Magic Leap One als Sozialexperiment, Akku auf Tablet-Niveau
Die erste Version von Magic Leaps Augmented-Reality-Brille Lightwear ist für Innenräume gedacht. Dafür gibt es technische und soziale Gründe.
Die technischen Gründe liegen auf der Hand: Außenbereiche stellen die in der Brille verbauten Sensoren vor viel größere und rechenintensivere Aufgaben als Innenräume.
Wie ein selbstfahrendes Auto muss Magic Leap One die Umgebung in Echtzeit in 3D kartographieren, um sich orientieren und digitale Grafiken darin einbetten zu können. Ein aufgeräumter Innenraum bei gleichbleibenden Lichtbedingungen ist für die AR-Brille deutlich einfacher zu analysieren als beispielsweise eine Einkaufspassage mit vielen Lichtquellen und Menschen.
___STEADY_PAYWALL___Trotz dieser technischen Herausforderung dürften für die Draußen-Nutzung die sozialen Hindernisse die größeren sein. Es ist völlig unklar, ob und wann es gesellschaftlich akzeptabel werden könnte, dass Menschen mit einer permanent aktivierten Kamerabrille durch ihren Alltag marschieren.
Spaziergang mit der Augmented-Reality-Brille: Bewunderung oder Tracht Prügel?
Magic-Leap-Gründer Rony Abovitz geht davon aus, dass experimentierfreudige Käufer die AR-Brille trotz der Innenraum-Empfehlung mit vor die Tür nehmen werden. Magic Leap möchte solche Experimente genau beobachten: "Wir wollen lernen, wie sich die Leute verhalten, das ist das Ziel von Magic Leap One", sagt Abovitz in einem Interview mit Time. "Wir wollen herausfinden, wie sich das soziale Umfeld anpasst."
Magic Leaps Annahme für die nächsten zehn Jahre ist, dass Menschen größeren Wert auf Beziehungen und persönliche Vernetzung legen als auf Daten, Informationen oder Besitz. Magic Leap One soll der dafür passende Computer werden.
Magic Leaps Kreativchef Graeme Devine erklärte in der Vergangenheit, dass die AR-Brille nur erfolgreich sein könne, wenn sie "kulturell akzeptiert" werde. "Es funktioniert nur, wenn es sozial funktioniert", so Devine.
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Glassholes und Spectacles vs. Magic Leap One
Im Falle von Googles Datenbrille Glass sorgte die im Brillenbügel eingelassene Kamera vor einigen Jahren für heftige Proteste: Glass-Nutzer wurden zwischenzeitlich als "Glassholes" tituliert und der Alltagsspionage bezichtigt.
Bei Snaps Videobrille Spectacles waren solche Proteste 2016 allerdings schon kein Thema mehr. Vielleicht weil der Coolness-Faktor der Spectacles deutlich höher liegt, die Brille während einer Aufnahme gut sichtbar blinkt, die Akzeptanz für permanent laufende Kameras in der Zielgruppe gestiegen oder das Gerät einfach ein Flop ist.
Tablet-Akku und jazzige Lichtfelder
Die Akkuleistung von Magic Leap One soll laut Abovitz die Laufzeit eines Highend-Tablets erreichen können. Wie bei jedem Mobilgerät hängt sie davon ab, welche Apps der Brillenträger nutzt.
Sich zurückzulehnen und einen Film zu schauen verbraucht laut Abovitz deutlich weniger Energie als einen Dinosaurier durch das Haus zu jagen oder es mit Fischen zu füllen, die von Raum zu Raum schwimmen. Das Unternehmen möchte die Batterieleistung vor dem Marktstart irgendwann in diesem Jahr noch optimieren.
Das in der Magic-Leap-Brille verbaute Lichtfeld-Display muss man laut Abovitz erleben, um es zu verstehen: Man könne es nicht in Bildern zeigen oder darüber schreiben. "Das ist, als würde man über Jazz schreiben", so Abovitz.
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