Weshalb man in "Miyubi" einen Roboter verkörpert
Mit "Miyubi" haben Félix Lajeunesse und Paul Raphaël auf eindrucksvolle Weise gezeigt, in welche Richtung sich narrative VR-Filme entwickeln könnten. In zwei Interviews geben sie Einblick in die gestalterischen Kalküle ihres neuesten Werks.
Die beiden Filmemacher haben sich bereits vor der Gründung der Felix & Paul Studios im Jahre 2013 mit immersiven Techniken beschäftigt und mit Hilfe holografischer und stereoskopischer Projektionen filmische 360-Grad-Erfahrungen und -Installationen geschaffen. Als der neuerliche Hype um Virtual Reality einsetzte, war der Wechsel zur VR-Brille der nächste logische Schritt.
"Was wir in diesen frühen Jahren immersiven Filmemachens in kreativer und technologischer Hinsicht lernten, wurde zur Grundlage und Inspiration für unsere Reise in die Welt der Virtual Reality", sagt Lajeunesse in einem Interview mit Oculus.
___STEADY_PAYWALL___Die Rolle des Zuschauers beachten
Wenn die Filmemacher mit der Arbeit an einem neuen Projekt beginnen, denken sie zuerst über die Rolle nach, die der Zuschauer im Film einnimmt. In Miyubi ist das ein Spielzeugroboter, den ein Vater seinem Sohn aus Japan mitbringt.
"Das war das Kernkonzept des Films. Wir wollten, dass der Zuschauer sich in einem Spielzeugroboter im Jahre 1982 wiederfindet, der geliebt wird, sich abnutzt, verlassen und wieder von neuem geliebt wird."
Die ungewöhnliche Perspektive machte den Film zur Komödie: "Aus dem Blickwinkel des Roboters wirkt alles wie eine Karikatur, was die komischen Elemente des Films verstärkte", sagt Paul Raphaël gegenüber Upload VR.
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Für das Genre der Komödie entschieden sich die Filmemacher, weil es geringere Ansprüche an den Realismus stellt. "Es gibt diese Stilisierung. Du weißt, dass die Figuren etwas überzeichnet sind. So konnten wir verrückte Dinge tun und dennoch hoffen, dass sie in der Virtual Reality funktionieren."
Verkörperung wahrnehmbar machen
Für die Filmemacher ist es das Gefühl der Präsenz, das im Mittelpunkt des Geschichtenerzählens stehen muss. Lajeunesse und Raphaël griffen auf eine ganze Reihe von Tricks zurück, um die Illusion zu verstärken, man befinde sich im Körper eines Roboters: Der tiefe Blickwinkel, wie die Figuren mit dem Roboter interagieren, dessen stets sichtbares Interface, die Spiegelung im Fernseher. All dies sollte die Verkörperung sinnlich wahrnehmbar machen.
Dass man in die Rolle eines größtenteils unbeweglichen Roboters schlüpft, macht zudem die beschränkte Interaktivität von 360-Grad-Filmen erzählerisch plausibel:
"Aus Miyubi einen alternden Roboter zu machen, der nicht viel tun kann, ist ein Kommentar auf den heutigen Stand der VR-Technologie. Ich sage nicht, dass jede Erfahrung so beschaffen sein muss, aber unsere Arbeitsweise sah stets vor, sich die Stärken und Schwächen aktueller Virtual Reality zunutze zu machen", sagt Raphaël.
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