Mitarbeitende kritisieren Elon Musk: Tierquälerei bei Neuralink?

Mitarbeitende kritisieren Elon Musk: Tierquälerei bei Neuralink?

Elon Musks Neuralink soll bei Gehirnchip-Forschungen für unnötiges Tierleid sorgen. Mitarbeitende gehen an die Öffentlichkeit.

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Elon Musks Neuralink, ein Unternehmen, das an Gehirn-Computer-Schnittstellen forscht, soll seit 2018 rund 1.500 Tiere während Experimenten getötet haben. Darunter mehr als 280 Schafe, Schweine und Affen. Das geht aus Aufzeichnungen hervor, die dem Nachrichtenmagazin Reuters vorliegen.

Zudem käme es zu immer mehr Beschwerden von Mitarbeitenden, die verpfuschte Experimente beklagen und den Umgang mit Tieren bei Neuralink kritisieren. Behördliche Ermittlungen aufgrund von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz sollen seit Monaten laufen.

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Tierversuche für die menschliche Gesundheitsversorgung

Die genannten Zahlen zu Neuralinks Tiertötungen gehen laut Reuters aus Schätzungen von Quellen hervor, die direkte Kenntnis über Neuralinks Tierversuche haben sollen. Das Unternehmen führt keine offiziellen Zahlen zu getöteten Tieren. Die erschreckend hohe Zahl von 1.500 toten Versuchstieren allein, ist allerdings nicht rechtswidrig.

Tierversuche sind besonders in Forschungseinrichtungen im Bereich der menschlichen Gesundheitsversorgung häufig Routine. US-Regulierungen schreiben nicht vor, wie viele Tiere Unternehmen für Forschungszwecke „verwenden“ dürfen. Die Tiere werden nach den Experimenten hauptsächlich getötet, um die Auswirkungen der Forschung Post Mortem untersuchen zu können.

Rechtlich steht das Unternehmen bisher auf der sicheren Seite. Neuralink bestand sämtliche behördliche Inspektionen der eigenen Einrichtungen. Es häufen sich allerdings Hinweise, dass die Tiere nicht, wie Elon Musk behauptet, „unter großen Anstrengungen versorgt“ werden. Verpfuschte Eingriffe sollen für unnötiges Leid sorgen und die Anzahl an toten Tiere nach oben treiben.

Neuralink: Verdacht auf Verstöße gegen das Tierschutzgesetz

Wie das Nachrichtenmagazin Reuters berichtet, wird gegen Neuralink schon seit Monaten wegen möglicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz behördlich ermittelt. Bislang wurden die Untersuchungen noch nicht offiziell bekanntgegeben. Quellen, die mit den Ermittlungen vertraut seien, hätten dies aber bestätigt.

Die bundesweite Untersuchung sei vom Generalinspektor des US-Landwirtschaftsministeriums auf Antrag eines Bundesstaatsanwalts eingeleitet worden. Laut Reuters gehe es dabei um Verstöße gegen den Animal Welfare Act, der unter anderem regelt, wie Forschende bestimmte Tiere behandeln und testen dürfen.

Erste Anzeichen für Tierquälerei durch Neuralink schon im Februar

Im Februar 2022 wurde erstmals bekannt, dass Neuralink-Forschungen „extremes Leiden“ bei Tieren verursachen könnten. Im Fokus stand dabei eine Einrichtung, die nicht von Neuralink selbst betrieben wird. Das Physicians Committee for Responsible Medicine (PCRM) verklagte die University of California-Davis, die im Auftrag Neuralinks Tierversuche durchgeführt haben soll.

15 von 23 Affen seien während und nach Experimenten qualvoll gestorben. Manchen Affen sei bis zu zehnmal der Schädel aufgebohrt worden. Es sei zu Gesichtstraumata, Krampfanfällen und wiederkehrenden Infektionen an Implantationsstellen gekommen.

Zudem seien die Versuchstiere im Anschluss an die Forschungen mit einer nicht zugelassenen Substanz getötet worden, die Teile des Gehirns zerstöre und zu einem qualvollen Tod führe. Elon Musk bestritt diese Vorwürfe. Neuralink führe keine Forschungsarbeiten an der UC Davis durch. Ob die nun bekannt gewordenen Untersuchungen mit dieser Klage zusammen hängen, ist nicht bekannt.

Mitarbeitende beklagen unnötiges Tierleid bei Neuralink

Zu den behördlichen Ermittlungen komme laut Reuters auch eine zunehmende Unzufriedenheit aus der eigenen Belegschaft. Mitarbeitende von Neuralink sollen sich beschweren, dass übereilt durchgeführte Tierversuche unnötiges Leiden und Tod bei den Tieren verursachen würden.

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Das Nachrichtenmagazin habe Dutzende von Neuralink-Dokumenten ausgewertet und Interviews mit über zwanzig derzeitigen und ehemaligen Mitarbeitenden geführt. Zu den Informationskanälen zählen außerdem bisher unveröffentlichte Nachrichten, Tonaufnahmen, E-Mails, Präsentationen und Berichte, die sich über mehrere Jahre erstrecken sollen.

Druck von Elon Musk soll Mitarbeitende zu Fehlern treiben

Im Zentrum der Kritik steht dabei auch CEO Elon Musk. Musk habe für Druck gesorgt, um die Entwicklung von Neuralinks Forschungen zu beschleunigen. Er habe mit der Schließung des Unternehmens gedroht und den Forschenden vorgeworfen, nicht schnell genug zu arbeiten.

Musk habe über die Jahre mehrere Mitarbeitende aufgefordert, sich vorzustellen, über ihren Köpfen würden Bomben hängen, um ihre Arbeit zu beschleunigen. Dies wurde von drei Quellen bestätigt, die diese Äußerungen wiederholt gehört haben wollen.

Der Druck habe zu verpfuschten Experimenten geführt. Fehlgeschlagene Tests müssten immer wieder wiederholt werden, wodurch sich die Anzahl der getesteten und getöteten Tiere laufend erhöhe. Es würden mehr Tiere getötet, als eigentlich nötig wäre.

Überhastete Eingriffe: Implantat in falschen Wirbel eingesetzt

Im Jahr 2021 seien 25 von 60 Schweinen Geräte der falschen Größe in den Kopf implantiert worden. Das Experiment sei anschließend mit 36 Schafen wiederholt worden. Alle Tiere wurden im Anschluss getötet. Bei zwei Schweinen seien Implantate in die falschen Wirbel eingesetzt worden. Eines der Tiere musste auf Anraten des Betriebsveterinärs sofort getötet werden, um sein Leiden zu beenden.

Reuters konnte laut eigenen Angaben aus den vorliegenden Quellen vier weitere konkrete Experimente mit 86 Schweinen und zwei Affen ermitteln, die durch menschliche Fehler beeinträchtigt worden seien.

Diese Fehler hätten den Forschungswert der Experimente geschwächt und Wiederholungen erforderlich gemacht. Den Quellen zufolge seien die Fehler auf mangelnde Vorbereitung des Versuchspersonals in einer unter Druck stehenden Umgebung zurückzuführen.

Neuralink hinkt ambitionierten Zielen hinterher

Interne Forderungen nach einem traditionelleren Ansatz, bei dem Elemente einer Tierstudie nacheinander getestet werden, bevor es zu neuen Versuchen kommt, seien abgeschmettert worden. Neuralink führe die Tests stattdessen weiterhin schnell hintereinander durch, bevor Probleme vorheriger Tests überhaupt behoben werden oder vollständige Schlussfolgerungen gezogen werden könnten.

Die Forschenden hätten daher selbst Zweifel an der Qualität der eigenen Testergebnisse. In einer Präsentation Ende November, kündigte Musk erneut an, bald Gehirnchips an Menschen testen zu wollen. Die entsprechenden Papiere seien bereits bei der FDA eingereicht.

Schon jetzt hängt Musk mit diesem Ziel der Konkurrenz hinterher, was den ambitionierten CEO zunehmend ungeduldig machen dürfte. Konkurrent Synchron, wie Neuralink 2016 gegründet, erhielt die Erlaubnis der zuständigen Behörde, Versuche an Menschen durchführen zu dürfen, bereits 2021.

Quellen: Reuters