Virtual Reality

Der erste 360-Livestream einer OP ist ein Ausblick auf die Zukunft des Lernens

Matthias Bastian
Unscharf und unfertig - der "Virtual-Reality"-Livestream einer OP macht Kopfweh, ist aber dennoch ein Ausblick auf ein neues Bildungssystem.

Schon einmal darüber nachgedacht, wie es sich anfühlt, neben einem OP-Tisch zu stehen? Gestern hatte man drei Stunden lang die Gelegenheit, live und in 360-Grad einer Darmkrebs-OP beizuwohnen.

Zugegeben, ein bisschen fühle ich mich wie ein Voyeur, als ich durch eine Pappschachtel blickend live dabei bin, wie ein 70-Jähriger gerade einen bösartigen Tumor aus dem Darm geschnitten bekommt. Da dieser aber angeblich ganz begeistert davon ist, Teil des VR-Lernexperiments zu sein, schiebe ich moralische Bedenken schnell beiseite.

Besonders viel kann ich von dem Operationsverlauf ohnehin nicht erkennen, denn die Qualität der Übertragung ist lausig. Irgendwo wird geschnitten, ein bisschen gesaugt, ein Arzt gibt Anweisungen und blickt auf einen Monitor. Details sind kaum auszumachen. Stellenweise bin ich mir nicht sicher, ob bestimmte Teile des Bildes absichtlich verschwommen dargestellt werden oder ob die Kamera- und Streamingtechnologie einfach nicht mehr hergibt. Einige "Stitching-Nähte", das sind die Stellen, an denen die Einzelaufnahmen der verschiedenen Kameralinsen zu einer 360-Aufnahme zusammengeführt werden, laufen quer durch den Patienten, an dem ebenfalls genäht wird. Ein irritierender Anblick.

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