Neue Pleite: Lichtfeldunternehmen Lytro macht dicht
Update vom 27. März 2018:
In einem Blogbeitrag gibt Lytro die Schließung bekannt. Einen Grund nennt das Unternehmen nicht. Man sei weiterhin davon überzeugt, dass Lichtfeldtechnologie die Entwicklung von Augmented und Virtual Reality prägen werde.
Die Gerüchte über eine Übernahme durch Google bewahrheiten sich nicht. Allerdings soll laut der Webseite Techcrunch ein Teil des früheren Lytro-Teams bei Googles Lichtfeldabteilung anheuern. Laut der Webseite The Verge übernimmt Google Teile von Lytros Lichtfeldtechnologie, hat aber keine Pläne, diese in eigene Produkte zu integrieren oder fortzuentwickeln.
___STEADY_PAYWALL___Lytro wurde 2006 gegründet, um Lichtfeldtechnologie kommerziell nutzbar zu machen. Unter anderem versuchte es das mit einer einfachen Point-and-Shoot-Kamera, die aber kein Kassenschlager wurde.
In den letzten drei Jahren fokussierte sich das Unternehmen stark auf räumliche 360-Grad-Videos für Virtual-Reality-Brillen. Es bekam von Investoren mehr als 215 Millionen US-Dollar für die Entwicklung einer aufwendigen Lichtfeldkamera gestellt (siehe unten) - allerdings ohne Aussicht auf zeitnahe Umsätze.
Es ist die zweite schlechte Lichtfeldnachricht in kurzer Abfolge: Erst im Februar musste das auf Lichtfeld-Displays spezialisierte Unternehmen Avegant rund die Hälfte der Belegschaft entlassen. Außerdem wurde der Geschäftsführer ersetzt.
Ursprünglicher Bericht vom 21. März 2018:
Bericht: Google will Lichtfeldunternehmen Lytro kaufen
Lichtfelder könnten sich für Virtual und Augmented Reality als wegweisende Technologie erweisen. Jetzt soll Google Lytro kaufen, eines der führenden Lichtfeldunternehmen am Markt.
Laut eines Berichts der Webseite Techcrunch möchte Google den auf Lichtfeldkameras spezialisierten Hersteller Lytro kaufen. Als Übernahmeangebot stehen 40 Millionen US-Dollar im Raum. Techcrunch beruft sich auf mehrere Quellen aus dem Umfeld der Transaktion.
Laut des Berichts ist Google sowohl an Lytros Patenten als auch an Mitarbeitern interessiert, offenbar aber nicht an allen. Einigen Mitarbeitern soll bereits gekündigt worden sein.
Die kolportierten 40 Millionen US-Dollar sind ein recht geringer Betrag: Lytro sammelte in den letzten Jahren rund 216 Millionen US-Dollar von Investoren ein, um die Entwicklung einer Profi-Lichtfeldkamera voranzutreiben.
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Es gibt jedoch gute Gründe, weshalb Google die Übernahme dennoch so günstig gelingen könnte: Lytro nimmt bei der Entwicklung von Lichtfeldkameras zwar eine Vorreiterrolle ein, dennoch steckt die Technologie noch in den Kinderschuhen und ist über Experimente hinaus kaum zu Geld zu machen. Lichtfeldaufnahmen produzieren riesige Datenberge, die Postproduktion ist aufwendig und die Vorzeigekamera Immerge ist groß und teuer.
Vorteile der Lichtfeldtechnologie
Seit einigen Jahren arbeitet Lytro an der Profi-Lichtfeldkamera Immerge. Erst im November 2017 stellte das Unternehmen das neueste Modell vor.
Anders als herkömmliche Kameras fängt die Lichtfeldkamera das Licht nicht nur am Standort der Kamera ein, sondern in Bewegung. Die Lichtinformationen werden mittels dutzender Linsen gespeichert, die an einem mannshohen Gehäuse befestigt sind. Dieses dreht sich permanent im Kreis.
Mit den bewegten Lichtinformationen kann eine Szene dreidimensional rekonstruiert werden. Anders als bei klassisch aufgenommenen Fotos oder Videos sieht der Betrachter nicht nur eine flache Leinwand, sondern kann die Perspektive räumlich verschieben, sich beispielsweise einem Objekt nähern, indem er sich nach vorne beugt. Das funktioniert fast so wie in einer am Computer gerenderten 3D-Welt, aber eben fotorealistisch.
Der Haken: Wie weit der Nutzer sich in einem Foto oder Video bewegen kann, ist vom Volumen der Kamera abhängig. Bei Lytros Immerge ist das nur ein kleiner Schritt in jede Richtung, obwohl das Gehäuse riesig ist.
Vorgeschmack auf Googles Lichtfeldpläne
In der vergangenen Woche veröffentlichte Googles VR-Abteilung eine Virtual-Reality-Demo zur hauseigenen Lichtfeldtechnologie für HTC Vive und Oculus Rift. In der Demo kann man mehrere Lichtfeldfotos bestaunen.
Bestaunen schreibe ich bewusst: Die Bilder sind knackscharf, in 3D und innerhalb eines Radius von circa 20 cm ist die Perspektive frei veränderbar.
Das ist zwar nicht viel Bewegungsfreiheit. Aber sie reicht schon aus, um das Präsenzgefühl gegenüber einem herkömmlichen 360-Grad-Foto enorm zu steigern.
Sogar Lichtspiegelungen beispielsweise in Kacheln oder einem Fenster verschieben sich dynamisch und passend zum Blickwinkel des Betrachters. Das macht Lust auf mehr.
Weiterlesen über Lichtfelder:
- Lichtfeld-Display-Hersteller Avegant muss Mitarbeiter entlassen
- Insta360 arbeitet an Lichtfeldkamera für begehbare 360-Videos
- Test: So gut funktioniert Avegants Lichtfeld-Display
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