Wow-Effekt: So real fühlt sich Virtual Reality mit echten Schauspielern an

Die interaktive und multisensorische VR-Installation "Jack, Part One" trumpft mit echten Schauspielern in der Virtual Reality auf. Ein geniales Erlebnis. VR-Bloggerin Pola Weiß war dabei.
Autorin: Pola Weiß, bloggt bei VRGeschichten.de
Ich gehe mitten durch Manhattan. Um mich herum all die Bilder, die man sofort im Kopf hat, wenn jemand „New York City“ sagt: gelbe Taxis, verhetzte Geschäftsleute, Hochhäuser, Zebrastreifen, Ziegelwände. Hinter einer dieser vorhanglosen Fensterfronten ist sie, die Virtual Arcade des Tribeca Film Festivals.
Reale Schauspieler in der Virtual Reality machen Jack zur großen Attraktion
Radio gegen Bohnen
Nach einigen Minuten lässt sie mich allein, jedoch nicht ohne mir eine Aufgabe zu geben. Ich soll ihr wertvolles Radio verkaufen, um Geld für etwas Essen zu beschaffen.
Schon bald erscheint ein Händler in einem fliegenden Gefährt, das mich stark an ein Piratenschiff erinnert, an meinem Fenster. Ein zwielichtiger Rabe. „Hey, kleiner Mann“, krächzt er und bietet mir einen Tausch an: mein Radio gegen eine magische Bohne.
MIXED.de ohne Werbebanner
Zugriff auf mehr als 9.000 Artikel
Kündigung jederzeit online möglich
Erst will ich das Radio nicht hergeben – ich kann es doch überall mit mir herumtragen und alle Knöpfe drücken! Doch dann gibt mir der Händler die fußballgroße Bohne in die Hand. Wie sie riecht, frisch und grün. Ich willige ein.
[blockquote]Wie magisch, wie mitreißend.[/blockquote]Bis heute frage ich mich, was wohl passiert wäre, hätte ich mich geweigert. Ob das Stück dafür ein alternatives Ende gehabt hätte? Oder wäre ich irgendwie gezwungen worden, die Bohne zu nehmen?
Wie auch immer: Meine Mutter kommt zurück und ist alles andere als glücklich über mein Geschäft. Als sie die Bohne voller Wut aus dem Fenster wirft, geschieht etwas Wundersames. Sie keimt, es dröhnt und wackelt. Und schon bald thront unser Häuschen auf einer riesigen Bohnenpflanze, die innerhalb von Sekunden aus dem Boden geschossen ist. Ende, Fortsetzung folgt.
Mehr immersives Theater als VR-Film
Zugegeben, so ganz neu ist die Idee nicht, echte Schauspieler in eine VR-Erfahrung einzubinden. War doch letztes Jahr mit „Draw me Close“ ein ähnlicher Aufbau bei Tribeca zu erleben. Und Regisseur Mathias Chelebourg hatte im Herbst 2017 schon auf dem Venice VR Festival mit „Alice: The Virtual Reality Play“ vorgelegt.
Jack erfindet das Rad also nicht neu. Dennoch: VR-Erfahrungen wie Jack setzen einen neuen Maßstab in Punkto Interaktivität. Es ist so natürlich, sich mit einer Person aus Fleisch und Blut in der Virtual Reality zu unterhalten. Mit technischer wie erzählerischer Perfektion zeigt Jack, wie immersiv VR sein kann. Wie magisch, wie mitreißend.
Für mich sind diese Projekte die Zukunft von ortsbasierter Virtual Reality: VR verlässt die Filmwelt und rückt deutlich näher ans immersive Theater. Ich kann kaum erwarten, die Fortsetzung zu sehen.
Einen Nachteil gibt es allerdings: Das VR-Theater ist sehr aufwendig und daher immer nur für eine begrenzte Anzahl Zuschauer zu sehen. Für Betreiber eines VR-Theaters wäre es wohl eine Herausforderung, ein gutes Finanzierungsmodel zu finden – aber sicher nicht unmöglich.
CNET hat mit der Kamera eingefangen, was hinter der Brille bei Jack passiert.
Über die Autorin:
Pola Weiß arbeitet als Freiberuflerin in Berlin und schreibt auf ihrem Blog VR Geschichten über Storytelling in Virtual Reality. Bevor sie zurück in ihre Wahlheimat Berlin gezogen ist, war sie drei Jahre lang freie Redakteurin beim SWR Fernsehen in Baden-Baden. Dort hat sie Kulturdokumentationen, Dokumentarfilme und Online-Projekte für den SWR, Das Erste und Arte betreut. Gute Geschichten, egal in welchem Medium, sind ihre Passion.
Mehr zu den Tribeca VR-Erfahrungen:
- Tribeca – Teil 1 (Jack, Arden’s Wake, Battlescar, …)
- Tribeca – Teil 2 (Hero, Vestige, Terminal 3, …)
| Featured Image: Baobab Studios (Screenshot)
Hinweis: Links auf Online-Shops in Artikeln können sogenannte Affiliate-Links sein. Wenn ihr über diesen Link einkauft, erhält MIXED.de vom Anbieter eine Provision. Für euch verändert sich der Preis nicht.