Virtual Reality: Militärtechnologie soll Motion Sickness beseitigen
Oculus Rift kommt gerade auf den Markt, HTC Vive folgt in wenigen Tagen. Es dürfte nicht lange dauern, bis die ersten Berichte über Motion Sickness im Netz auftauchen. Denn obwohl die virtuelle Übelkeit dank hochwertiger Display- und Sensortechnologie lange nicht mehr so gravierend ist wie zu Anfangszeiten der Virtual Reality, ist sie nicht völlig ausgemerzt.
Das betrifft besonders Spiele und Anwendungen, bei denen der Nutzer bewegt wird, obwohl er in der Realität nur still sitzt. Sobald die visuelle Wahrnehmung etwas anderes sieht, als es unser Gleichgewichtsorgan im Ohr empfindet, löst unser Gehirn Übelkeit aus. Denn die zwei widersprüchlichen Wahrnehmungen könnten ein Hinweis auf eine mögliche Vergiftung sein - als Vorsichtsmaßnahme muss der Magen entleert werden.
Viele Entwickler oder Filmemacher kennen das Problem und bauen ihre VR-Erfahrungen so, dass Motion Sickness nicht oder nur in Ausnahmefällen auftritt. Das bedeutet aber auch zahlreiche Kompromisse beim Anwendungsdesign, gerade Beschleunigung und Rotation sind Todsünden. Über kurz oder lang muss also eine bessere Lösung her. Die Mayo Klinik für Luftfahrtmedizin und Vestibularforschung ist von der Galvanic Vestibular Stimulation (GVS) überzeugt; die dortige Audiologie forscht seit vielen Jahren an der Technologie.
___STEADY_PAYWALL___Durch gezielte Stimulation des Innenohrs mittels elektronischer Impulse kann unser Gehirn Phantombewegungen empfinden. Man hat beispielsweise das Gefühl, dass man sich vorwärts bewegt, obwohl man nur an Ort und Stelle steht. Das Produkt nennt die Klinik "vMocion", ein gleichnamiges Unternehmen ist bereits gegründet. vMocion kann Bewegungen in drei Dimensionen simulieren: vorwärts und rückwärts, seitlich und rotierend. Ursprünglich wurde die Technologie für das US-Militär entwickelt, um bei der Ausbildung von Helikopterpiloten den Ausfall der Rotorblätter realistisch zu simulieren. "Unsere Forschung hat bewiesen, dass GVS-Technologie Motion Sickness bei Piloten minimieren kann", sagt Dr. Michael Cevette, der die Audiologie der Mayo Klink leitet.
[blockquote right="pull-right" cite="Bradley Hillstrom, CEO vMocion"]"Man stelle sich vor, dass man einen Film über das Fliegen ansieht, und dabei tatsächlich das Gefühl hat, über die Landschaft zu segeln. Oder man fühlt sich in einem Virtual-Reality-Spiel so, als ob man neben der Spielfigur läuft, obwohl man eigentlich nur in seinem Stuhl sitzt. Das sind nur Beispiele dafür, wie unsere vMocion 3v-Plattform die Medien- und Entertainment-Industrie revolutionieren wird."[/blockquote]Wer regelmäßig auf unserer Seite liest, erinnert sich vielleicht an diesen Bericht über Samsungs "Entrim 4D-Kopfhörer", die ebenfalls auf die GVS-Methode setzen, um die Immersion in VR zu verbessern und gleichzeitig das Risiko von Motion Sickness zu reduzieren. Im Unterschied zum Samsung-Produkt soll die vMocion-Lösung deutlich präziser arbeiten. Insgesamt acht Elektroden, vier hinter jedem Ohr, kommen zum Einsatz, um möglichst glaubhafte Bewegungssignale an das Innenohr zu senden.
Cevette vergleicht den qualitativen Sprung zwischen vMocion und den Samsung 4D-Kopfhörern mit dem zwischen den VR-Brillen Oculus Rift und Gear VR. Dank besserer Sensor- und Trackingtechnologie simuliert die Rift-Brille virtuelle Welten deutlich glaubhafter als Samsungs mobile VR-Lösung. "vMocion verbessert die Immersion, da man sich nicht nur aufgrund von visuellen Eindrücken vorstellt, wie man sich fühlt, sondern man fühlt die Bewegung tatsächlich, da das Innenohr durchgängig passend zur Erwartungshaltung stimuliert wird", sagt Cevette.
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Entwicklern von VR-Apps soll bei der Implementierung von vMocion kein Mehraufwand bei der Programmierung entstehen, denn die Wissenschaftler liefern auch eine Software, die 2D- und 3D-Bewegungen in Anwendungen automatisch analysieren und in passende GVS-Signale konvertieren kann. Als eigenes Produkt wird vMocion aber nicht für Endverbraucher auf den Markt kommen. Die Erfinder suchen aktuell nach Geschäftspartnern, die die Technologie lizenzieren wollen.
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