Virtual Reality: Powergeste gegen sexuelle Belästigung in VR
Eine Autorin beschwert sich über sexuelle Belästigung in Virtual Reality. Die Entwickler der Anwendung reagieren prompt und geben Belästigten eine neue Gelegenheit, sich zur Wehr zu setzen: Eine spezielle Powergeste fegt die Stalker-Avatare aus der Intimzone.
Zwar ist der eigene Körper in der Virtual Reality nicht physisch präsent, dennoch spürt man eine Verkörperung, wenn man in die digitale Hülle eines Avatars schlüpft. Selbst dann, wenn dieser nur abstrakt in Form eines Kopfes und zwei fliegender Hände dargestellt wird.
Eben jene Verkörperung verspürte eine Autorin, die sich in die Bogenschießen-Simulation QuiVR einloggte. Dort traf sie im Multi-User-Modus auf einen Avatar, der von einem Mann gesteuert wurde. Zwar sind die Avatare in QuiVR geschlechtsneutral gestaltet, jedoch verraten die Teilnehmer über ihre Stimme, ob sie männlich oder weiblich sind.
___STEADY_PAYWALL___Der männliche Avatar verfolgte die Autorin, begrapschte sie virtuell und fasste ihr symbolisch an die Brüste und in den Schritt. Was im ersten Moment wie ein alberner Trollversuch wirkte, wurde für die Frau schnell zum Stressfaktor. "Natürlich wird man nicht physisch berührt [...] aber es ist dennoch verdammt unheimlich", schreibt sie bei Medium.
Der Vorfall wurde von den Medien aufgegriffen und schnell verbreitet. Die Entwickler der Anwendung bekamen davon Wind und reagierten prompt. Zwar bietet die Anwendung bereits Einstellungen zum Schutz der virtuellen Intimzone - eine solche Option ist mittlerweile Standard bei VR-Anwendungen für mehrere Nutzer - diese greift aber nur, wenn die virtuellen Hände anderer Avatare das eigene Sichtfeld blockieren. Dass ein Avatar versuchen könnte, auch andere Stellen zu berühren, hatten die Entwickler nicht bedacht.
Powergeste verbannt virtuelle Verfolger
Nach der Kritik überlegten die Entwickler, wie sie den Schutz der virtuellen Intimsphäre noch aktiver und symbolisch wirksamer gestalten könnten. In der Realität würde man einen Angreifer wegstoßen. Aber wie setzt man das in der körperlosen VR-Welt um?
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Am Ende ihrer Überlegungen hatten sie die Idee zu einer Powergeste. Im Stile einer Superheldin führt man die beiden 3D-Controller zusammen und reißt sie auseinander, kreiert so eine Schockwelle, die nervige Avatare aus der Intimzone befördert. Ziel der Geste sei die Ermächtigung der belästigten Person, schreiben die Entwickler. "Es soll sich anfühlen wie ein Kampf, den man gewonnen hat."
Anstatt die ungewollte Annäherung nur durch unsichtbare Blockaden zu verhindern, gebe die Geste den Nutzern die Möglichkeit, im Moment der Belästigung Kontrolle auszuüben und so die Opferrolle zu verlassen.
Die Entwickler von QuiVR hoffen, dass sich die neu eingeführte Powergeste als Standard und eine Art 911-Notruf in VR etabliert. Den Programmiercode stellen sie bei Github kostenlos zur Verfügung.
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