Oculus Rift: Edge of Nowhere im Test - alles neu dank Virtual Reality?

Oculus Rift: Edge of Nowhere im Test - alles neu dank Virtual Reality?

Es ist soweit. Die ersten VR-only-Games namhafter Studios treffen auf den VR-Plattformen ein. Mit "Edge of Nowhere" liefert Insomniac Games den ersten von drei geplanten VR-Titeln. Wir sind für euch durch den Schnee gestapft und erläutern hier, ob sich der 40-Euro-Trip lohnt.

Anzeige
Anzeige

Mit Games wie Spyro, Ratchet & Clank oder dem jüngsten Sunset Overdrive hat Insomniac Games in der Vergangenheit bewiesen, dass man in der umkämpften Konsolenwelt dennoch den Mut aufbringen kann, über den 08/15-Tellerrand hinweg zu entwickeln. Die Spiele von Insomniac Games zeichnen sich häufig durch abgedrehten Humor und stark überzeichnete Charaktere aus. Aber auch Gameplay und Story haben es meist geschafft, die Fans bei Laune zu halten. In der Masse wurde das Studio aber nicht immer für seinen Mut belohnt, bei Sunset Overdrive blieb der große finanzielle Erfolg aus. Daher griffen die Entwickler zuletzt wieder auf das bewährte Ratchet & Clank-Franchise zurück. Mit Virtual Reality betreten sie nun wiederum komplettes Neuland.

Ich für meinen Teil war erstaunt und gleichermaßen erfreut, als bekannt wurde, dass es mit Edge of Nowhere einen VR-only-Titel für die Rift-Brille aus dem Hause Insomniac Games geben wird. Bis zum Release habe ich keine News und keinen Trailer ausgelassen und selbst auf der letzten Gamescom habe ich meinen Slot am Oculus-Stand, bei dem man sich für einen Titel entscheiden musste, Edge of Nowhere gewidmet.

Monotone Klettereinlagen, fehlende Interaktion mit der Umgebung, fragwürdige Designentscheidungen – müsste Edge of Nowhere gegen die Genregrößen unter den Monitorspielen antreten, das Spiel hätte keine Chance.

logo
  • checkMIXED.de ohne Werbebanner
  • checkZugriff auf mehr als 9.000 Artikel
  • checkKündigung jederzeit online möglich
ab 3,50 € / Monat
logo

Schleichen muss man mögen, sonst mag man Edge of Nowhere nicht. Bild: Insomniac Games.

Schleichen muss man mögen, sonst mag man Edge of Nowhere nicht. Bild: Insomniac Games

Virtual Reality als Alleinstellungsmerkmal: Reicht das schon?

Aber wir haben es hier mit einem Game für das Killermedium Virtual Reality zu tun. Und in der Tat bringt die neue Technologie einen deutlichen Spielspaßmultiplikator.

Die erste Spielszene in der Arktis beweist mir direkt, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Mein Verstand saugt die Szene sofort ein und akzeptiert sie als gegeben. Das gelingt durch die wunderbar modellierte, große Spielfigur, der brausende Wind in bestem binauralen Audio (dagegen kann selbst DOLBY ATMOS einpacken) sowie die omnipräsenten Schneeflocken, welche wild durch das Bild tanzen und einen gigantischen Eindruck von Tiefe in die Szene bringen. Ich bekomme für einen kurzen Moment Gänsehaut und weiß nicht, ob mein Körper gerade denkt, dass ihm kalt ist oder ob meine Wahrnehmung so beeindruckt ist vom Präsenzgefühl.

[blockquote]Im Bereich der VR-Only-Games gibt es bislang nichts Vergleichbares in der Qualität.[/blockquote]

Die Umsetzung der fliegenden Kamera, die der Spielfigur mit einer langsamen Vorwärtsbewegung folgt, ist für mein Gemüt genau richtig und ich bin dank Edge of Nowhere ganz offiziell Fan der "Third-Person-View" in VR Games. Nur in wenigen Szenen spürte ich einen Hauch von Motion Sickness. Das waren Momente, in denen mein Charakter Berge mit großer Steigung hinauf laufen musste oder aber sich an einem Seil einen Abhang hinuntergleiten lies. Insgesamt kann man diese Situationen aber an einer Hand abzählen.

Für Virtual-Reality-Verhältnisse passt die Grafik

Die Grafik mag für manche nicht auf dem gewohnten Niveau liegen, aber das war für die ersten VR-Games zu erwarten. 90 Bilder pro Sekunde bei einer Auflösung von 2160x1200 Pixeln fordern auch bei aktueller Hardware ihren Tribut. Mir reicht das künstlerische Gesamtwerk dennoch aus und immer wieder kann ich mich in der Welt verlieren. Die Außenszenarien beeindrucken optisch durch ihre weiten Landschaften und in den diffus ausgeleuchteten Eis- oder Steinhöhlen steigt automatisch der Puls an.

Ein richtiges Horror-Spiel ist Edge of Nowhere dennoch nicht, auch wenn es sich zweimal an den von Rift-Erfinder Palmer Luckey verpönten "Jump Scares" (plötzliche Schockmomente) bedient, aber es hat viele spannende Schleichpassagen, bei denen ich intuitiv meine Luft anhalten musste.

[blockquote]In Summe wurde ich vier Stunden gut unterhalten.[/blockquote]

Die Atmosphäre profitiert dabei auch vom tollen Audio. Professionelle Soundeffekte und ein gut gewählter Soundtrack machen Edge of Nowhere für mich erst zu einem "echten" VR-Game. Die durchweg gute deutsche Sprachausgabe ermöglicht es dem Spieler, sich voll auf die Story zu konzentrieren und nicht plötzlich schwebende Untertitel lesen zu müssen (= Immersionbruch).

Meines Wissens ist Edge of Nowhere eines der ersten vollständig multilingual vertonte VR-Games. Wer lieber auf Englisch oder anderen Sprachen zocken will, kann dies im Optionsmenü jederzeit ändern. Dem gebührt an dieser Stelle ein absolutes Lob.

Klar, man könnte jetzt noch etwas über die nicht ganz so innovative Story lästern oder über den kaum spürbaren Schwierigkeitsgrad. Auch gibt es ein paar ungünstige Momente, in denen die Steuerung und die feste Kameraposition nicht ganz im Einklang funktionieren wollen. Aber in Summe wurde ich rund vier Stunden gut unterhalten.

Fazit: Ein guter erster Aufschlag

Insomniac Games beweist mit Edge of Nowhere den Mut, einfach mal Ressourcen in die Hand zu nehmen und einen ersten Versuch in Sachen VR-Entwicklung zu starten. Das klappt nicht durchgängig auf hohem Niveau und mit Triple-A-Spielen für den Monitor kann der Titel lange nicht mithalten, aber im Bereich der VR-Only-Games gibt es bislang nichts Vergleichbares in der Qualität.

Und daher bleibe ich trotz gemischter Gefühle dabei, eine absolute Kaufempfehlung an all die Leute auszusprechen, die sich an dem recht hohen Preisschild nicht stören. Wer sich jeden digitalen Kauf zweimal überlegen muss, wartet auf den ersten Oculus-Sale. Spätestens bei einem Preis von 20 Euro ist Edge of Nowhere ein Pflichtkauf für VR-Enthusiasten.

Was ist eure Meinung zu Insomniacs erstem VR-Versuch? Diskutiert mit anderen VR-Gamern im VRforum.

| All Images: Insomniac Games