HTC Vive: "L.A. Noire VR" im Test - Ein Detektiv mit Makeln

HTC Vive:

Spurensicherung am Tatort, Zeugenbefragung, Verfolgungsjagden mit Gangstern: Das klingt nach den Zutaten eines großartigen VR-Spiels. Weshalb mich "L.A. Noire: The VR Case Files" dennoch nicht überzeugt hat, könnt ihr im Test nachlesen.

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Nach Skyrim VR, Doom VFR und Fallout 4 VR folgt mit L.A. Noire: The VR Case Files die vierte und letzte große VR-Adaption dieses Jahres. Rockstar bietet in der VR-Adaption nicht sämtliche Inhalte des 2011 erschienen Originalspiels, sondern wählte sieben Fälle aus, die sich besonders gut für Virtual Reality eignen. Die einzelnen Ermittlungen hängen dadurch kaum zusammen.

Was die Erfahrung zusammenhält, ist die Geschichte der Hauptfigur Cole Phelps, der sich vom einfachen Streifenpolizisten zu einem angesehenen Mitglied des Morddezernats hocharbeitet. Schauplatz ist das Los Angeles der 40er Jahre. Die Stadt und Zeit ist samt Menschen und Moden authentisch eingefangen und das eigentliche Glanzlicht des VR-Spiels.

Lustvolle Stadtrundfahrten

Mehr Freude als die Detektivarbeit macht die Stadtrundfahrt im eigenen Auto. In L.A. Noire können Spieler 15 Quadratkilometer des Los Angeles der 40er Jahre befahren und eine Vorstellung davon bekommen, wie sich ein "GTA" in der Virtual Reality anfühlen würde. Die Erkundungsfahrten bieten eine willkommene Abwechslung zur steifen Ermittlungsarbeit, selbst wenn es in der Spielwelt außer Sehenswürdigkeiten nichts zu entdecken oder zu tun gibt.

Rockstar Games hat die Interaktion mit Fahrzeugen mit viel Liebe zum Detail umgesetzt: Spieler können mit den Vive-Controllern Autotüren öffnen und schließen, den Zündschlüssel drehen, das Lenkrad greifen, die Polizeisirene anschalten und das Mikrofon in die Hand nehmen, um mit der Polizeizentrale zu sprechen. Eine Minikarte zeigt den Zielort an. Wer keine Lust auf die Fahrerei hat, kann sich direkt zur Zieldestination teleportieren.

Eine weitere Stärke von L.A. Noire sind die Animationen der Gesichter. Die Entwickler des Originalspiels haben die Mimik professioneller Schauspieler mit zahlreichen Kameras eingefangen und auf die Charaktere der Spielwelt übertragen. Das Ergebnis sind realistisch animierte Gesichter, wie man sie in VR-Spielen selten sieht.

Ein netter Nebeneffekt: Man begegnet in vielen Szenen Schauspielern, die man aus Filmen und Serien kennt.

Fazit: Immersion ist kein Automatismus - auch nicht mit der VR-Brille

Der hohe Detailgrad der Gesichter bringt eigene Probleme mit sich: Weil die Körper weit weniger gut animiert sind, passen Gesicht und Körper nicht immer zusammen, was unfreiwillig komisch wirkt und so die Immersion beeinträchtigt. Unter der VR-Brille fallen solche Unstimmigkeiten viel stärker auf als auf dem Monitor.

Das Gleiche gilt für die Polizeifälle, deren konstruierte Spielmechanik in der Virtual Reality mehr stört als am Bildschirm. Die VR-Portierung zeigt, dass die VR-Brille nicht automatisch für mehr Immersion sorgt. Im Gegenteil: Sie fordert mehr Realismus und Plausibilität von der Spielewelt ein. Deshalb bin ich in L.A. Noire am Ende lieber ein einfacher Tourist als ein findiger Detektiv.

L.A. Noire ist für HTC Vive bei Steam und bei Viveport erhältlich und kostet 29,99 Euro. Die Systemanforderungen stehen hier.

| Featured Image: Rockstar Games