Gerüchte um gekürzte Produktionszahlen: Nein, Apple Vision Pro wird nicht eingestellt
Die Schlagzeilen überschlagen sich mit Meldungen über reduzierte Produktionszahlen und abgesagte Vision Pro Modelle. Viel Lärm um nichts.
Seit Tagen kursieren Berichte, dass Apples Vision Pro ein Misserfolg werden könnte und deshalb Produktionspläne gekürzt und neue Modelle gestrichen würden. Im Zentrum der Berichterstattung stehen zwei Aussagen des Apple-Experten Mark Gurman und des Apple-Analysten Ming-Chi Kuo. Beide eignen sich hervorragend für Schlagzeilen und sorgten für viel Verwirrung.
Gurman: Nachfrage an Vorführungen geht zurück
Anfang der Woche veröffentlichte der Apple-Experte Mark Gurman via Bloomberg seinen wöchentlichen Newsletter „Power On“, in dem er über sinkende Verkaufszahlen des Vision Pro spekuliert.
Sein Wortlaut:
„Das höre ich aus den Apple Stores: Die Nachfrage nach Vorführungen ist stark zurückgegangen. Die Leute, die einen Termin buchen, kommen oft nicht, und die Verkäufe sind – zumindest an einigen Standorten – von ein paar Geräten pro Tag auf eine Handvoll pro Woche zurückgegangen.“
Außerdem „musste“ Apple die Marketinganstrengungen auf der eigenen Website erhöhen und die Vision Pro prominent auf der Homepage platzieren.
Kein Gradmesser für den Erfolg
Gurman beschreibt damit nichts anderes als den üblichen Ablauf im Produktlebenszyklus von High-Tech-Geräten. Ein anfänglicher Hype führt zu großem Interesse und – im Idealfall – zu hohen Verkaufszahlen bei der Markteinführung. Im Laufe der Zeit flacht das Interesse ab, die Zahlen gehen zurück, die Hersteller rühren noch einmal die Werbetrommel – alles nichts Besonderes.
Da es sich bei Apple Vision Pro um ein sehr hochpreisiges Nischenprodukt in der ersten Generation handelt, war zu erwarten, dass die Verkaufszahlen und das allgemeine Interesse deutlich früher nachlassen würden als bei etablierten Produktkategorien. Wer erwartet hat, dass das VR/AR-Headset in nur zwei Monaten durch die Decke geht und XR in den Mainstream hievt, ist – mit Verlaub – ein Träumer oder kennt die Branche und ihre Probleme nicht.
Auch aus einem möglicherweise nachlassenden Interesse an den Apple Stores einen Misserfolg abzuleiten, geht zu weit. Die Vision Pro ist kein reines Consumer-Produkt. Als „Spatial-Computing-Plattform“ soll sie wie Smartphones, Laptops und PCs sowohl privat als auch beruflich genutzt werden können. Apple zielt mit der Vision Pro, wie mit vielen seiner Produkte, also auch auf den B2B-Bereich.
Erst kürzlich hat Apple zahlreiche Anwendungsfälle für Vision Pro außerhalb des Home Entertainments vorgestellt. Dazu geht der Konzern Partnerschaften mit namhaften Unternehmen wie Microsoft, SAP und Nvidia ein. Wer schon einmal daran beteiligt war, neue Prozesse in Unternehmen zu etablieren, weiß, dass dies ein langwieriger Prozess sein kann. Langfristig könnte sich Vision Pro aber definitiv auch als B2B-Headset durchsetzen. An der Anzahl der Vorführungen in den Apple Stores wird sich das allerdings nicht ablesen lassen.
Kuo: Produktion wird zurückgefahren
Viel mehr Aufsehen erregten jedoch die Spekulationen von Ming-Chi Kuo. Der Apple-Analyst lag mit seinen Aussagen in der Vergangenheit schon mehrfach richtig. Kuo ist vor allem dafür bekannt, gut in Apples Lieferketten vernetzt zu sein.
In seinem aktuellen Blogeintrag behauptet Kuo, Apple habe seine Verkaufsprognose für die Vision Pro von 700.000 bis 800.000 auf 400.000 bis 450.000 Stück gesenkt.
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Apple habe die Bestellungen vor der Markteinführung in anderen Ländern reduziert, da die Verkaufszahlen auf dem US-Markt deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien. Aus diesem Grund habe der Konzern auch seine Produkt-Roadmap angepasst, weshalb 2025 voraussichtlich kein neues Modell auf den Markt kommen werde.
Widersprüchliche Aussagen
Tatsache ist, dass es von Apple keine offiziellen Aussagen zu Produktionsmengen, Verkaufszahlen oder Absatzzielen gibt. Kuos Aussagen sind daher reine Spekulation. Zudem widerspricht er sich teilweise selbst.
Im Januar schätzte Kuo den anfänglichen Absatz von Apples Vision Pro auf 180.000 Stück und prognostizierte ein Verkaufsvolumen von 500.000 Stück für 2024. Jetzt spricht er von mehr als 700.000 Einheiten.
Laut Kuo ist die Prognose von mehr als 700.000 Einheiten „Marktkonsens“. Konkrete Anhaltspunkte dafür gibt es allerdings nicht. Geht man von Medienberichten und Kuos eigenen Aussagen aus, dürfte der Marktkonsens eher bei rund 500.000 Stück liegen. Auch Mark Gurman berichtete schon 2023 von einem Absatzziel zwischen 400.000 und 500.000 Stück.
Wie UploadVR zusammengetragen hat, berichteten zudem The Financial Times, The Information und The Elec über eingeschränkte Produktionsmöglichkeiten der Vision Pro aufgrund des begrenzten Angebots an Micro-OLED-Displays. Demnach könnte der Zulieferer Sony im Jahr 2024 ohnehin nur bis zu 500.000 Displays liefern.
Viel Wirbel um nichts
Selbst wenn die Spekulationen über die Produktionszahlen einen wahren Kern haben, wird Apple die Vision Pro nicht nach zwei Monaten aufgeben oder alle Pläne für künftige Modelle kurzfristig über den Haufen werfen. Die Entwicklung der VR/AR-Brille dürfte Milliarden verschlungen haben und ist eine klare Investition in die Zukunft.
Mit einem Preis von mindestens 3.500 Euro ist die Vision Pro derzeit natürlich noch ein absolutes Nischenprodukt, nicht mehr als ein teures Dev-Kit für Entwickler und Tech-Enthusiasten. Apple weiß das und macht sich keine Illusionen über die Verkaufszahlen.
Die Vision Pro in ihrer aktuellen Version bringt Apple vor allem Informationen über das Nutzerverhalten, mögliche Anwendungsfälle und Optimierungen für zukünftige Modelle. Der wahre Wert der Vision Pro wird sich also erst in den nächsten drei bis vier Gerätegenerationen zeigen, wenn die Technologie dahinter ausgereift ist.
Also keine Angst, Apple Vision Pro wird keine zweite Playstation VR 2.
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