Survivorman VR: Überlebt ihr dieses VR-Spiel?
Survivorman VR will euch echte Überlebenstechniken beibringen, aber trainiert primär eure Lachmuskeln und Geduld. Ein Überlebensbericht.
Survivorman VR basiert auf der gleichnamigen Fernsehserie des kanadischen Überlebensexperten Les Stroud, die es auf acht Staffeln gebracht hat.
Nachdem ich meine Playstation VR 2 aufgesetzt und das VR-Spiel gestartet habe, begrüßt mich Les Stroud in einer sympathischen Videobotschaft und bereitet mich auf den kommenden Überlebenskampf vor.
Das Szenario ist folgendes: Ich stürze mit einem Hubschrauber in einem arktischen Gebirge ab und muss mich auf eigene Faust zurück in die Zivilisation kämpfen. Na ja, nicht ganz auf eigene Faust: Stroud versichert mir, mich auf Schritt und Tritt zu unterstützen. Gut, dann kann ja nichts schiefgehen.
Inhalt
Survivorman VR: Test in aller Kürze
Survivorman VR ist kurz, lehrt erstaunlich wenig über das Überleben in der Wildnis und krankt an seinem teilweise rückständigen Interaktionsdesign. Wer über diese Mängel hinwegsehen kann und das Spiel nicht allzu ernst nimmt, kann dennoch einen unterhaltsamen Trip in die kanadische Arktis erleben.
Getestet auf: Playstation VR 2
Survivorman VR ist für euch geeignet, wenn …
- ihr Les Stroud mögt,
- Fans wilder Landschaften seid und
- eine etwas andere Überlebenssimulation sucht.
Survivorman VR ist für euch weniger geeignet, wenn …
- ihr euch auf das Überleben in der Wildnis vorbereiten wollt,
- wenig Frustresistenz habt und
- ein Spiel sucht, das euch mehr als zwei Stunden beschäftigt.
Das arktische Abenteuer beginnt
Nach einem Sprung aus dem abstürzenden Hubschrauber finde ich mich inmitten hoher Berge und eines Schneesturms wieder. Ein Wegmarker zeigt mir, wo es lang geht. Wie aus dem Nichts taucht Les Stroud auf und gibt mir erste Anweisungen: Er zeigt mir eine geschützte Stelle zwischen Felsen und fordert mich auf, Holz zu sammeln und ein Feuer zu machen, damit ich nicht erfriere. Eine Smartwatch zeigt mir meine Körpertemperatur, Ausdauer und Kalorienreserven an.
Die Region ist unbewaldet, aber glücklicherweise sind aus dem Helikopters etwas Holz und Zunder gefallen. Welch glücklicher Zufall! Nun geht es ans Feuermachen. Wie praktisch, dass ich ein spezielles Messer bei mir habe, mit dem man Funken schlagen kann! Ich wärme mich am Feuer und meine Körpertemperatur steigt wieder.
Nachdem sich der Sturm gelegt hat, mache ich mich auf den Weg zur Absturzstelle. Und versinke dabei im hohen Schnee. Schweißgebadet und erschöpft mache ich auf halbem Weg kehrt.
Später finde ich zwischen den Felsen eine Kiste und Stiefel, aus denen ich mir Schneeschuhe bastele, und stapfe munter den Berg hinauf. An der Absturzstelle finde ich etwas Proviant, einen Rucksack und andere Utensilien, die mir bei meinem weiteren Überlebenskampf helfen werden. Leider hat der Pilot den Absturz nicht überlebt. Ich kehre ins Lager zurück, wo ich die Nacht verbringe, bevor ich am nächsten Tag ins Tal aufbreche.
Ein arg konstruierter Überlebenskampf
Das erste Level hat mir größtenteils Spaß gemacht, auch wenn sich hier und da schon Schwächen zeigen: Der "Überlebenskampf" ist linear, erfordert wenig Kreativität und besteht im Wesentlichen darin, eine Liste vorgegebener Aufgaben abzuarbeiten.
Darüber hinaus wirken viele Situationen gesucht und von glücklichen Zufällen geprägt: Man findet immer genau die Gegenstände, die man zum Überleben und Weiterkommen braucht, wie in einem Point-and-Click-Adventure. In realen Situation hat man selten so viel Glück.
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Auch bei den Handinteraktionen schwächelt Survivorman VR und wirkt teilweise wie ein Titel aus 2016. Das Herstellen der Schneeschuhe etwa gestaltete sich schwierig, weil ich nicht wusste, welche Handbewegung das Spiel von mir erwartete. Nach einer Weile fuchtelte ich wild in der Luft herum und drückte dabei hintereinander alle Knöpfe, in der Hoffnung, die gesuchte Animation auslösen. Als auch das nichts brachte, schaute ich entnervt auf Youtube nach und merkte, dass ich die Kiste, die ich zurechtschneiden sollte, nicht wie vorgesehen auf dem Felsen abgelegt hatte. Survivorman VR hat ein paar solcher Showstopper.
(Unfreiwillige) Komik
Zum Glück gibt es Abwechselung und auflockernde Passagen. Auf das erste Level folgt eine Szene, in der ich einen Koffer als Schlitten missbrauche und mit einer Stange als Bremse und Ruder den Berg hinunterrase. Ein witziges, actionreiches Intermezzo, auch wenn ich mir dabei mehrmals das virtuelle Genick gebrochen habe und die Fahrt wieder von vorne anfangen musste.
In den nächsten vier Levels überquere ich einen Gletscher, seile mich einen Berg hinab, jage Kaninchen und flüchte vor einem Eisbären. Dabei kommt es immer wieder zu unfreiwillig komischen Szenen.
So soll ich eine Kaninchenfalle aus Draht und Steinen bauen. In Wirklichkeit sammle ich nur das Material, lege es an die richtige Stelle und das Spiel baut daraus eine Falle: eine herabhängende Schlinge mit ein paar losen Steinen drumherum. Ich verstecke mich und beobachte, wie sich das Kaninchen der Falle nähert und von einer Sekunde auf die andere tot umfällt, ohne dass etwas passiert wäre.
Habe ich hierbei etwas gelernt? Nein, denn das Spiel nahm mir die ganze Arbeit ab. Ein anderes Beispiel: Beim Abseilen vom Berg knüpft mir Les Stroud zwei Prusikknoten. Ich lerne weder, wie man diesen überlebenswichtigen Knoten knüpft, noch, wie man sich damit sicher abseilt. Das Spiel übernimmt die Kontrolle.
Am Ende wartet der Plastikmüll
Als in der Tundra ankomme, stoße ich auf einen verwahrlosten Schuppen und soll erneut ein Feuer machen. Aus unerfindlichen Gründen will das Feuer nicht brennen und ich stürze mich aus Frustration in den nahegelegenen Fluss und erfriere.
Beim nächsten Versuch klappt es mit dem Feuer, aber wie brate ich das Kaninchen? Kein Problem: Im Schuppen steht ein fertiger Grillrost. Zum Glück muss das Kaninchen weder gehäutet noch von Innereien befreit werden, sondern verwandelt sich über dem Feuer von selbst in ein knuspriges Stück Fleisch. So schön kann das Überleben in der Wildnis sein! Als ich nach dem Festmahl auf meine Smartwatch schaue, sehe ich, dass sie 6.000 Kalorien anzeigt, 2.000 Kalorien mehr als auf dem Berg. Ich muss offenbar aufpassen, dass ich in der Arktis nicht auch noch Fett ansetze!
Zum Schluss paddle ich mit einem Kanu einen Fluss zum Meer hinunter. Hier nähere ich mich der Zivilisation, denn an der Küste treibt angeschwemmter Plastikmüll. Hier sitze ich nun und überlege mir, ob ich wirklich gerettet werden will oder nicht lieber zurück in die Wildnis gehen soll.
Damit komme ich zum Ende meines Überlebensberichts. Survivorman VR hat unbeholfene Interaktionen und kann frustrierend sein, hat aber auch einprägsame Szenen (Schlittenfahrt! Wildwasserpaddeln!) und ist voller Situationskomik. Nach 139 Minuten und 14 Toden habe ich auf jeden Fall etwas durchgestanden und erlebt und kann eine ungewöhnliche Geschichte erzählen. Und kommt es im Leben nicht genau darauf an?
Survivorman VR: The Descent findet ihr für 20 Euro im Playstation Store, Quest Store und bei Steam.
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