Chinesische Polizei nutzt Kamerabrille mit Gesichtserkennung
Dystopie oder Sicherheitsfaktor? Die chinesische Polizei experimentiert mit einer Kamerabrille, die Gesichter scannen und Verdächtige identifizieren kann.
Das Wall Street Journal berichtet mit Bezug auf die chinesische Zeitung Renmin Ribao, dass Polizisten in China Kamerabrillen mit Gesichtserkennung einsetzen. Dafür wird an einer herkömmlichen Brille eine hochauflösende Kamera angebracht, die die Gesichter vorbeilaufender Personen scannt und mit einer Datenbank abgleicht.
In China gibt es bereits stationäre Kameras, die Gesichtserkennung nutzen. Die Brillenkamera soll im Vergleich flexibler einsetzbar sein und schneller scannen, da sie die Daten nicht übers Internet abgleichen muss. Die Polizisten tragen eine Offline-Datenbank mit sich.
___STEADY_PAYWALL___So sollen sie in größeren Personengruppen einzelne Identitäten ermitteln und dann unmittelbar zugreifen können. Laut des Herstellers LLVision können Verdächtige im Optimalfall innerhalb von 100 Millisekunden aus einer Datenbankauswahl von 10.000 Personen erkannt werden.
Das System soll außerdem bei der Ausweiskontrolle helfen und gefälschte Ausweise erkennen. 26 Personen mit falschen Ausweisen soll die Brillenpolizei schon gefasst haben und sieben weitere Personen, die aufgrund größerer Verbrechen gesucht wurden.
Laut der Webseite des Herstellers ist in der Brillenkamera ein Myriad-Chip von Movidius verbaut. Der Prozessor ist auf Computer-Vision-Berechnungen und den Einsatz in mobilen Endgeräten optimiert. Movidius wurde im Herbst 2016 von Intel aufgekauft.
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Hersteller will die Brille außerhalb Chinas verkaufen
LLVision kooperiert seit rund einem Jahr mit Behörden chinesischer Provinzen, um die Brillenüberwachung zu testen und fortzuentwickeln. Ein Verkauf an Privatpersonen sei vorerst nicht vorgesehen, bis die möglichen sozialen Folgen besser einschätzbar seien, so ein Sprecher des Unternehmens. Die Polizei bei der Verbrechensbekämpfung zu unterstützen, sei ein gutes Testszenario.
Das Unternehmen möchte die Brille zukünftig auch außerhalb von China verkaufen. Exporte nach Afrika, in die USA, nach Europa und Japan sollen bereits stattgefunden haben. Im Sommer 2017 stellte das US-Ministerium für Innere Sicherheit eine Vision der Zukunftspolizei vor, in der eine solche Scanner-Brille thematisiert wird.
Gegenüber dem Wall Street Journal warnt William Nee, China-Experte der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, dass die Technologie leicht eingesetzt werden könne, um die Bevölkerung zu überwachen und politische Gegner oder Minderheiten zu verfolgen. Der chinesische Überwachungsstaat könne so noch präsenter werden, so Nee.
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