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Tschernobyl in Virtual Reality

Matthias Bastian
Tschernobyl in Virtual Reality

Orte besuchen, die man normalerweise nicht besuchen kann - das ist eines der großen Versprechen der virtuellen Realität. So ein Ort kann der Mars sein, aber auch der Boden des Ozeans. Oder Tschernobyl.

Seit dem weltweit schwersten Atomunglück 1986 gilt Tschernobyl als verbotene Zone. Zwar sind Teile der Umgebung wieder begehbar, aber an die wirklich interessanten Plätze kommt man nur mit speziellen Genehmigungen, beispielsweise für Forschungs- oder Dreharbeiten. Zwar gibt es reichlich Fotos, Videos und Dokumentationen über Tschernobyl, aber die Konsequenzen des Unglücks und die Atmosphäre der verlassenen Gegend mit eigenen Augen vor Ort sehen zu können, ist das Privileg weniger Menschen. Ein Team der polnischen Agentur Reality 51 hat es sich daher zum Ziel gesetzt, einzelne Bereiche und Orte aus Tschernobyl rund um den Unglücksreaktor sowie der anliegenden und komplett verlassenen Stadt Pripyat für VR einzufangen und aufzubereiten. Dafür wird ein Methodenmix aus Photogrammetrie und 3D-Scans, 360-Videos und selbstgebauten Modellen verwendet, die einige der Kulissen beleben sollen.

[blockquote cite="Wojciech Pazdur, Reality 51"]Die VR-Erfahrung soll sich anfühlen, als würde man einen Dokumentarfilm betreten.[/blockquote]

Viele Aufnahmen sind bereits im Kasten, daraus werden nun am Rechner die 3D-Szenen für VR rekonstruiert und gerendert. Speziell die Aufbereitung mit Bildern war laut den Machern aufwändig, beispielsweise mussten allein für die Übertragung einer einzigen Schwimmhalle in VR über 3.000 hochauflösende Fotos geschossen werden, um später auch feine Details wie abblätternde Farbe oder Risse in der Wand detailgetreu wiedergeben zu können. Die Filmer und Entwickler setzen aber nicht allein auf die Wirkung der Bilder, sondern wollen die VR-App auch mit interaktiven Elementen erweitern - in der Vergangenheit arbeitete Reality 51 auch an verschiedenen Games-Projekten.

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