Metro Awakening im Test: Endzeit-Hit oder VR-Mogelpackung?
Die Metro-Reihe von 4A Games genießt unter Shooter-Fans Kultstatus. Jetzt feiert sie mit Metro Awakening ihr VR-Debüt. Gelingt es?
Fragt man Shooter-Fans nach den besten Genre-Vertretern mit postapokalyptischem Setting steht die Metro-Reihe von 4A Games bei vielen hoch im Kurs. Seit dem 7. November könnt ihr das faszinierende Erzähluniversum nun erstmals auch in VR erleben. Und zwar nicht nur auf leistungsstarken PCs und der PSVR 2, sondern auch auf Headsets der zweiten und dritten Quest-Generation.
Inhalt
Metro Awakening in aller Kürze
Metro Awakening ist ein VR-exklusives Prequel zur Shooter-Sensation Metro 2033. Der in ein Dutzend Kapitel unterteilte Plot stammt aus der Feder von Romanschreiber Dmitry Glukhovsky und entführt euch in die Moskauer Metro, die vielen Menschen nach einem verheerenden Atomkrieg als Zufluchtsort dient. Das Gunplay kriegt Entwickler Vertigo Games - genau wie bei Arizona Sunshine - großartig hin und auch die Endzeit-Atmosphäre kommt hervorragend rüber. Was das Spiel sonst noch auszeichnet und wo die Schwächen liegen, erfahrt ihr in unserem Test.
- Getestet auf: Meta Quest 3S
- Verfügbar auf: Meta Quest 3, 2 und Pro, PSVR 2, PC
Metro Awakening ist für euch geeignet, wenn ihr…
- gerne in eine düstere, postapokalyptische Welt voller Gefahren abtaucht
- Spiele mit ausgeklügeltem Waffen-Handling mögt
- eine gut inszenierte, knapp sieben bis neun Stunden lange, VR-exklusive Geschichte aus dem Metro-Universum erleben wollt
Metro Awakening ist für euch weniger geeignet, wenn ihr…
- unter akuter Platz- und/oder Spinnenangst leidet (Hinweis: Ein Arachnophobia-Modus ohne Spinnen ist in Arbeit)
- linearem Leveldesign und gelegentlichem Backtracking nichts abgewinnen könnt
- weder Blut sehen könnt, noch Lust habt, euch in engen Korridoren mit teils grotesken Feinden zu messen
Willkommen im Untergrund von Moskau
Das Buch Metro 2033 aus der Feder von Dmitry Glukhovsky gilt bis heute als einer der spannendsten Endzeit-Romane der 00er-Jahre. Was viele nicht wissen: Noch bevor Glukhovsky im Jahr 2005 einen lukrativen Publishing-Deal an Land zog, lud er das Manuskript im Internet hoch. Dies wiederum hatte zur Folge, dass sich zahlreiche Games-Entwickler mit ihm in Verbindung setzten. Einer davon war das ukrainische Studio 4A Games, welches Metro 2033 überaus erfolgreich als Story-lastigen Ego-Shooter adaptierte.
Das 2010 veröffentlichte Spiel verkaufte sich über 1,5 Millionen Mal und erhielt bereits im Mai 2013 mit Metro: Last Light eine nicht minder spannende Fortsetzung. Aber auch das 2019 veröffentlichte Metro Exodus kommt bei der Fan-Community sehr gut an und kann - Stand heute - über zehn Millionen Verkäufe vorweisen. Die vielfach geforderte VR-Unterstützung für die ersten drei Metro-Titel blieben uns die Macher allerdings bis heute schuldig.
Umso mehr freut es, dass die Reihe mit Metro Awakening nun doch noch den Schritt in die Virtual Reality schafft und Entwickler Vertigo Games für den Plot Glukhovsky höchstpersönlich als Autor gewinnen konnte. Erzählerisch betrachtet hat Glukhovsky Awakening dabei als Prequel zu Metro 2033 angelegt.
Fünfzehn Jahre ist der verheerende Atomkrieg nun schon her, der Russlands Hauptstadt in ein postapokalyptisches Trümmerfeld verwandelte und die Überlebenden zwang, ihren Lebensmittelpunkt in Moskaus weitläufige U-Bahn zu verlagern. Einer dieser Überlebenden ist der Arzt Serdar. Zusammen mit seiner Frau Yana hat er sich in der U-Bahn-Station Akademecheskaya einquartiert, wo die beiden bereits schwere Zeiten durchgemacht haben. Vor allem der Verlust ihres gemeinsames Kindes Petya hat das Paar schwer getroffen und dazu geführt, dass Yana immer wieder auf Medikamente angewiesen ist. Nach einer dramatischen Prolog-Mission – die wir hier nicht spoilern möchten – habe ich in Kapitel eins nun die Aufgabe, eben diese Medikamente für Yana zu beschaffen.
Nichts für Gamer mit Platzangst!
Was vergleichsweise entspannt mit einem Spaziergang durch eine gemütlich eingerichtete U-Bahn-Station beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem actiongeladenen und klaustrophobischen Endzeit-Thriller. Die Gänge der Moskauer Metro sind düster, dreckig und nicht selten verdammt eng. Schon früh muss ich beispielsweise geduckt durch von mutierten Ratten gegrabene Tunnel kriechen. Wurzelwerk hängt mir dabei tief ins Gesicht und wenn dann auch noch der Taschenlampe auf meinem Kopf der Saft ausgeht und markerschütternde Geräusche die Stille zerreißen, wird es beklemmend.
Doch auch das Spiel mit Licht und Schatten bekommt Vertigo Games ziemlich gut hin. An einer Stelle im zweiten Kapitel stehe ich beispielsweise auf einer Kiste und sehe einige Meter vor mir die Konturen eines riesigen Rattenkopfes, der sich mit seinen rasiermesserscharfen Zähnen an einer Leiche zu laben scheint. Stichwort Leichen: Die werdet ihr in Metro Awakening ziemlich häufig finden – teils blutüberströmt und oft grotesk entstellt. Metro Awakening ist nichts für Zartbesaitete.
Glaubhafte Interaktionen
Dass mich Metro Awakening sofort in seinen Bann zieht, liegt aber nicht nur an der glaubhaft, wenn auch linear designten Welt, sondern auch der Art und Weise, wie ich mir dieser interagiere. Treffe ich beispielsweise auf dicke Stahlschiebetüren, muss ich diese mit beiden Händen packen und langsam zur Seite wuchten. Stehe ich vor einem vernagelten Durchgang, komme ich erst hindurch, wenn ich die Bretter davor packe und kraftvoll aus ihrer Verankerung reiße. Versperrt mir ein Eisentor den Weg, gilt es, mehrere Mal an den damit verbundenen Seilen zu ziehen usw. Diese Elemente sorgen für eine hohe Immersion – und streckenweise auch ziemliches Herzrasen. Etwa, wenn aus der Distanz bereits herannahende Gegner zu hören sind.
Immer wieder muss ich zudem alte Sicherungskästen mit Strom versorgen, damit daran gekoppelte Lampen anspringen oder elektrische Türschlösser sich öffnen. Also greife ich über meine linke Schulter, hole meinen Allzweck-Rucksack hervor und schnappe mir meinen transportablen Kurbellader. Anschließend verbinde ich zwei Stromkabel mit dem Sicherungskabel, kurble so lange bis die Volt-Anzeige voll ausschlägt und freue mich, wenn vor mir ein grünes Licht angeht.
Wunderbares Waffen-Handling
Ähnlich immersiv ist der Umgang mit den verschiedenen Waffen. Möchte ich meine rostige Kalaschnikow nachladen, muss ich zunächst das leere Magazin händisch aus der Waffe entfernen. Anschließend greife ich in Richtung meiner Brust, hole mir einen neuen Clip und stecke ihn in den Munitionsschacht. Jetzt noch einen Bolzen auf der rechten Seite ziehen und ich bin schussbereit. Auch an solchen Details merkt man, dass die Entwickler mit den beiden Arizona Sunshine-Teilen und After the Fall viel Erfahrung in Sachen Waffen-Handling gesammelt haben und das Ganze entsprechend vorbildlich in die Praxis umsetzen.
Noch mehr als in den eben genannten Shootern habe ich hier jedoch mit Munitionsmangel zu kämpfen. Ein Umstand, den Metro-Fans aus vorherigen Teilen kennen und der das Survival-Feeling maßgeblich unterstützt. Ob für eure Pistole vom Typ Tokareva TT-33, besagtes Maschinengewehr oder die wuchtige Shotgun namens Shambler – Patronen sind ein seltenes Gut und sollten mit Bedacht eingesetzt werden. Vor allem auf höheren Schwierigkeitsgraden ist daher Präzision und das Anvisieren von Schwachstellen gefragt, zumal die Feinde dann auch mehr Treffer einstecken können. Unbegrenzte Munition steht mir dagegen für das meist auf Loren montierte Hochleistungs-MG zur Verfügung. Im Gegenzug muss ich dafür eine kleine Temperaturanzeige im Auge behalten, um Überhitzung zu verhindern.
Kommt es zum Kampf, setzt Metro Awakening ebenfalls erfreulich viel Adrenalin frei. Denn nicht selten greifen Gegner aus mehreren Richtungen an, gehen in Deckung, wechseln ihre Position und verfolgen euch teilweise sogar durchs halbe Level. Letzteres widerfuhr mir während einer Auseinandersetzung mit einem Soldaten, der so schwer gepanzert war, dass mir irgendwann die Munition ausging.
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Solide Stealth-Komponente - mit Luft nach oben
Wer bleihaltige Konfrontationen ganz vermeiden will, versucht es mit der Leisetreter-Methode. Mit anderen Worten: Ich schleiche mich geduckt, ohne Lärm zu machen und mit ausgeschalteter Taschenlampe am Feind vorbei. Oder lenke ihn durch das Werfen einer Dose oder Flasche so ab, dass ich mich vorbeimogeln kann. Wer mag, kann sich natürlich auch hinterrücks anschleichen und der ahnungslosen Patrouille den Pistolenkolben über die Rübe ziehen. Richtig getroffen, geht der Schurke meist direkt zu Boden und steht dann auch nicht mehr auf.
Flankiert wird das solide Stealth-Gameplay von einer kleinen Lampe an eurer Armbanduhr, die auf einen Blick signalisiert, ob ihr gerade verborgen seid oder nicht. Weniger überzeugend: Streckenweise sind die Räumlichkeiten so beengt, dass kaum Platz bleibt, sich effektiv zu verstecken. Entbrennt doch eine Konfrontation, ist das Gegnerverhalten meist recht vorhersehbar. Situationen lassen sich dann in der Regel dadurch lösen, dass ich auf menschliche Gegner zustürme und drauf losballere. Oder mich in einer Ecke verschanze und abwarte, bis Mutantenratten und Co. wieder aus vorhersehbarer Richtung angreifen. Hier wäre mehr KI-Raffinesse wünschenswert gewesen.
Nachbessern sollte Vertigo Games außerdem hinsichtlich der Checkpoint-Abstände. Die sind in meinen Augen nicht dicht genug beieinander, was primär bei VR-Einsteigern für Frust sorgen könnte. Zum gewissen Grad frustrierend ist darüber hinaus die Tatsache, dass ich mich streckenweise durch Abschnitte kämpfen muss, die ich zuvor bereits ausführlich erkundet hatte.
Fazit: Ein tolles, aber unvollkommenes VR-Debüt
Mit Metro Awakening liefert Vertigo Games einen immersiven Endzeit-Shooter ab, der über zwölf Kapitel hinweg eine gelungene Prequel-Geschichte erzählt, die keine Metro-Vorkenntnisse voraussetzt.
Die Interaktion mit der Welt und den Gadgets funktioniert prima, das Waffen-Handling überzeugt, die meisten Kämpfe fühlen sich packend an, der Soundtrack geht schnell ins Ohr und für Gruselmomente ist dank tollem Licht-Schatten-Spiel, ekligen Gruselspinnen und dergleichen ausreichend gesorgt.
Grafisch schlägt sich die getestete Quest-Fassung ebenfalls recht wacker – ohne jedoch die Qualitäten eines Batman: Shadow zu erreichen. Für einen Technik-Vergleich zwischen der Quest 3- und PSVR 2-Fassung schaut in den verlinkten Artikel.
Mit einer uneingeschränkten Kaufempfehlung bin ich dennoch zurückhaltend. Dafür sind mir das Leveldesign und die Schauplätze vor allem in späteren Abschnitten nicht abwechslungsreich genug.
Weitere Kritikpunkte betreffen die teilweise vorhersehbaren Aktionen der Gegner, die unfaire Speicherpunkte-Verteilung und die Tatsache, dass viel zu wenig kreativ geknobelt wird. Trotzdem: Wer über diese Macken hinwegsehen kann, wird hier sieben bis neun Stunden auf gutem Niveau unterhalten.
Hier könnt ihr Metro Awakening kaufen
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