vrXcity: Selbst VR-Porno-Regie führen – mit Happy End?
VRXcity verspricht, den Spieler zu Darsteller und Porno-Regisseur im eigenen VR-Porno zu machen. Erotische Offenbarung oder langweiliges Sex-Spielchen?
„Pornofilme werden VR zum großen Durchbruch verhelfen, genauso wie damals der Videokassette!“ Mit diesem Satz haben diverse VR-Enthusiasten seit 2016 den großen Durchbruch für Virtual Reality beschworen – schließlich ist die Produktion eines VR-Pornos im Vergleich zu einem VR-Spiel deutlich weniger aufwendig.
Vier Jahre später steht die Porno-Branche dem neuen Medium eher ablehnend gegenüber und auch die VR-Nutzer sind deutlich skeptischer geworden. VR-Pornos drehen ist doch nicht so einfach, wie man es sich ursprünglich gedacht hat und die Konsumenten sind von vielen schon allein technisch unzureichenden Sex-Filmchen in VR nur wenig angetan.
___STEADY_PAYWALL___Memento 3D will das in gewisser Weise ändern: Als Regisseur des eigenen VR-Pornos mit fotorealistischen 3D-Modellen echter Pornostars soll eine neue Dimension erreicht werden und die Lust unter die VR-Brille zurückkommen. Erfolgversprechende Nische oder langweiliger Polygon-Akt?
Mit realistischen 3D-Avataren schlafen
Das Prinzip von vrXcity ist einfach: Der Nutzer kann in verschiedenen Umgebungen, etwa einem luxuriösen Wohnzimmer, einer Jacht oder ganz klassisch im Schlafzimmer, entweder selbst an einem virtuellen Schäferstündchen teilnehmen oder zwei digitalisierte Pornostars beim Akt filmen und ihnen rudimentäre Anweisungen geben.
Die Darstellung der Räumlichkeiten ist gelungen, die Umgebungen sind plastisch und detailliert. Die per Photogrammetrie eingescannten Darsteller und Darstellerinnen sind ebenfalls gut getroffen. Allerdings lässt sich eine gewisse Steifheit in den Bewegungen nicht leugnen – und zwar nicht nur dort, wo es darauf ankommt.
Der eigentliche Akt ist rein technisch ordentlich umgesetzt. Es gibt kaum Glitches und die virtuellen Körper sind sehr detailliert. Schaue ich genau hin, erkenne ich allerdings an wichtigen Stellen Probleme mit Rundungen, die in gewissen Blickwinkeln eckiger erscheinen als erwartet.
Bei den wächsernen Gesichtern wird die Künstlichkeit besonders deutlich. Auch die Bewegungen, vor allem beim virtuellen Akt, ermüden schnell – und nicht auf die gute Art: Es handelt sich um Animationsloops, die das sexuelle Interesse nur anheizen, wenn man wirklich dringenden Bedarf an Inspiration hat.
Mit dem VR-Knüppel über Rücken streicheln
Allem voran stört aber die Interaktion: Mit den Controllern der HTC Vive (offiziell ist VrXcity nur für Oculus Rift und Rift S vorgesehen) habe ich zwar harte Knüppel in der Hand. Wenn ich mit gedrückten Grip- und Triggertasten die virtuelle Hand über den Rücken der virtuellen Partnerin streiche, dann fühlt sich das aber falsch und nicht besonders prickelnd an. Man hat das Gefühl, als ob man ein Haustier mit einer Haarbürste bearbeitet oder Fenster mit einem Abzieher reinigt. Das ist wenig erregend.
Das ist auch Tobias Platte, dem Geschäftsführer von Memento 3D klar, wie er uns im Interview bestätigt. Die eher suboptimalen Controllerlösungen behindern eine intuitive und natürliche Interaktion, wobei das haptische Feedback natürlich generell fehlt. Handtracking (wie für die Oculus Quest) wäre theoretisch eine Lösung, allerdings ist die Umsetzung keine einfache Sache. Aber schon VR-Controller, die die Finger und Hand besser einbinden, etwa die Valve Index-Controller, würden einen deutlichen Unterschied machen. Offiziell wird die Valve Index (Test) nicht unterstützt.
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VR-Porno-Regie als VR-Spiel-Experiment
VRXcity ist zum derzeitigen Zeitpunkt weniger als VR-Porno zur eigenen Befriedigung gedacht, erklärt Tobias Platte. Er sieht es eher als Computerspiel, nur eben im Hardcore-Pornobereich. Das unterstreicht auch die Desktop-Variante von vrXcity, die den Anwender am Bildschirm mit Maus und Tastatur anstatt mit VR-Brille den Porno-Regisseur spielen lässt.
So kann ich den 3D-Modellen der Pornostars Texas Patti oder Danny Mountain beim Sex in der Missionarsstellung zusehen und durch Platzieren von Kameras verschiedene Aufnahmewinkel für meinen Pornofilm einstellen.
Allerdings geht jegliche Erotik schnell flöten, wenn sich die beiden Protagonisten minutenlang in der gleichen Animationsschleife befinden, während ich virtuelle Kameras in der Luft herumschiebe. Ihr habt vielleicht schon einmal davon gelesen, wie wenig sexy reale Pornodrehs sind? Jetzt könnt ihr es direkt selbst erleben.
Was also grundsätzlich keine schlechte Idee ist, krankt an technischen Limitierungen und mangelnder Natürlichkeit, die gerade für die Darstellung von Sex essentiell ist. Dazu kommen die doch recht eingeschränkten Optionen der aktuellen vrXcity-Version: Nur vier Darsteller und wenig Stellungsauswahl sorgen auch bei Geduldserotikern bald für Langeweile.
Allerdings ist das Spiel noch nicht komplett, die aktuelle Version nur der erste Teil. Die nächsten drei Jahre Entwicklung sind bereits sichergestellt, wie Geschäftsführer Tobias Platte sagt. In dieser Zeit sollen Verbesserungen an der Bedienung vorgenommen sowie neue Darsteller und weitere Aktionen hinzugefügt werden. Das Feedback der Nutzer ist den Machern nach eigenen Angaben besonders wichtig: Sie setzen auf die Kommunikation mit ihren Kunden und wollen vrXcity über die nächsten Monate und Jahre kontinuierlich verbessern.
Ausprobiert-Fazit zu vrXcity
VR-Pornos sind – mal abgesehen von der Schwierigkeit, Pornos zu finden, in denen Darsteller nicht einfach wie Lustobjekte behandelt werden – durchaus eine neue Stufe der virtuellen Sexualität: Technisch gut gemachte Pornos erzeugen ein Mittendringefühl, das zwar ohne haptische Komponente auskommen muss, aber Pornografie ganz neu und deutlich näher erleben lässt als bisher. Problematisch sind allerdings die vielfach technisch unzulänglichen Filmchen mit schlechter Auflösung, miesen Kamerapositionen und fantasielosen Schema-F-Abläufen.
Insofern ist die Produktion eines VR-Pornos nach eigenen Vorlieben eine nachvollziehbare Idee und vrXcity (offizielle Webseite) ist durchaus eine interessante Erfahrung. Allerdings behindern die technischen Limitierungen und die wenig intuitive Bedienung via VR-Controller eine lustvolle Auseinandersetzung mit der Porno-Filmerei. Animationsloops sind wenig anregend – hier stört dann auch besonders die derzeit geringe Auswahl an möglichen Aktionen.
Über die nächsten Jahre könnte vrXcity spannender werden, vor allem wenn mehr inhaltliche Optionen zur Verfügung stehen. Bis dahin ist es aber noch nicht viel mehr als ein interessantes Experiment.
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