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3D-Kamera Acer SpatialLabs Eyes Camera im Test: Starker Neuzugang im Profi-Segment

3D-Kamera Acer SpatialLabs Eyes Camera im Test: Starker Neuzugang im Profi-Segment

Die Acer SpatialLabs Eyes Camera sorgt für frischen Wind im Bereich der klassischen 3D-Kameras, die Inhalte ähnlich den Formaten des 3D-Kinos und des 3D-Fernsehens produzieren.

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Ein Artikel von Daniel Pohl

Während Nutzer:innen aus der 3D-TV-Ära noch alte 3D-Kompaktkameras wie die Fujifilm W3 oder die Panasonic DMC-3D1 nutzen, dauerte es nach dem Abgesang des 3D-Fernsehens über 10 Jahre, bis wieder eine breit verfügbare reguläre 3D-Kamera auf den Markt kam: die Kandao QooCam EGO. Auch Apple bietet mit dem iPhone 15 und 16 die Erzeugung von regulären 3D-Inhalten unter dem Namen Spatial Photos und Spatial Videos an, die allerdings mit Tricks aus zwei verschiedenen Linsen mit relativ geringem Linsenabstand erzeugt werden.

Der Compute-Puck Xreal Beam Pro im Smartphone-Formfaktor macht dies in unserem Test mit zwei identischen Kameras bei größerem Linsenabstand allerdings besser. Auch VR-Brillen wie Meta Quest 3 und 3S können mit Tools 3D-Inhalte aufnehmen.

Die Acer SpatialLabs Eyes Camera (ASEC-1) ist nun neu in der Runde für die Erzeugung von regulärem 3D-Content. Im Test zeige ich, wie gut sie für Virtual Reality geeignet ist und wie sie sich gegen die anderen Kandidaten in diesem Bereich schlägt.

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Acer SpatialLabs Eyes Camera Review: Das Wichtigste kompakt

Die neue Acer SpatialLabs Eyes Camera ist ein starker Neuzugang in der Reihe von Kameras, die reguläre 3D-Inhalte (also nicht 180° 3D) erzeugen können.

Die Acer SpatialLabs Eyes Camera ist für euch geeignet, wenn ihr...

  • eine sehr gute, regulärwinklige 3D-Kamera möchtet
  • trotz Nicht-180°-3D eine möglichst hohe Immersion in VR beim Betrachten wollt
  • viele Optionen nutzt, z.B. manuelle Verschlusszeit, ISO, HDR
  • hochaufgelöste 3D-Videos erstellen wollt

Die Acer SpatialLabs Eyes Camera ist für euch weniger geeignet, wenn ihr...

  • halbsphärische VR180-3D-Aufnahmen machen wollt
  • lieber den Formfaktor eines Smartphones ohne viele Einstellmöglichkeiten bevorzugt
  • vom Budget her etwas Günstigeres sucht (z.B. Xreal)

Hintergrund zu Acer SpatialLabs

Acer dürfte langjährigen VR Nutzer:innen noch immer ein Begriff sein. Als 2017 eine Flut von Windows Mixed Reality Headsets erschien, war auch Acer mit der VR-Brille AH101 vertreten. Später kam die Acer SpatialLabs-Serie hinzu.

Diese bietet 3D-Monitore für Desktop-PCs, Laptops mit integriertem 3D-Monitor und unterstützt dank OpenXR und SteamVR auch den Wechsel vom 3D-Monitor zu VR. Das neueste Produkt in dieser Reihe ist die Acer SpatialLabs Eyes Camera, die ich für euch ausgiebig getestet habe.

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Acer SpatialLabs Eyes Camera im Vergleich

Quest 3 & 3S Xreal Beam Pro Acer SpatialLabs Cam QooCam EGO
Format Reguläres 3D Reguläres 3D Reguläres 3D Reguläres 3D
Sichtfeld (horiz.) 80° (?) 86° 80° 66°
Sensoren ? (1/2.76")
Samsung S5KJN1
1/2.8" 1/2"
Aspect Ratio
Foto
1:1 4:3 16:9 4:3
Aspect Ratio Video 1:1 16:9 16:9 16:9
Fotoauflösung
(pro Auge)
1920x1920 3840x2880 3840x2160 4000x3000
Videoauflösung
(pro Auge)
1920x1920 @ 60 fps 1920x1080 @ 60 fps 3840x2160 @ 30 fps
1920x1080 @ 60 fps
1920x1080 @ 60 fps
Linsenabstand 65 mm 50 mm 63 mm 65 mm
Preis Quest 3S Neupreis 329€ / für Quest 3 Besitzer: 25€ für Kamera-App 229€ 549€ 385€

Aus der Tabelle wird schnell ersichtlich, dass die Acer-Kamera mit dem größten Field-of-View aufnimmt. Dies hilft bei der Immersion, wie ich später noch erläutern werde.

Mit 3840x2160 pro Auge bietet sie für Videos viermal so viele Pixel wie Xreal und QooCam und mehr als doppelt so viele Pixel wie die Quest 3 (S). Acer und Xreal haben beide relativ kleine Sensoren. Die QooCam EGO bietet ca. 50 % mehr Sensorfläche.

Im Schärfevergleich wirkt sich dies im Foto-Modus so aus:

Der Schärfevergleich im Crop eines Testmusters, das ca. 3,5 Meter entfernt steht. Eine höhere Schärfe zeichnet sich durch mehr Details im Kreisinneren aus.

Der Schärfevergleich im Crop eines Testmusters, das ca. 3,5 Meter entfernt steht. Eine höhere Schärfe zeichnet sich durch mehr Details im Kreisinneren aus. | Bild: Daniel Pohl

Meta Quest 3 und 3S

Die 3D-Kamera von Meta Quest 3 und 3S kann über meine App immerGallery ohne Guardian-Begrenzung verwendet werden. Die Funktionsweise wird im YouTube Video „Boundaryless 3D Camera for Quest 3“ gezeigt. Wer bereits ein solches VR-Headset besitzt, kann damit kostengünstig experimentelle 3D-Inhalte erstellen und herausfinden, ob einem das Thema Spaß macht.

Leider erfordert dies einige Experteneinstellungen über adb (Android Debug Bridge) und ist nicht so einfach mitzunehmen wie eine dedizierte Kamera. Daher ist dies vor allem für Einsteiger in die Erzeugung räumlicher Inhalte gedacht, die sich zunächst mit einer akzeptablen Qualität zufriedengeben.

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QooCam EGO

Hinsichtlich der Schärfe schneidet die QooCam EGO im Vergleich am besten ab, hier zahlt sich der größere Sensor aus. Allerdings muss hier berücksichtigt werden, dass durch den geringeren Blickwinkel von 66° gegenüber der Acer mit 80° quasi ein optischer „Zoom“ eingebaut ist, wodurch mehr vom mittig platzierten Testbild auf dem Sensor landet.

Dafür wird die Szene links und rechts nicht so weit erfasst. Die QooCam EGO wäre sicherlich einen eigenen Test wert. Eine Kaufempfehlung kann ich aber aus eigener Erfahrung, aus Berichten von Bekannten und aus diversen Forenthreads leider nicht aussprechen.

Die QooCam EGO Kamera startet langsam, der mechanische Auslöser ist kaum zu bedienen, der Autofokus funktioniert oft nicht und der Akku hält nicht lange. Wenn man die Kamera schräg hält, werden die Bilder oft unscharf. Die Farben entsprechen oft nicht dem, was man von anderen Kameras gewohnt ist. Einige Nutzer klagen über starke Unterschiede zwischen der Schärfe des linken und des rechten Bildes.

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Xreal Beam Pro

Im Vergleich Acer zu Xreal Beam Pro erhalten wir bei Acer etwas mehr Schärfe. In der Handhabung und den Optionen unterscheiden sich die beiden Modelle jedoch stark.

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Bei der Xreal Beam Pro kann man derzeit im Spatial-Modus keine manuellen Einstellungen wie Verschlusszeit oder ISO ändern. Die Fotos haben keine EXIF-Daten, die Auskunft über die bei der Aufnahme verwendeten Kameraeinstellungen geben würden.

Dafür verfügt Xreal über eine elektronische Wasserwaage, die für die Ausrichtung von 3D-Fotos sehr wichtig ist. Der große Smartphone-Bildschirm von Xreal bietet eine sehr gute Vorschau. Die Benutzeroberfläche reagiert sehr schnell.

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Die Stärken der Acer SpatialLabs Eyes Kamera

Die Kamera verfügt über verschiedene Einstellungen und Modi, mit denen erfahrene Content-Ersteller bessere Bilder erstellen können. Die Funktionen umfassen:

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  • Weitwinkliger Field-of-View hilft bei der Immersion in VR
  • Automatischer Aufnahme-Modus
  • Nachtmodus
  • Sportmodus
  • Manueller Modus (Verschlusszeit, ISO, Weißabgleich, EV)
  • HDR
  • Burst Modus
  • Timer
  • Software-Video-Stabilisierung
  • EXIF-Daten
  • Kann als 3D-Webcam genutzt werden

Der Unterschied, wenn man die Möglichkeit hat, den Weißabgleich anzupassen, ist im folgenden Bild dargestellt. Nach meiner menschlichen Wahrnehmung wirkte die Szene weihnachtlich, mit einem warmen Gelb. Durch die manuellen Einstellungen konnte ich dies bei Acer entsprechend reproduzieren. Bei Xreal fehlt diese Einstellmöglichkeit.

Ein Bilder-Vergleich zeigt dieselbe Christbaumbeleuchtung in zwei verschiedenen Farbtönen.

Die Stimmung der Beleuchtung konnte durch den manuellen Weißabgleich der Acer-Kamera links besser abgebildet werden als bei Xreal Beam Pro, wo keine Detaileinstellungen für Spatial Photos möglich sind. | Bild: Daniel Pohl

Schwächen der Acer SpatialLabs Eyes Kamera

Bauartbedingt wäre ein etwas größerer, etwa die gesamte Rückseite ausfüllender Bildschirm wünschenswert gewesen. Andere Schwächen könnten durch zukünftige Firmware-Updates noch behoben werden.

  • Verglichen mit der Xreal Beam Pro ist der Bildschirm zur Vorschau sehr klein.
  • Da man den Fokus auf Objekte über den Touchscreen festlegen kann, ist das Berühren auf dem kleinen Bildschirm manchmal nicht ideal
Die Rückseite der Acer SpatialLabs Eyes Camera.

Die Rückseite der Acer SpatialLabs Eyes Camera. Für eine bessere Vorschau wäre es wünschenswert gewesen, wenn der Touchscreen die gesamte Rückseite bedecken würde | Bild: Acer

  • Gelegentlich fokussiert die Kamera auf ein Objekt, das die Kamera als zu nahe oder als nicht geeignet erachtet. Obwohl die Anleitung von 50 cm als minimale Distanz zum Objekt spricht, wird ein rotes Rechteck angezeigt. Der Auslöser blockiert und lässt sich nicht übersteuern, auch wenn man es bewusst so aufnehmen möchte. Bei einem zeitkritischen Motiv kann dies dazu führen, dass man den Moment verpasst. Erst ein neues Klicken auf ein anderes Objekt kann Abhilfe bringen und dauert mehrere Sekunden zum erneuten Fokussieren.
  • Die elektronische Wasserwaage wird schmerzlich vermisst. Zumindest für die sehr wichtigen Roll-Rotationen, die es bei 3D-Aufnahmen zu vermeiden gilt. Ideal wäre auch ein Level für die Pitch-Rotation. Zwar hat man hier mehr Freiheiten, aber oft sind auch in dieser Achse gerade ausgerichtete 3D-Medien am besten in VR zu betrachten. IMU-Daten sind in den gespeicherten Fotos vorhanden, daher fehlt hoffentlich nur noch ein Firmware-Update, das diese in Echtzeit visualisiert.
  • Der Bootvorgang inkl. dem längeren Knopfdrücken zum Einschalten dauert ca. 10 Sekunden. Dagegen ist Xreal Beam Pro, wie von Smartphones her gewohnt, mit einem Klick aus dem Standby einsatzbereit.
  • Kein Speichern von RAW-Daten
  • Anfälliger für Lens Flares als Xreal Beam Pro: bei einem Praxistest mit seitlicher und frontaler Sonneneinstrahlung waren die Bildbereiche bei der Acer-Kamera großflächiger mit Lens Flares bedeckt.
Die Acer-Kamera ist mit ihrer größeren Objektiven etwas anfälliger für Lens Flares als Xreal Beam Pro. Links: direkte Sonneneinstrahlung Acer vs. Xreal. Rechts: Gebogener Streifen am rechten Bildrand

Die Acer-Kamera ist mit ihrer größeren Objektiven etwas anfälliger für Lens Flares als Xreal Beam Pro. Links: direkte Sonneneinstrahlung Acer vs. Xreal. Rechts: Gebogener Streifen am rechten Bildrand | Bild: Daniel Pohl

Betrachtung in Virtual Reality

Gerade durch das relativ weite Field of View von 80° ist es mit den Medien der Acer-Kamera möglich, das Bild in VR auf einer zylindrischen Kinoleinwand so darzustellen, dass beim Blick nach vorn fast das gesamte Sichtfeld des Headsets ausgefüllt ist.

Dadurch entsteht eine größere Immersion als bei einer flachen 3D-Kinoleinwand, bei der die Grenzen deutlich sichtbar sind. Die Krümmung wird in der Regel nicht mehr bewusst wahrgenommen, wenn der Inhalt entsprechend weitwinklig aufgenommen wurde.

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Ein Foto zeigt ein Grab mit einer Skulptur in der Mitte.

Weitwinklige Darstellung von Fotos und Videos der Acer 3D-Kamera auf einer sichtfeld-füllenden, zylindrisch-gekrümmten Leinwand. | Bild: Daniel Pohl

Beispielfotos Acer SpatialLabs Eyes Camera

Um einen besseren Eindruck der 3D-Fotos zu bekommen, habe ich euch eine Galerie mit Tag- und Nachtaufnahmen der Acer SpatialLabs Camera Eyes mit 15 Bildern erstellt. Diese könnt ihr sowohl in der immerGallery Vollversion als auch in der kostenlosen immerGallery Demo direkt herladen.

Geht dazu in der App auf Download, Custom URL, ändert das Dropdown auf immervr:// und tippt nun acer in das Adressfeld ein. Dann „Go!“.

Ein Screenshot eines Verzeichnisses.

Einfaches Herladen der Acer SpatialLabs Eyes Camera Beispielfiles in immerGallery und immerGallery Demo unter Download, Custom URL. | Bild: Daniel Pohl

Acer SpatialLabs Eyes Camera im Test: Unser Fazit

Der neue Schwung im 3D-Kameramarkt vergrößert die Auswahl für Contentproduzenten im Bereich Spatial Photos und Spatial Videos. Von den dedizierten Kameras/Smartphones zur Aufnahme von regulärem 3D empfehle ich eines der beiden Geräte: Xreal Beam Pro oder Acer SpatialLabs Eyes Camera. Hier ist auch der Preis entscheidend: 229€ für Xreal vs. 549€ für Acer.

Wer eher in Richtung Casual Point-and-Shoot geht, wird mit der Xreal Beam Pro als preiswertem Einstieg in die Welt der 3D-Medienaufnahmen viel Freude haben. Wer hingegen professioneller arbeiten und manuelle Einstellungen wie Weißabgleich und Verschlusszeit vornehmen möchte, wird mit der Acer SpatialLabs Eyes Camera zu einem durchaus akzeptablen Preis sehr zufrieden sein.

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Der Autor Daniel Pohl ist CEO und Gründer der Firma immerVR GmbH. Dort beschäftigt sich Daniel täglich mit den Neuerungen im Bereich immersiver Medien, meistens im Bereich von VR180 Stereofotos und Stereovideos. Mit seiner App immerGallery (Meta Horizon Store, Steam Store) kann man hochimmersive Fotogalerien, hinterlegt mit Voice-Overs und Hintergrundmusiken in verschiedenen VR-Formaten auf den Meta Quest Geräten erleben. Die App unterstützt auch Video-Wiedergabe für normales 2D / 3D, 180° und 360°.

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