Social-Virtual-Reality: Gefährdet Anonymität das Metaverse?
Die Produktmanagerin Mary Mossey der Metaverse-Plattform Altspace VR spricht sich gegen Anonymität im Metaverse aus. Diese gefährde das soziale Miteinander.
Das Internet ist vieles, auch ein Ort der sozialen Entgrenzung. Menschen reagieren selten moderat wie in der Realität, sondern häufig übertrieben positiv oder kritisierend. Das liegt an fehlenden sozialen Signalen, die im echten Leben unser Verhalten in bestimmte Bahnen lenken.
Zum Beispiel gibt es selten gravierende Konsequenzen bei negativem Verhalten, da Nutzer typischerweise inkognito diskutieren und Kommentare schreiben. Erfahrene Internetnutzer wissen, dass Gespräche in der digitalen Sphäre daher viel schneller viel heftiger verlaufen als in der Realität.
___STEADY_PAYWALL___Die meisten Plattformen im Netz lassen die Anonymität dennoch zu. Sie begünstigt und intensiviert zwar Entgleisungen, hebt aber auch die Interaktionsquote massiv an. Häufig ist es die Meinung anderer Menschen, die neue Nutzer anzieht.
Die Produktmanagerin der Metaverse-Plattform Altspace VR Mary Mossey befürchtet, dass Anonymität in sozialen VR-Welten die gleichen negativen Effekte wie im regulären Internet zur Folge hat - und so das Potenzial von digitalen Begegnungen einschränkt.
Funktioniert das Metaverse anonym?
Mit der VR-Brille können sich Menschen im Netz sehr persönlich und "Auge in Auge" begegnen. Trifft man den Avatar einer anderen Person, ist die gefühlte Nähe deutlich größer als beim distanzierten Blick auf den Monitor in einem Chatraum oder einem Internetforum.
Dieser Effekt greift laut Mossey jedoch nur, wenn Menschen mit ihrem realen Ich in die VR-Welt eintauchen. Die derzeit vorherrschende Inkognito-Mentalität sieht sie als "großes Problem".
"Wie in den Anfangstagen des Internets lernen wir gerade, dass Anonymität bis zu einem gewissen Grad Chaos und unerwünschtes Verhalten zur Folge hat", schreibt Mossey.
Zwar habe Anonymität auch positive Effekte, beispielsweise bei schüchternen Menschen, die leichter aus sich herauskommen könnten. Meist führe sie jedoch zu boshaftem Verhalten, das ohne Konsequenzen für den Täter bleibt.
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Mossey bezieht sich unter anderem auf Beschwerden über sexuelle Belästigung in Virtual Reality. Sie glaubt sogar, dass die Anonymität eigentlich interessierte Menschen von Social-VR-Versuchen abschrecken könnte.
Es gibt kein Patentrezept
Eine einfache Lösung für das Inkognito-Problem existiert laut Mossey nicht. Optimierungen bei der Vernetzung von Freunden, beim Design der Avatare und der Interaktion hätten zwar Verbesserungen gebracht, die Störungen beim sozialen Miteinander aber nicht beseitigt.
Entwickler könnten helfen, indem sie ein klares Regelwerk fürs Verhalten definieren, das Konsequenzen beim Bruch der Verhaltensregeln aufzeigt.
Individualisierte Avatare sowie ergänzende Fähigkeiten und Funktionen könnten Nutzer positiv dazu ermutigen, die Anonymität aufzugeben und authentisch aufzutreten.
Der Aufwand in der Entwicklung lohne sich, verspricht Mossey. In VR könnten sich Menschen treffen und über weite Distanzen authentisch miteinander kommunizieren und interagieren.
"Es gibt ein fantastisches Potenzial für Bildung, Business, Wissenschaft, Kunst und Unterhaltung. Anonymität vernichtet dieses Potenzial", schreibt Mossey.
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