Retropolis 1 & 2 im Test: Eine Adventure-Perle für VR-Fans
Ihr mögt klassische Point-and-Click-Adventures und VR? Die Retropolis-Spiele kombinieren sie auf wundervolle Weise.
Der erste Teil hört auf den Namen "The Secret of Retropolis" und erschien 2021 für Meta Quest und SteamVR. Anfang 2024 folgte die Vollversion des zweiten Teils "Retropolis 2: Never Say Goodbye" für die gleichen VR-Systeme und eine PSVR-2-Version ist derzeit Entwicklung.
Ich habe am Wochenende Retropolis 2 durchgespielt und war so angetan, dass ich den ersten Teil nachgeholt habe. Ihr müsst diesen nicht gespielt haben, um die Geschichte des zweiten Teils zu verstehen, aber es ist von Vorteil, diesen zu kennen, da die Hauptfiguren und deren Hintergrundgeschichte darin eingeführt werden.
Sollte dieser Test euer Interesse geweckt haben, dann fangt mit dem ersten Teil an. Und seid versichert, dass Retropolis 2 in jeder Hinsicht noch eine Schippe drauflegt: grafisch, erzählerisch, spielerisch und was den Umfang betrifft.
Inhalt
Retropolis 1 & 2: Test in aller Kürze
Retropolis bringt die besten Tugenden des Point-and-Click-Adventures in die VR, ohne es neu zu erfinden. Die Rätsel sind größtenteils gelungen, aber die wahre Stärke von Retropolis besteht in seiner großartigen Film-Noir-Welt und den charaktervollen Figuren. Hier ist, anders als der Schauplatz es vermuten ließe, nichts roboterhaft.
Retropolis ist für euch geeignet, wenn ihr …
- handlungsgetriebene und humorvolle Adventures mögt,
- Film-Noir-Elemente liebt und
- ein VR-Spiel sucht, das sich mühelos im Sitzen spielen lässt.
Retropolis ist für euch weniger geeignet, wenn ihr …
- Action erleben statt Rätsel lösen wollt und
- des Englischen nicht mächtig seid und keine deutschen Untertitel lesen mögt.
Ein faszinierender Schauplatz
Lasst mich diesen Test mit dem Geständnis beginnen, dass das Point-and-Click-Adventure nicht mein Lieblingsgenre ist, auch wenn ich in meiner Kindheit und Jugend gerne das eine oder andere Spiel dieser Art durchgespielt habe.
Bevor ich anfing, Retropolis 2 zu spielen, fragte ich mich, warum man ausgerechnet ein Point-and-Click-Adventure in VR spielen sollte. VR lebt von physischer Bewegung und Interaktion mit den Händen. Ist das Genre hier nicht fehl am Platz?
Der erste Grund, warum ich Retropolis 2 auf Anhieb mochte, ist, dass es unglaublich gemütlich zum Spielen ist. Ich habe es übers Wochenende seitlich liegend auf der Couch durchgespielt, ohne dass ich spielerische Abstriche hinnehmen musste.
Der zweite Grund ist, dass mich diese Welt von Anfang an faszinierte. Retropolis ist eine Stadt, in der nur Roboter leben und die gebaut wurde, um die Welt der Menschen, so wie sie einst war, in Erinnerung zu behalten. Die Menschheit, so deutet das Spiel an, ist allerdings Geschichte und was nach der Postapokalypse davon übrig geblieben ist, sind Roboter mit menschlich-allzumenschlichen Zügen. Retropolis ist somit ein Spiegel der Menschheit mit all ihren Licht- und Schattenseiten.
Erzählt wird eine klassische Film-Noir-Geschichte: Der Protagonist Philip Log ist ein Detektiv mit dunkler Vergangenheit, der einen Auftrag vom Filmstar Jenny Montage erhält und nach und nach eine Verschwörung aufdeckt, die ganz Retropolis bedroht.
Der erste Teil ist recht kurz und eine Einführung in diese stimmungsvolle Welt und deren Figuren, während der zweite, wesentlich umfangreichere Teil die Handlung in vier Episoden entfaltet.
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Tolle Charaktere und Dialoge
Während man es im ersten Teil mit einem korrupten Bürgermeister zu tun hat, nehmen die dunklen Machenschaften im zweiten Teil weitaus größere Ausmaße an, als eine mysteriöse Figur auf den Plan tritt, die im Hintergrund die Fäden zieht. Was den Antihelden Philip Log antreibt, ist weniger die Aufklärung der Verbrechen als die Liebe zu Jenny Montage, um die sich die Verschwörung dreht und die am Ende des ersten Teils verschwindet. Der zweite Teil setzt ein Jahr nach ihrem Verschwinden ein, als Log einem neuen Hinweis nachgeht.
Während des Abenteuers besucht ihr eine Handvoll unterschiedlichster Schauplätze wie eine Bar, einen Leuchtturm, ein Gefängnis und eine Oper und trefft dabei auf ebenso skurrile wie charaktervolle Figuren. Retropolis lebt von seinen Charakteren und den geistreich-witzigen Dialogen, die die Seele dieses Spiels ausmachen.
Wie bei einem klassischen Point-and-Click-Adventure wechselt ihr von Raum zu Raum, sammelt Gegenstände und löst Rätsel, indem ihr die Gegenstände mit Objekten in der Welt kombiniert. Dank ausfahrbarer Arme und drehbarer Perspektive könnt ihr das ohne Bewegung und physische Anstrengung tun. Die Qualität der Rätsel schwankt und bei einigen musste ich lange nach einer Lösung suchen. Außerdem häufig sich bestimmte Arten von Rätseln ("Finde den Code"). Insgesamt fühlte ich mich aber gut unterhalten.
Solltet ihr nicht weiterwissen, könnt ihr direkt im Spiel auf ein Online-Lösungshandbuch zurückgreifen. Als Point-and-Click-Neuling war ich froh darum.
Fazit: Nicht nur für Point-and-Click-Fans empfehlenswert
Was mich an Retropolis fesselte, waren am Ende nicht die Rätsel. Es war die Handlung, von der ich wissen wollte, wie sie weitergeht, die liebevoll gezeichneten Charaktere, die stimmungsvollen Film-Noir-Schauplätze, der melancholische Jazz-Soundtrack, der Humor und die Tragik vermenschlichter Roboterexistenzen, kurz: die Welt, in die mich Retropolis transportierte.
Apropos liebevoll gezeichnet: Sämtliche Figuren und Schauplätze wurden mit der VR-App Quill von Hand gezeichnet und animiert. Ihr taucht also in jeder Szene in ein 3D-Gemälde ein, die besonders im zweiten Teil zu glänzen wissen.
Das Spiel hat ein Finale, doch die Geschichte um Philip Log und Jenny Montage ist damit nicht zu Ende. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung dieses Adventures.
Wer Schwierigkeiten mit der englischen Sprache hat, kann englische und deutsche Untertitel einblenden.
Hier könnt ihr Retropolis kaufen:
- The Secret of Retropolis – Meta Quest Store / Steam
- Retropolis 2: Never Say Goodbye – App Lab / Steam
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