Virtual Reality lindert chronische Schmerzen - Reportage

Virtual Reality lindert chronische Schmerzen - Reportage

Eine Autorin stellt sich in ihrer Reportage über VR in der Medizin eine interessante Frage: Kann Virtual Reality Schmerzmittel als Therapie ersetzen?

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Autorin und Ärztin Helen Ouyang begleitet für ihre Reportage chronisch kranke Menschen während VR-Therapien. Dabei spricht sie mit Expert:innen und Entwickler:innen und zeigt auf, wie Virtual Reality helfen könnte, die Schmerzmittel-Krise in den USA zu bewältigen.

Virtual Reality: Therapie auf mehreren Ebenen

Die 55-jährige Julia Monterroso leidet seit 18 Monaten an Schmerzen im Unterleib. Ihren Job als Reinigungskraft musste sie nach einer Rückenoperation und den schlimmer werdenden Beschwerden bereits aufgeben.

Die Patientin wechselt zu einer virtuellen Strandlandschaft. Begleitet von Mandalas, führt sie Atem- und Entspannungsübungen durch. Die Herzfrequenz wird langsamer, die Pupillen werden kleiner, Julia entspannt sich. Sie habe im Moment keine Schmerzen, berichtet sie nach der VR-Erfahrung. Im Vergleich zu herkömmlichen Atemübungen sei das Erlebnis in der Virtual Reality deutlich entspannender.

Anschließend tauscht Julia die Rollen und wird in der Virtual Reality zur Ärztin. Geführt von einer virtuellen Assistentin, therapiert sie eine Patientin mit chronischen Bauchschmerzen, lernt die physischen Vorgänge im Körper.

Virtual Reality hat ein einzigartiges Potenzial

Brennan Spiegel schreibt in seinem Buch VRx: How Virtual Therapeutics Will Revolutionize Medicine (Amazon-Link), VR habe die einzigartige Fähigkeit, das Gefühl zu vermitteln, einfach da zu sein – wo auch immer „da“ gerade sein mag.

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„Sein ganzes revolutionäres Potenzial ergibt sich aus seiner Fähigkeit, das Gehirn und den Körper eines Menschen zu zwingen, auf eine andere Realität zu reagieren“, schreibt Spiegel. Menschen würden etwa fünfzig Prozent ihres Gehirns für visuelle Prozesse nutzen.

Spiegel weiter: „Bombardiert man die Augen mit spektakulären und dynamischen Visionen, dann prallen die drei Milliarden neuronalen Zündungen pro Sekunde durch das halbe Gehirn, um die überwältigende Menge an visuellen Daten zu verarbeiten.“ In Julias Fall verschwinde dadurch der Schmerz. Es sei, als hätte sie ein Halluzinogen genommen.

Sie habe Erkenntnisse darüber gewonnen, wie sie ihr eigenes Leben verändern könne. Ihre Amygdala war „on Fire“ schildert Spiegel die Prozesse in Julias Gehirn. Die genauen Auswirkungen von VR auf chronische Schmerzen seinen noch nicht vollständig geklärt. Was für Spiegel allerdings wirklich zähle, sei, ob die VR-Therapie wirkt oder nicht.

Hier findet ihr die bemerkenswerte Reportage der Notfallärztin Helen Ouyang

Die äußerst lesenswerte Reportage von Helen Ouyang, die selbst Notfallärztin ist, findet ihr auf der Webseite der New York Times. Die Autorin beschreibt darin ausführlich Problematiken von Schmerztherapie und wie es zur Opiat-Krise in den USA kam.

Außerdem beleuchtet sie Studien und Entwicklungen von VR-Therapien und wie sie Medikamentenmissbrauch verhindern könnten. Dazu besucht Ouyang auch AppliedVR, die Macher einer VR-App, die zur Schmerztherapie eingesetzt wird und bei Schmerzmittelsucht helfen soll.

AppliedVR kooperiert mit mehr als 200 Gesundheitsdienstleistern und arbeitet seit sieben Jahren an EaseVRx. 2021 erhielt das Start-up Investmentgelder in Höhe von 29 Millionen US-Dollar. Laut eigenen Angaben sollen schon mehr als 60.000 Patienten von der VR-Therapie profitieren.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA stellte nach einer erfolgreichen Kontroll-Studie eine Spezialzulassung aus: EaseVRx darf für die Behandlung von Firomyalgie (Muskelrheuma) und chronischen Rückenschmerzen eingesetzt werden.