Vertigo 2 Test: VR-Spiel zwischen Half-Life, Genie und Wahnsinn
Vertigo 2 ist der Nachfolger des SteamVR-Geheimtipps von 2016 – und überzeugt vor allem durch nahezu perfektes Gameplay.
Wenn es im PC-VR-Bereich an AAA-Shootern mangelt, müssen es eben die Indie-Studios richten. Nach dem überraschend guten Vertigo von 2016 meldet sich Einzelkämpfer Zach Tsiakalis-Brown (Zulubo Productions) mit einem Nachfolger zurück. Auch Vertigo 2 hat er weitgehend im Alleingang entwickelt. Das ist kein Nachteil, zeigt unser Test.
Inhalt
Vertigo 2 Test in aller Kürze
Vertigo 2 bringt altmodischen, unkomplizierten Spaß in den VR-Shooter zurück! In der Hommage an Half-Life gibt es weder Crafting noch Wegmarker, sondern einfach nur fordernde Schießereien mit traumhaftem Waffenhandling, abwechslungsreichen Rätseln und liebenswert beklopptem Humor. Action-Freunde mit PC-VR-Brille sollten sich diesen wahnwitzigen Trip nicht entgehen lassen!
Primär getestet auf: Oculus Rift S
Ihr solltet Vertigo 2 spielen, wenn ihr …
- Lust auf einen wilden Shooter mit skurrilem Humor habt,
- hervorragendes Waffenhandling und spannende Kämpfe sucht und
- auf umfangreiche, abwechslungsreiche Story-Abenteuer steht.
Ihr solltet Vertigo 2 nicht spielen, wenn ihr …
- ihr allergisch auf Memes und albernen Humor reagiert,
- technisch aufwendige High-End-Kulissen erwartet und
- moderne Rollenspielelemente oder Beutejagd erwartet.
Ein neuer Shooter-Hit für SteamVR?
Der Story-Shooter tief unter der Erde kommt altmodisch daher, wie man es von Valve-Klassikern gewohnt ist. Eine Vielzahl verrückter Gestalten mit teils zweifelhaften Motiven schickt mich auf die Reise zu einem kaputten Quantenreaktor. Auf meiner Flucht nach Hause dringen allerlei bizarre Wesen und Pflanzen aus anderen Universen in die Welt ein.
Nach der viel zu einfachen Demo war ich regelrecht schockiert, wie anspruchsvoll und fein ausbalanciert die Schusswechsel im fertigen Spiel sind. Wenn ich mich geschickt genug anstelle, räumt zum Beispiel die Maschinenpistole mit viel Kraft und einem gebündelten Alternativstrahl fette Wachroboter oder Dinosaurier aus dem Weg. Versteckte Geschütze, durch den Raum stürmende Horden und andere Überraschungen bringen immer wieder Leben ins Spiel.
Nützlich sind auch die überschaubaren Waffen-Upgrades. Mit Fernkampfrevolver und Laseraufsatz erwische ich auch die im Bahnhof verschanzten Scharfschützenroboter zuverlässig aus der Hüfte. Dabei ist das Waffenhandling so traumhaft direkt und griffig, dass selbst das Anlegen bei seitlichen Ausweichbewegungen zum reinen Vergnügen wird!
Das Handgelenk-Inventar für Granaten und Energiespritzen erinnert stark an Half-Life: Alyx. Kein Wunder: Der Entwickler hat in diesen Bereichen maßgeblich an Valves Ausnahme-Shooter mitgearbeitet. Auch hier ergänzen sich freie Bewegung und Teleport-Sprünge sehr gut. Spielende mit empfindlichem Magen können auf Wunsch komplett auf Teleportation umschalten.
Das alles greift mit einer Leichtigkeit ineinander, von der Indie-Titel wie Bonelab, Hubris oder Lonn nur träumen können. Statt wie dort hin und wieder mit der Physik zu kämpfen, rausche ich hier elegant durch die Levels.
Vertigo 2 steckt voller Abwechslung
Auch technisch ist das Erlebnis deutlich sauberer. Einige grobe Texturen oder "eckige Rundungen" erinnern zwar an alte Flatscreen-Vorbilder von Valve, aber das stört angesichts des einfallsreichen Art-Designs kaum.
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Fordernde Boss-Phasen bringen Bewegung ins Spiel. Wird es euch zu heiß, könnt ihr jederzeit den Schwierigkeitsgrad senken.
Dafür stimmt die flüssige Performance auch auf älteren Rechnern. Hier und da gibt es zudem immer wieder hochauflösende Details zu entdecken, wie zum Beispiel die liebevoll animierte Grinse-Uhr, die als Energieanzeige dient.
Der rund zehnstündige Virtual-Reality-Shooter braucht sich auch in Sachen Umfang und Abwechslung nicht vor großen Produktionen zu verstecken. Ich bediene ein Heli-Geschütz, tauche per Bewegungssteuerung durch Höhlen, schieße auf Booten und Flößen auf Lavamonster und schlage mit dem Schwert blitzende Kugeln zu einem der großen Bosse zurück. An anderer Stelle helfe ich sogar befreiten Sicherheitsrobotern in einem Bürgerkrieg.
Auch Fluchtszenen vor der aufsteigenden Lava und knifflige Rätsel dürfen nicht fehlen. Dazu gehört zum Beispiel die Suche nach Sicherheitscodes und versteckten Leitern. Räumliche, holografische Minispiele wie das Umleiten eines Zuges mit Weichen sind ebenfalls vertreten, fast wie bei einer Modelleisenbahn.
Charmante Gefährten im VR-Spiel
In dem ganzen Durcheinander weiß ich nicht einmal, welchem meiner intriganten Begleiter ich trauen kann. Der großspurige, aber tollpatschige Mastermind Brian und seine schwebende Kugeldrohne erinnern angenehm an Half-Life: Alyx. Wilde Wendungen im Stil von Rick and Morty machen es anfangs gar nicht so leicht, der Story zu folgen.
Doch nach einer gewissen Eingewöhnungszeit begann ich die Fülle an Ideen zu schätzen. Von Gordon Freemans Brechstange über Call-of-Duty-Memes bis hin zu einem temporären Verbündeten aus pechschwarzem Schleim sind unzählige verrückte Details liebevoll in die Geschichte integriert. Der treue Blob erinnert trotz seiner unförmigen Gestalt verblüffend an einen Hund.
Vor dem rettenden Aufzug zwängt er sich natürlich erst einmal umständlich durch die Gitterstäbe, statt die offene Tür zu benutzen. Auch die Komforteinstellungen sind vorbildlich. Sie bieten Einstellungen fürs stehende und sitzende Spiel, die Vignette und viele andere Feinheiten wie Snap-Turn-Winkel.
Vertigo 2 Test-Fazit: Großartig gemacht!
Ich bin immer noch erstaunt, wie ausgefeilt und spaßig dieses Solo-Projekt eines Indie-Entwicklers geworden ist. Entwickler Tsiakalis-Brown hat sich nur in kleinen künstlerischen und spielerischen Details Unterstützung geholt, dafür aber seine Vision besser umgesetzt als so manches große Studio.
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