VR-Brille nimmt bei Magersucht die Angst vorm Zunehmen - Studie
VR kann bei Magersucht die Selbstwahrnehmung verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Universitätsklinikums Tübingen.
Der Alltag von Menschen mit Magersucht ist geprägt von der Angst vor der Gewichtszunahme - und den Maßnahmen, die sie dagegen ergreifen. Abhilfe könnte ein VR-Tool des Universitätsklinikums Tübingen schaffen. Es wurde von der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie mit Unterstützung des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme entwickelt.
Das Tool soll mit einer VR-Brille dabei helfen, sich dem gefürchteten Szenario zu stellen. Offenbar mit Erfolg. Erste Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die wiederholte virtuelle Darstellung mit gesundem Körpergewicht den Probandinnen hilft, ihre Angst vor zusätzlichen Pfunden zu reduzieren. Sie wurden in der Fachzeitschrift „Psychotherapy and Psychosomatics“ veröffentlicht.
Erweiterte Realität mit erweitertem VR-Körper
„In der Umsetzung ist das bisher sehr schwierig, denn die meisten Patientinnen und Patienten sind exzellent darin geworden, eine Zunahme zu verhindern", erklärt die Psychotherapeutin und Projektleiterin Dr. Simone Behrens, "sie können sich ein Leben als normalgewichtige Person, die nicht mehr explizit über Essen oder ihren Körper nachdenkt, gar nicht vorstellen. Klassische Motivationstechniken funktionieren deswegen oft nicht so gut.“
Das Tool soll sie dabei unterstützen, hilfreiche Strategien im Umgang mit einem gesunden Körpergewicht zu entwickeln. Obwohl der Versuch in VR stattfindet, passt der Begriff "erweiterte Realität" hier in anderer Hinsicht. In der Virtual-Reality-Umgebung können die Studienteilnehmerinnen ihr Körpergewicht sowohl aus der Ich-Perspektive als auch in einem virtuellen Spiegel betrachten.
Dieser Ansatz durchbreche die Grenzen der „klassischen“ Körpertherapie“, betont auch Prof. Katrin Giel. Sie leitet die Arbeitsgruppe Translationale Psychotherapieforschung. Das Setup ist in etwa zehn Minuten aufgebaut. Es umfasst einen Laptop, eine Valve Index mit Controllern und Basisstationen auf Stativen sowie Vive-Tracker (2.0) an Oberarmen und einem Hüftgürtel.
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Eine wichtige Besonderheit sind die biometrisch exakten, plausiblen Proportionen - im Gegensatz zu den oft unnatürlichen Avataren in VR-Spielen. Sie basieren auf Tausenden von Körperscans „Wir können auch die Körpergröße und das Gewicht individuell auf die jeweilige Patientin oder den Patienten abstimmen“, sagt Behrens.
Für die klinische Pilotstudie untersuchten Behrens und ihr Team 24 Patientinnen, die sich in stationärer oder ambulanter Behandlung befanden. In vier Sitzungen von je 30 Minuten konnten sie ihren gesunden virtuellen Körper betrachten. Sie Sitzungen wurden von ausgiebigen Einzelgesprächen mit den Studienleitern begleitet.
Gesunde Selbstwahrnehmung in VR erlernen
Die Teilnehmerinnen verhielten sich sehr unterschiedlich. Die Reaktionen reichten von anfänglicher Anspannung, die rasch nachließ bis hin zu einer späteren Unruhe, nachdem Teilnehmerinnen sich auf die Situation mit ihrem größeren virtuellen Körper eingelassen hatten.
„Interessanterweise haben allerdings fast alle Patientinnen rückgemeldet, dass sie die virtuelle Darstellung als sehr hilfreich für ihre persönliche Genesung erlebt haben“, resümiert Projektleiterin Behrens. An diese Ergebnisse will die Arbeitsgruppe nun anknüpfen und im nächsten Schritt die Mechanismen während der virtuellen Körperexposition genauer untersuchen.
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