„Mir ist sofort klargeworden, wie kraftvoll Virtual Reality ist."
VRODO: Ist Virtual Reality mehr Spiel oder mehr (interaktiver) Film?
Kahmke: Virtual Reality ist für mich nicht irgendwo "zwischen Games und Film" sondern eine eigenständige, neue Form. Das großartige Erlebnis in der Virtual Reality ist gerade die Immersion. Das sollte im Mittelpunkt der Überlegungen stehen. Warum sollte ich eine Filmhandlung in 360° erzählen, wenn sich das Wesentliche dann doch nur im 120° Gesichtsfeld abspielt – und ebenso gut im Kino erlebbar wäre? Eine 360°-Welt hat ja ganz andere Vorteile, eben: die vollständige Abbildung einer Umgebung. Ja, ich denke auch, dass die Drehumgebung der neue "Star" in VR ist. Räume betreten zu können, die man vielleicht in der bekannten Realität nie betreten kann. Oder nicht mehr. Fähigkeiten zu erlangen, die man selbst nicht hat – zum Beispiel in Flug-Simulationen. Das hat etwas mit Erkundung zu tun. Es ist ja kein Zufall, dass sich die Tourismus- und die Immobilienbranche auf die VR-Anwendungen stürzen – bei beiden bestimmen Raum und Umgebung das Produkt.
[bctt tweet="#VirtualReality ist für mich nicht irgendwo 'zwischen Games und Film' sondern ein neues Medium."]VRODO: Aber ist das nicht nur im ersten Moment interessant und dann möchten wir uns wieder zurücklehnen und bedient werden?
___STEADY_PAYWALL___Kahmke: Noch ist die Erfahrung für die meisten User neu, wir haben noch keine oder nur wenige Experiences gesehen und entsprechend groß ist die Überwältigung. Aber das wird sich vielleicht bald schon ändern. Dann kennen wir das schon, ja, man kann den Kopf drehen, ja, wir dürfen uns bewegen, ja, wir haben einen Controller in der Hand, mit dem wir in dieser Welt noch weitere Informationen abrufen, interaktiv ins Geschehen eintauchen können. Die Sensation der "Experience" wird sich vielleicht abschwächen, weil wir uns daran gewöhnen können. Bei meinen ersten Erfahrungen konnte ich nicht gehen, wenn ich meine Füße nicht sah. Das hat sich bald gegeben. Ich kann jetzt schon viel vertrauter damit umgehen, mein Gehirn hat offenbar dazugelernt. Spätestens jetzt stellt sich die Frage nach dem Inhalt, die Frage nach immersivem Storytelling. Und welche Geschichten in VR besser, intensiver, spannender erzählt werden können als im Kino oder in einem Game. Wir sollten nicht nur technisch, sondern auch mit den Inhalten viel mehr herumspielen und ausprobieren. Und dabei alles in Frage stellen, was schon etabliert ist.
VRODO: Beim Hackathon haben die Teams sehr interdisziplinär gearbeitet. Programmierer mit Kameramensch und Kreativem. Ist das nur eine Übergangsphase oder wird Virtual Reality ein stark interdisziplinär geprägtes Medium sein?
Kahmke: Wir haben das gelenkt und die Teams bewusst so gemischt zusammengestellt. Interdisziplinarität ist für mich der Boden, auf dem Innovation und Kreativität wachsen kann. Wenn ich daran denke, welche Expertise und Fachkompetenz jeder einzelne der Hackathon-Teilnehmer in seinem Feld mitgebracht hat, und wie intensiv der Austausch untereinander war – und dadurch für alle beglückend und erkenntniserweiternd, hoffe ich sehr, dass es in Zukunft viel mehr Formate dieser Art geben wird. Ich bin davon überzeugt, dass Virtual Reality Interdisziplinarität voraussetzt, um erfolgreich zu werden. Man braucht ja nicht nur hervorragende Programmierer, Kameraleute, Sounddesigner, Designer und Storyteller, sondern vermutlich auch Experten und Expertisen aus bisher wohl eher ungewöhnlichen Feldern: Kognitionswissenschaftler, Mediziner, Journalisten, Entwickler, Biologen, Archäologen, Architekten, Künstler und noch eine ganze Reihe weiterer naturwissenschaftlicher, technologischer und kreativer Disziplinen. Ich bin sehr gespannt, was sich in dieser Richtung noch für Allianzen schmieden werden.
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