Virtual-Reality-Startup "EnvelopVR" gibt trotz Google-Investment auf
Nach Vrideo muss das zweite vielversprechende VR-Startup die Segel streichen. EnvelopVR wollte die VR-Brille in den Arbeitsalltag integrieren.
Anfang 2016 hatte EnvelopVR rund 7,5 Millionen US-Dollar von Investoren angehäuft, darunter namhafte Unternehmen wie Google. Insgesamt arbeitete das Startup fast drei Jahre an einer virtuellen Schreibtischsituation, in der sich Nutzer mit beliebig vielen Monitoren umgeben können.
Derzeit gibt es kein Statement des Unternehmens, warum trotz des relativ hohen Investments die Segel gestrichen wurden. Auf der offiziellen Webseite taucht nur die Nachricht "EnvelopVR has closed" auf. Die Webseite Bizjournals berichtet, dass das Unternehmen aufgelöst werden soll. Auch die ortsansässige Seattle Times schreibt über die mögliche Pleite.
___STEADY_PAYWALL___Bereits vor vier Monaten musste das Startup einige Mitarbeiter entlassen, berichtet Geekwire. Das Produkt, das vornehmlich im B2B-Bereich angeboten wurde, fand bei den potenziellen Kunden keinen Anklang.
War die Geschäftsidee gut genug?
Die Beta-Version von Envelop erschien erst vergangenen Sommer. Sie ist bei Steam nicht mehr verfügbar.
Die Anwendung hatte bei Veröffentlichung noch zahlreiche Probleme, einige davon waren dem Konzept und dem Stand der Technologie geschuldet. Im Sommer schrieb ich in meinem Test:
"Mit aktueller VR-Technologie sind Anwendungen wie Envelop kaum zu gebrauchen. Die VR-Brillen sind für eine längere Nutzung nicht ausreichend bequem und – das wiegt viel schwerer – die Auflösung ist zu gering. Nur wenn man ein Fenster sehr nah vor die virtuellen Augen zieht, sind Schriften gut lesbar.
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Das wiederum negiert den eigentlichen Vorteil der Anwendung, nämlich dank vieler Bildschirme einen besseren Überblick zu haben und schneller zwischen Anwendungen springen zu können. Das Kopfschmerzrisiko ist bei allen Monitor-Simulationen noch sehr hoch – das ist auch ein Ergebnis meines Langzeittests von Virtual Desktop, für den ich einen ganzen Arbeitstag mit der VR-Brille auf dem Kopf verbrachte.
Ohnehin scheint die Herangehensweise, den klassischen Arbeitsplatz zu virtualisieren, bestenfalls für eine Übergangsphase sinnvoll zu sein. Langfristig verlangt das neue Medium nach eigenständigen und natürlichen Interfaces. Envelop und Co. bieten hingegen eine aufgemotzte klassische Arbeitsumgebung. Sich mit unbegrenzt vielen Monitoren umgeben zu können, klingt im ersten Moment reizvoll. Aber kann man seine Aufmerksamkeit wirklich noch sinnvoll zwischen mehr als zwei bis drei Anzeigen aufteilen? Mir gelingt das kaum."
Möglicherweise widmen sich die Entwickler einem VR-Projekt, das mehr Zukunftspotenzial - und weniger Wettbewerb - hat als die Darstellung von herkömmlichen 2D-Inhalten in virtuellen 3D-Umgebungen.
Die Geschäftsaufgabe von EnvelopVR ist die zweite namhafte Pleite innerhalb weniger Wochen. Ende November verkündete der ebenfalls gut finanzierte 360-Streamingservice Vrideo, dass das Investorenkapital aufgebraucht und der Konkurrenzdruck zu groß sei.
https://www.youtube.com/watch?v=Vo2yqDkvTG0
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