VR-Forschung: Dieses Ungetüm simuliert Gefühl in Körperteilen
Forscher der University of Chicago haben einen Apparat vorgestellt, der durch nicht-invasive Hirnstimulation Haptik in verschiedenen Körperteilen simuliert.
Die Forscher Yudai Tanaka, Jacob Serfaty und Pedro Lopes nennen die Vorrichtung "Haptic Source-Effector".
Der Name soll betonen, dass es sich um eine zentrale haptische Quelle handelt und nicht wie üblich um mehrere haptische Einheiten, die an verschiedenen Körperteilen getragen werden.
"Wir setzen unser Konzept mittels transkranieller Magnetstimulation (TMS) um, eine nicht-invasive Technik aus den Neurowissenschaften und der Medizin, bei der elektromagnetische Impulse auf sichere Weise Hirnbereiche stimulieren", schreiben die Forscher.
Dadurch können haptische Empfindungen an verschiedenen Stellen im Körper ausgelöst werden, darunter den Händen, Armen, Beinen, Füße und dem Kiefer. Der sensomotorische Kortex der Nutzer:innen wird hierbei mit einer Magnetspule stimuliert, die mechanisch über die Kopfhaut bewegt wird, um die entsprechenden Bereiche des Hirns zu stimulieren.
Hierbei konnten die Forscher circa 15 verschiedene haptische Effekte simulieren, darunter den Rückstoß beim Werfen eines Geschosses, den Aufprall eines Objekts gegen das Bein oder die Hand, das Treten auf eine Kiste und eine Explosion in der Nähe des Kiefers.
Die Forscher nennen auch eine Reihe von Einschränkungen des Apparats: dass dieser zu groß und schwer ist für längere Nutzung, dass die Zahl der haptischen Effekte begrenzt und dass das Gerät schlicht zu laut ist.
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Wer sich für die Forschungsarbeit interessiert, kann das vollständige Paper online einsehen.
Mit Kanonen auf Spatzen schießen
In der vergangenen Dekade wurden etliche haptische Ansätze für Hände und Körper erforscht, keiner davor erwies sich als praktikabel. Aktuelle VR-Produkte gehen nicht über Controller-Haptik aus und selbst haptische Westen sind noch immer eine Nische.
So interessant (oder erschreckend) das Konzept hinter dem Haptic Source-Effector auch sein mag, so kompliziert wäre die Überführung in ein Produkt und dessen Vermarktung.
Und am Ende müsste man sich doch fragen, ob sich der immense technische Aufwand für ein wenig mehr Haptik lohnt oder ob hier nicht eher mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Die Hürde, sich jeden Tag ein VR-Headset aufzusetzen, ist hoch genug, andernfalls wäre die Technologie längst im Alltag vieler Menschen angekommen.
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