Google Expeditions: Datenschützerin warnt vor VR-Klassenfahrt
Mit der App "Expeditions" bringt Google die Virtual Reality ins Klassenzimmer. Die brandenburgische Datenschutzbeauftragte Dagmar Hartge sieht darin ein Risiko. Die Diskussion findet im größeren Kontext der Digitalisierung an Schulen statt.
Die VR-App Expeditions ermöglicht Schulklassen gemeinsame virtuelle Ausflüge an besondere Orte. Zum Einsatz kommen Googles VR-Pappbrille Cardboard und ein Android-Smartphone. Letztgenanntes ist der Knackpunkt für Hartge, sofern die Schüler ihr eigenes Gerät nutzen.
Dies sorge für ein "Verschwimmen der Grenzen zwischen privaten und schulischen Daten", was ein Sicherheitsrisiko für die Schulen sei, sagt Hartge der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ). Die Expeditions-App könne zwar anonym genutzt werden, räume sich jedoch Rechte ein, die personenbezogene Daten berührten. Inwieweit tatsächlich Nutzerdaten anonymisiert werden, sei "fraglich und müsste konkret überprüft werden".
___STEADY_PAYWALL___Derzeit nehmen laut der MAZ über 50 deutsche Schulen an Googles-Expeditions-Programm teil, sieben davon in Brandenburg. Zuerst besuchen Trainer von Google die Schulklassen, die eigene Tablets, Smartphones und Cardboard-Brillen mitbringen und erklären, wie die Anwendung funktioniert.
Anschließend entscheiden die Schulen selbst, ob und wie die VR-Ausflüge fortgeführt werden. Den Besuch der Google-Trainer müssen die Schulen nicht mit einem Bildungsministerium abstimmen, bei Lehrmitteln gilt die Wahlfreiheit.
VR-Brillen sammeln Instinkt-Daten
Im Gespräch mit der MAZ thematisiert Hartge zwar generell den Datenschutz bei privater Smartphone-Nutzung an der Schule, spricht jedoch nicht über die neuen Analysemöglichkeiten der Virtual-Reality-Technologie.
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Während Googles einfache Cardboard-Brillen nur die Kopfbewegungen und somit die ungefähre Blickrichtung der Schüler erfassen, werden zukünftige Modelle deutlich mehr Daten sammeln wie präzise Fokuspunkte, Mimik und Gestik.
Hinzu kommt, dass im Vergleich zu klassischen Medien eine Abstraktionsebene wegfällt, in der man das Medium als solches erkennt. Stanfords VR-Forscher Jeremy Bailenson nennt das die "Illusion von Privatheit".
Er glaubt, dass anhand der Bewegungsdaten virtuelle Fußabdrücke erstellt werden können, mit denen ein einzelner Nutzer identifiziert und sein Verhalten prognostiziert werden kann. Aufgrund der größeren Nähe und Überzeugungskraft adressieren immersive Medien deutlich stärker das Unbewusstsein und können beim Nutzer instinktives Verhalten auslösen.
Erfahrungsbasiertes virtuelles Lernen gilt gleichzeitig als großes Potenzial der VR-Brille, um Inhalte schneller, anschaulicher und nachhaltiger zu vermitteln, als das mit dem Schulbuch möglich ist.
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