Varjo arbeitet an VR-Brille, die so scharf auflöst wie das Auge *UPDATE 2*
2. Update vom 29. September 2017:
Varjo Technologies erhält in einer ersten Finanzierungsrunde 8,2 Millionen US-Dollar von Risikokapitalgebern. Mit "The Venture Reality Fund" steht auch ein auf Virtual und Augmented Reality spezialisierter Geldgeber auf der Investorenliste. Diese wird von EQT Ventures angeführt, ein auf Techunternehmen spezialisierter Investor.
Das Geld dürfte in die Weiterentwicklung des laut Varjo mit über 70 Megapixeln auflösenden Micro-Displays fließen, das bereits Ende dieses Jahres in ersten Produkten für professionelle Anwender eingesetzt werden soll. Das größte Problem des Prototyps ist nach ersten Testberichten (siehe Ursprungsartikel unten) das stark eingeschränkte Sichtfeld von nur rund 20 Grad. Für die finale Entwicklerversion der VR-Brille verspricht Varjo dank eines speziellen Darstellungsverfahrens eine Sichtfeldweite von circa 100 Grad, also ähnlich weit wie Playstation VR, Oculus Rift und HTC Vive.
Ein Sprecher von EQT Ventures sagt, dass die Qualität des Varjo-Prototyps sein Unternehmen zur Investition bewogen habe. Dieser mache die mangelhafte Auflösung aktueller VR-Brillen sehr deutlich: "Wir konnten jedes Detail erkennen und sogar Text lesen." Die Technologie habe das Potenzial, den Markt zu verändern.
Laut der Pressemitteilung fokussiert sich Varjo vorerst auf industrielle Anwender, bei denen bereits eine große Nachfrage existieren soll. Urho Konttori, CEO von Varjo, gibt an, dass sein Displayunternehmen dank der neuen Partnerschaft die Forschungsphase verlassen und sich stärker der Produkt- und Marktentwicklung widmen kann.
1. Update vom 3. Juli 2017:
Varjo gibt den Projektnamen für die VR-Technologie bekannt: "20|20", was gleichbedeutend ist mit perfektem Sehvermögen. Laut VRFocus werden "erste Produkte für professionelle Nutzer und Anwendungen" Ende 2017 ausgeliefert. Die Varjo-Technologie soll eine Auflösung von 70 Megapixel bieten. Zum Vergleich: Oculus Rift und HTC Vive stellen 1,2 Megapixel dar. Wie will das Startup das bewerkstelligen?
Varjos VR-Brille setzt neben einem normal auflösenden Screen ein Micro-Display ein, das über eine sehr hohe Pixeldichte verfügt. Das hochauflösende Bild des Displays wird mit Hilfe beweglicher Spiegel immer genau in das Sichtfeld des Nutzers eingeblendet. Für die Blickerfassung kommt Eye-Tracking-Technologie zum Einsatz. Varjo spricht in Anlehnung an das Renderverfahren "Foveated Rendering" von einem "Foveated Display".
Das Startup hat außerdem einen Trailer ins Netz gestellt. Leider zeigt der weder die Technologie, noch enthält er sonstige relevante Informationen zur kommenden VR-Brille.
Ursprünglicher Artikel vom 19. Juni 2017:
Varjo arbeitet an VR-Brille, die so scharf auflöst wie das menschliche Auge
Aus dem Nichts taucht ein finnisches Startup namens Varjo auf und zeigt eine Technologie, die das Problem gering auflösender VR-Displays ein für alle Mal beseitigen soll. Der erste Prototyp beeindruckt die Journalisten.
Dem Prototyp liegt eine modifizierte Oculus-Rift-Brille zugrunde, die zusätzlich zwei MicroOLED-Displays von Sony verbaut hat (eines pro Auge). Die Bildschirme stellen trotz ihrer winzigen Größe - die Diagonale beträgt weniger als 1,8 Zentimeter - 1.920 x 1.080 Pixel dar.
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Die Displays sind auf der Oberseite der VR-Brille angebracht. Laut Peter Rubin von Wired reflektieren Spiegel die Bilder in das Gehäuse, sodass man beim Aufsetzen des Prototyps in der Mitte einen gestochen scharfen Bildausschnitt sieht. Der ist umgeben von den deutlich sichtbaren Pixeln des Standard-Displays von Oculus Rift.
Beeindruckende Demos
Die Journalisten konnten mehrere Demos ausprobieren. Eine versetzte sie an einen virtuellen Schreibtisch, auf dem ein Bildschirm mit geöffnetem Windows-Explorer steht. Sean O'Kane von The Verge schreibt, dass er die einzelnen Dateinamen lesen konnte.
Dasselbe gilt für die Aufschriften auf den Knöpfen eines Flugzeugcockpits in einer zweiten Demo. Lucas Matney von Techcrunch hält beeindruckt fest, dass er die Buchtitel in einem virtuellen Bücherregal erkennen konnte, das mehrere Schritte von ihm entfernt war.
Da die Mikro-Displays selbst mit Hilfe spezieller Linsen nicht mehr als 20 Prozent des Sichtfelds ausfüllen, will Varjo einen beweglichen Spiegelmechanismus entwickeln, der die Bilder stets dorthin reflektiert, wohin der Nutzer gerade blickt. Hierfür müsste zusätzlich Eye-Tracking-Technologie verbaut werden, die die Augenbewegungen erfasst und an den Spiegelmechanismus weitergibt. Varjo spricht in Abgrenzung von Foveated Rendering von einem "Foveated Display".
Geplant ist eine Mixed-Reality-Brille
Dem Startup schwebt ein Gerät vor, das sowohl Virtual als auch Augmented Reality beherrscht. Hierfür zeichnet es die äußere Umgebung mit zwei Kameras auf und streamt die Bilder in das Gehäuse, wo sie um digitale Elemente erweitert werden. Dank der hochauflösenden Displays soll der Anwender keinen großen Unterschied zur natürlichen Wahrnehmung feststellen können.
Varjo will die Technologie nicht lizenzieren, sondern eine eigene VR-Brille bauen. Ausgewählte Partner sollen noch dieses Jahr ein Developer Kit erhalten, das mit SteamVR kompatibel ist. Bereits 2018 soll die fertige VR-Brille auf den Markt kommen. Laut Varjo soll sie alle nötigen Komponenten verbaut haben und deshalb ohne Kabel auskommen.
Die Zielgruppe sind aufgrund des hohen Preises professionelle Anwender wie Architekten, Designer oder VR-Entwickler. Laut Varjo soll die VR-Brille mehrere tausend, aber weniger als 10.000 US-Dollar kosten. Laut dem CEO Urho Konttori wird der Preis mit der Zeit fallen, sodass die Technologie in wenigen Jahren auch für Heimanwender erschwinglich wird.
Varjo wurde vor zehn Monaten von ehemaligen Mitarbeitern von Nokia, Microsoft und Intel gegründet. Das Startup hat bereits zwei Millionen US-Dollar an Starthilfe erhalten und sucht derzeit nach neuem Risikokapital, um die Entwicklung der Technologie voranzutreiben.
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