenige Sekunden später wird es Realität. Es blitzt ein paar Mal, ich höre unheimliche Geräusche und es wird dunkel.

Langsam komme ich in einem dunklen Raum zu mir und sehe meine Freunde bewusstlos auf zwei Liegen, eingewickelt in silberne Folie. Vor mir steht ein Mann in einem schwarzen Kittel. Nein, das ist kein Mensch. Das ist nichts Menschliches. Mehr von diesen Wesen kommen und gehen, machen sich an meinen Freunden zu schaffen.

Meine Füße bewegen sich und bringen die Folie, in die auch ich eingewickelt bin, zum Rascheln. Das Wesen dreht sich um, kommt schnell näher und hält mir einen Leuchtstab vor die Augen. Ich verliere wieder das Bewusstsein. Kurz darauf erwache ich in einem anderen Raum.

Hilflos ausgeliefert

Ich sehe meine Freundin in einem gläsernen Tank. Sie ist nackt und hat Wunden am ganzen Körper. Weiße Flüssigkeit läuft aus ihrem Mund und sie scheint benommen zu sein. Sie öffnen den Tank und holen sie heraus. Während sie weggeführt wird, bringt eines der Wesen meinen Freund in den Raum. Er wird mit einer Stange am Hals in den Tank geführt.

Nackt und in Panik schreit er um sein Leben, während Gas in den Tank strömt. Er krümmt sich vor Schmerzen. Schaum kommt aus seinem Mund. Er hämmert gegen die Scheibe, sieht mich flehend an. Ich will ihm helfen, doch eines der Wesen dreht sich um und hält mir wieder den Leuchtstab ins Gesicht. Ich schlafe ein.

In einer kleinen Zelle komme ich zu mir. Meine Freunde liegen nackt vor mir auf dem Boden. Zusammengekauert umklammern sie sich. Ihre Haut voller Schmutz und Furchen. Sie zittern auf dem kalten Boden.

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Eine der Kreaturen nähert sich dem Gitter der Zelle. Meine Freunde fliehen ängstlich in die Ecken, während das Wesen auf mich zukommt. Es wird wieder dunkel. Für den Rest unseres Lebens gehen meine Freunde und ich fortan durch die immer gleichen Qualen.

Petas Abduction: Schafft der Film, was er sich vornimmt?

Ohne zu verstehen, was vor sich geht, werden unschuldige fühlende Lebewesen von einer vermeintlich höher entwickelten Spezies aus ihrer natürlichen Umgebung gerissen und grausamen Tests unterzogen. Das sind Tierversuche – oder wie man es bei Menschen nennen würde: Entführung und Folter.

Genau diesen Zusammenhang will Abduction herstellen. Ein Bewusstsein dafür schaffen, wie es für Tiere ist, in Labore verschleppt zu werden. Ich kann verstehen, warum PETA sich dafür entschieden hat, dafür eine Entführung von Menschen durch Außerirdische zu inszenieren. Leider ist das nicht besonders effektiv.

Dieses Szenario wurde in der Popkultur schon zigmal verwendet und ist so abgedroschen, dass der Bezug zur realen Problematik von Tierversuchen und Tierleid für viele Menschen nur schwer herzustellen sein wird. Würde es der Abspann nicht verraten, wüsste ich nicht, dass die Macher:innen des Films auf Tierleid aufmerksam machen möchten. Stattdessen wirkt das Ganze wie ein nullachtfünfzehn VR-Horrorfilm.

Außerhalb der Virtual Reality setzt Peta auf schockierende Bilder und Berichte. Ausgerechnet in der VR-Brille, die durch ihre Immersion die Fähigkeit hat, Menschen in Geschehnisse hineinzuversetzen, geht man lieber den weichgespülten Weg über einen trashigen B-Movie. Schade.

 

Quellen: Peta, Meta Quest Store