Eine deutsche Ausstellung fragt: Wie vermittelt Virtual Reality Geschichte?

Eine deutsche Ausstellung fragt: Wie vermittelt Virtual Reality Geschichte?

Ein deutsches Museum führt ein interessantes Experiment durch: Besucher erleben eine Ausstellung einmal analog und einmal digital in der Virtual Reality. So möchte das Museum herausfinden, wie mit dem Medium Geschichten und Gefühle vermittelt werden.

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Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven befasst sich in der neuesten Ausstellung "Kriegsgefangen. Ohnmacht. Sehnsucht. 1914- 1921" mit dem Schicksal des Soldaten August Schlicht, der kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs in russische Kriegsgefangenschaft geriet und erst sechs Jahre später zu seiner Familie nach Hamburg heimkehren konnte.

Die Ausstellung erforscht die Geschichte des Kriegsgefangenen Schlicht am Beispiel zweier Gefühle: der Ohnmacht, etwas an der Situation zu ändern und der Sehnsucht nach seiner Heimat und Familie.

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Ausstellung

Blick in den ersten Ausstellungsraum. BILD: © Deutsches Auswandererhaus / Foto: Andreas Heller

Beide Gefühle werden in der Ausstellung unterschiedlich nacherlebbar gemacht: digital und virtuell einerseits, durch originale Exponate andererseits. Grundlage beider Erzählformen sind Objekte, Dokumente und Fotos aus dem Nachlass der Familie, darunter Familienfotos aus der glücklichen Zeit vor dem Krieg und über 250 Briefe aus der Kriegsgefangenschaft.

Die Grundfrage des Ausstellungsexperiments lautet: Welche Art der Darstellung schenkt den Museumsbesuchern welches Wissen und Verständnis für die Erlebnisse anderer Menschen – in diesem Fall der Familie Schlicht?

Welche Form für welchen Inhalt?

„Ein Ziel des Ausstellungsexperiments ist es, zu untersuchen, inwiefern die Reproduktion von Räumen – und die Simulation zeitlicher Entwicklungen – geeignet sind, Migration erfahrbar zu machen“, sagt die Direktorin des Deutschen Auswandererhauses Dr. Simone Eick.

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Deutsches_Auswandererhaus_Bild

Blick in einen der VR-Räume. BILD: © Deutsches Auswandererhaus / Foto: Andreas Heller

„Zwangsmigrationen wie eine Kriegsgefangenschaft lösen Gedanken, Emotionen und Handlungen aus, die man vor allem erzählen und nicht allein durch Objekte zeigen kann. Ob wir für solche Erzählungen in Zukunft verstärkt auch mit Techniken wie Virtual Reality arbeiten können, wollen wir durch das Experiment herausfinden,“ sagt Eick.

Die Studie wird auf wissenschaftlicher Basis anhand zweier Umfragen durchgeführt. Wer an der Studie teilnehmen möchte, schreibt eine E-Mail an: studie@dah-bremerhaven.de.

Als Studienteilnehmer kann man sich die Ausstellung kostenlos und außerhalb der regulären Öffnungszeiten (dienstags bis freitags sowie sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr) anschauen. Dabei wird man einmal vor und einmal nach dem Ausstellungsbesuch befragt. Die Teilnahme samt Museumsbesuch dauert etwa 90 Minuten.

Die Ausstellung ist vom 1. August bis 30. November für Besucher geöffnet. Mehr Informationen stehen hier.

| Featured Image: Tony, Hildegard und August Schlicht, um 1912. © Sammlung Deutsches Auswandererhaus