20s.BERLIN: VR-Zeitreise in die goldenen 20er – Erfahrungsbericht
„Kommse hin, könnse rinkieken“: 20s.BERLIN verspricht eine VR-Zeitreise ins Berlin der 20er. Macht Feez oder doch lieber verfatzn?
„Zeitreisen sind möglich“. Mit diesem Slogan wirbt das Berliner Start-up TimeTravel.Berlin für einen Besuch im Berlin der Zwanzigerjahre. Da es allerdings noch keine Telefonzelle mit Zeitsprung-Feature gibt, kommt Virtual Reality zum Einsatz.
Ich war für euch in der Berliner East Side Mall, wo 20s.BERLIN derzeit uraufgeführt wird. Dufter Sprung in eine goldene Zeit oder virtuelle Schweineöde?
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20s.BERLIN: Review in aller Kürze
20s.BERLIN lebt von einer charmanten Klischeehaftigkeit, die über Zwanzigerjahre-Mode und Berliner Schnauze transportiert wird.
Alleinstellungsmerkmal: Gut animierte Charaktere, die in witzig-interessanten Dialogen Sehenswürdigkeiten und Eigenheiten der damaligen Zeit kommentieren.
Kritikpunkt: Eine gewisse Sterilität der Kulisse ist für geübte VR-Enthusiasten spür- und sichtbar.
Ihr solltet euch 20s.BERLIN ansehen, wenn …
- ihr an der East Side Mall vorbeikommt,
- Oldtimer liebt,
- Bock auf ein paar witzige Storys aus den Zwanzigern habt und
- sehen wollt, wie man Geschichte in VR aufbereiten kann.
Ihr solltet euch 20s.BERLIN eher nicht ansehen, wenn …
- ihr eine Hollywood-Produktion erwartet oder
- Berliner Schnauze nicht ertragt.
Mit Oculus Quest 2 ins Berlin der Goldenen Zwanziger
Um eine Nachbildung einer historischen Litfaßsäule im ersten Stock der East Side Mall in Berlin hängen diverse Oculus Quest 2 - VR-Brillen an speziellen Angeln. Über Oculus Link sind sie mit starken PCs in der Litfaßsäule verbunden. Das Programm: Berlin in den Zwanzigern, genauer gesagt: der Pariser Platz und die Allee Unter den Linden.
In einem kurzen Tutorial erklärt mir eine jut animierte Dame in passendem Outfit, wie ich mich in der VR-Erfahrung zurechtfinde. Fortbewegung erfolgt durch Teleportation, die Triggertasten der Oculus Touch-Controller sind für Interaktionen vorgesehen. Also ran an de Buletten!
Schon bin ich mittenmang Unter den Linden, im Berlin von 1928. Zeitungsfritze Tiger gibt mir erst mal eine Kostprobe seiner Berliner Schnauze: „Eyh, Keule, bist nich von hier, wa? Dit seh ick sofort!“
Die Storys sind der Clou
Der freche Piepel folgt mir, während ich durche janze Botanik stiefel. Spezielle Markierungen, in die ich mich hinein teleportiere, lösen kleine Events aus. Etwa beim Schupo mit Hund, der mich zur Vorsicht mahnt. Oder beim Portier vorm Adlon-Hotel, der von der feinen Küche des Hauses vorschwärmt.
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Derweil fahren Oldtimer und Kutschen uff’m Damm – die bremsen auch für Touristen. Ans Bremsen denkt der Besitzer des Raketenautos Opel RAK 2 hingegen gar nicht, wenn er lang und breit vom krassen Antriebssystem des Rennwagens schwärmt. Det is ’n dicker Hund!
Tiger versucht zwischendurch mit ein paar amerikanischen Schauspielerinnen zu flirten. Sein Berliner Charme ist für diesen Zweck eher ausbaufähig. Immerhin hat er ja noch Zeit, oder?
Starke Bilder, sterile Gesamtnote
Insgesamt zwölf verschiedene Interaktionspunkte gibt es, zwischen denen ich mich frei bewegen kann. Oldtimer-Fans kommen mit detailgetreuen Autos, die überall herumstehen, voll auf ihre Kosten. Dit is amtlich.
Die gesamte Kulisse ist eindrucksvoll, etwa wenn die Graf Zeppelin über den Linden entlang schwebt. Stadthistoriker und Stadtführer für das historische Berlin haben an der Erfahrung mitgearbeitet, was maßgeblich dazu beiträgt, dass sich die Kulisse authentisch anfühlt – inklusive passender Zwanzigerjahre-Mode ringsum.
Gleichwohl ist da eine gewisse Sterilität: Zwar bewegen sich überall animierte Charaktere, aber es fehlt etwas Lebendigkeit. Alles hat seinen Platz, alles ist geplant, alles läuft wie auf Schienen. Während einzelne Objekte sehr detailliert sind, etwa die alten Autos oder Plakate, wirkt der Pariser Platz manchmal seltsam steril und die Fassaden der Gebäude etwas trist.
20s.BERLIN Review-Fazit: Knorke!
Nu mach ma halblang, dat juckt hier keen – und fällt eh nur erfahrenen VR-Enthusiasten auf. Jede:r andere kricht die Kiemen nich zu und wird versuchen, möglichst viele Events auf dem Pariser Platz mitzuerleben. Spoiler: 20 Minuten, das kleinste verfügbare Zeitfenster, reichen kaum, um alles zu erkunden. Da musste janz schön dalli machen.
Für alle, die einfach eine interaktive Zeitreise von fast 100 Jahren machen wollen, jibs nüscht zu meckaan. Im Gegenteil: Der Clou von’t Janze sind grade die charmanten Gespräche zwischen Tiger und den anderen Charakteren am Platz. Dit reene Vagnüjen, sach ick.
Wenn ihr also auf dem Pariser Platz anno 1928 ein bisschen Spaß haben wollt: In der East Side Mall steht die passende Zeitmaschine. Nüscht wie hin, wa?
20s.BERLIN Tickets: Wat muss ick blech’n?
Tickets | Store | Preise |
---|---|---|
für Einzelpersonen, Familien, Gruppen, Klassen 20 Min | 40 Min. | 60 Min |
TimeTravel.Berlin | ab 9 € |
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