Virtual Reality: Was ist bei der Entwicklung von "Stem" schiefgelaufen?
Nach einer überaus erfolgreichen Kickstarter-Kampagne wollte Sixense 2014 mit "Stem" die ersten 3D-Controller für Virtual Reality auf den Markt bringen. Drei Jahre später bieten sowohl HTC Vive als auch Oculus Rift entsprechende Hardware an, während Unterstützer der Kampagne immer noch auf die Auslieferung der 3D-Controller warten. Ein Artikel rollt die schwierige Entwicklungsgeschichte des Systems auf.
Im September 2013 startete Sixense eine Kickstarter-Kampagne, die unter frühen VR-Enthusiasten breite Unterstützung fand. Rund 2.300 Personen vertrauten dem Unternehmen insgesamt 600.000 US-Dollar an. Das Finanzierungsziel wurde damit um mehr als das Zweifache übertroffen. Die Auslieferung des Systems sollte im Juli 2014 erfolgen.
Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine 3D-Controller für Virtual Reality zu kaufen. Damals begann Oculus mit der Auslieferung des zweiten Entwicklerkits von Oculus Rift, das noch mit einem Xbox-Gamepad bedient wurde. HTC Vive und Oculus Touch waren noch nicht einmal angekündigt.
___STEADY_PAYWALL___Das einzig vergleichbare Produkt waren die Hydra-Controller von Razer, die 2011 erschienen. Das Eingabegerät floppte, wurde später aber von Besitzern der Rift-Entwicklerkits entdeckt, die es einsetzten, um ihre Hände in die virtuelle Welt zu holen. Das Interesse war so groß, dass die begrenzte Stückzahl binnen kurzer Zeit vergriffen war.
Razer hatte das neuartige Eingabegerät zusammen mit Sixense entwickelt. Nachdem die Nachfrage nach 3D-Controllern stark angestiegen war, sah das 2007 gegründete Unternehmen seine Zeit gekommen und wollte mit Stem einen in vielerlei Hinsicht verbesserten Nachfolger auf den Markt bringen.
Ein erstaunliches fortschrittliches Trackingsystem
Kurz vor dem geplanten Launch verschob Sixense die Auslieferung des Systems auf Ende 2014 und gab als Grund Änderungen an der Hardware an. Nachdem die 3D-Controller bei Tests der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FCC durchgefallen waren, verzögerte sich der Marktstart weiter. Nun sollte das System 2015 ausgeliefert werden.
Nachdem Sixense das Zeitfenster für die Produktion der 3D-Controller verpasste, wurde der Launch weiter ins Jahr 2016 verschoben. Das Problem war, dass Sixense zwar viel Erfahrung mit der Entwicklung, aber nicht mit der Produktion von Hardware hatte. Das gilt selbst für die Hydra-Controller, die von Razer produziert wurden.
"Wir sind ein Team, das im Bereich der Forschung und Entwicklung und nicht der Herstellung von Geräten tätig ist", sagt CEO Amir Rubin gegenüber The Verge. Sixense wollte ein für seine Zeit erstaunlich fortschrittliches Trackingsystem bauen. Dieses macht sich ein magnetisches Feld zunutze und kann Bewegungen im Radius von 2,5 Metern räumlich erfassen.
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Geplant waren eine Basisstation und fünf Sensoreinheiten, von denen zwei in den Handcontrollern verbaut werden sollten. Die übrigen Einheiten konnten wahlweise an anderen Körperstellen befestigt werden, um eine Ganzkörpererfassung zu gewährleisten.
Der Vorteil des magnetfeldbasierten Trackingsystems ist, das zwischen der Basisstation und den Sensoreinheiten kein Sichtkontakt notwendig ist. Anders als bei den lichtbasierten Trackingsystemen, die HTC Vive und Oculus Rift einsetzen, kann es zu keiner Verdeckung kommen.
Unterstützer wollen ihr Geld zurück
Diesen Monat will Sixense die ersten 20 bis 25 Prototypen an Unterstützer schicken, die mehr als 1.000 US-Dollar in die Kickstarter-Kampagne gesteckt haben. Danach sollen die Lieferkontingente schrittweise erhöht werden. Anfang Juni sollen die Unterstützer ihr Stem-System endlich in den Händen halten.
"Ich sehe nicht ein, weshalb sie das Gerät überhaupt noch ausliefern", sagt Alexey Volochenko gegenüber The Verge. Volochenko hat die Kickstarter-Kampagne im September 2013 mit 300 US-Dollar unterstützt und ist einer von 150 Backern, der sein Geld zurück haben möchte. "2014 wäre Stem gut gewesen, heute ist es überholt und hat keine Software zu bieten."
Der CEO des Unternehmens sagte im März in einem Interview, dass es nicht in seiner Macht stehe, den Unterstützern ihr Geld zurückzuerstatten. Dies müssten letzten Endes die Investoren entscheiden, die Millionen in die Entwicklung des Systems gesteckt haben. Er werde vorschlagen, das die Unterstützer ihr Geld zurückerhalten, sobald das Gerät ausgeliefert wird.
Auch wenn Stem diesen Sommer tatsächlich erscheint, dürfte das Gerät große Schwierigkeiten haben, sich in die Ökosysteme von HTC Vive, Oculus Rift und Playstation VR einzugliedern. Alle drei VR-Brillen setzen auf ein eigenes Trackingsystem und eigene 3D-Controller. Rückblickend wird vor allem eines deutlich: wie schnell die Entwicklung der VR-Technologie voranschreitet.
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