Lytro arbeitet an universellem Format für begehbare Videos
Das US-Unternehmen Lytro arbeitet an einem Format für lichtfeldbasierte Inhalte, um das Aufnehmen, Speichern und Abspielen räumlicher Videos zu standardisieren. Damit soll die Produktion und Verbreitung entsprechender Inhalte entscheidend vereinfacht werden.
Lytro entwickelt die Lichtfeldkamera "Immerge". Sie besteht aus einer Wand, die Dutzende Einzelkameras verbaut hat und die sich beim Filmen um die eigene Achse dreht. Das Besondere an Lytros Kameratechnologie ist, dass Licht nicht nur wie bei einer klassischen Kamera statisch an einer Position, sondern in Bewegung eingefangen wird.
Auf Basis der Bewegungsdaten werden in der Cloud sogenannte Lichtfelder berechnet, bei denen Fokuspunkt und Sichtwinkel nachträglich frei verändert werden können. So entsteht ein räumliches Video, in dem sich der Zuschauer frei bewegen kann. Allerdings nicht völlig frei, die Kamera zeichnet Raumdaten nur in einem Radius auf, die ihrem Volumen entspricht.
___STEADY_PAYWALL___Vorgerenderte 3D-Umgebungen
Ende Oktober 2017 stellte Lytro eine Software vor, die Lichtfelder aus computergenerierten Umgebungen berechnet. Eine digitale Szene wird nach dem gleichen Prinzip von zahlreichen Kameras eingefangen, mit dem Unterschied, dass die Kameras virtuell statt real sind (siehe GIF). Das Ergebnis ist das Gleiche: Ein Video mit räumlich verschiebbarem Blickpunkt.
Der Vorteil lichtfeldbasierter Videos ist, dass sie vorgerendert sind und äußerst detaillierte Szenen mit wesentlich geringerem Rechenaufwand darstellen können. So wären selbst auf autarken Geräten wie Vive Focus oder Oculus' Santa-Cruz-Protoyp grafisch eindrucksvolle 3D-Umgebungen realisierbar.
Aktuelle Nachteile: Hohe Datenrate, geringe Interaktivität
Das Problem ist weniger die benötigte Rechenleistung als die hohe Datenrate räumlicher Videos. Der mit Lytros Lichtfeldkamera gedrehte Film "Hallelujah" weist selbst nach Optimierung eine Datenrate von rund 500 Gigabyte pro Minute auf. Laut Road to VR arbeitet das Unternehmen an einer Lösung, die diesen Wert um 75 Prozent senken soll.
Ein weiterer Nachteil räumlicher Videos ist, dass sie - im Gegensatz zu in Echtzeit gerenderten 3D-Umgebungen - nur eingeschränkt interaktiv sind. Auch hier verspricht das Unternehmen eine zeitnahe Lösung. Road to VR berichtet, dass Lytro demnächst Software für Unreal und Unity anbieten werde, mit denen Entwickler räumliche Videos nahtlos mit interaktiven Echtzeit-Inhalten anreichern können.
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Lichtfeldtechnologie wird herkömmlich gerenderte Inhalte nicht ersetzen. Ihre Leistung besteht darin, dass sie die Lücke zwischen klassischen 360-Grad-Inhalten und in Echtzeit gerenderten, interaktiven VR-Erfahrungen schließt.
Ein Format für lichtfeldbasierte Inhalte
Lytro will für Lichtfeldvideos ein eigenes Format etablieren. Es hört auf den Namen "Lytro Reality Experience" und passt lichtfeldbasierte Inhalte dynamisch an das jeweilige Abspielgerät an.
Road to VR schreibt, dass das Video auf einer PC-Brille in der höchsten Qualitätsstufe und mit räumlicher Bewegungsfreiheit abgespielt wird. Im Falle eines schwächeren Rechners oder einer mobiler VR-Brillen würde der Detailgrad automatisch reduziert. Bei Smartphones und Tablets würde nur noch ein 360-Grad-Video gezeigt, jedoch in einer Auflösung von bis zu 10K. Eindrucksvoll ist, dass sämtliche Versionen auf dem gleichen lichtfeldbasierten Ursprungsmaterial beruhen.
Lytros CEO Jason Rosenthal glaubt, dass das 3D-Format zur Verbreitung lichtfeldbasierter Inhalte beitragen könnte, so ähnlich wie PDF, OpenGL und MPEG zuvor für andere mediale Inhalte. Filmemacher und Entwickler könnten immersive Inhalte auf mehreren Plattformen zugleich veröffentlichen, ohne sie anpassen zu müssen und Konsumenten hätten auf ihrem Gerät jeweils die technisch bestmögliche VR-Erfahrung.
Wegen der hohen Datenrate räumlicher Videos waren Lytros Filme bislang nur bei speziellen Veranstaltungen zu sehen. Das soll sich demnächst ändern: Das Unternehmen arbeitet an einem neuen Film, der im ersten Quartal 2018 für alle gängigen VR-Plattformen erscheinen soll.
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