Snapchat heißt jetzt Snap, veröffentlicht Videobrille Spectacles
In den vergangenen Monaten mehrten sich Gerüchte, dass Snapchat an einer eigenen Hardware werkelt, möglicherweise sogar ein Augmented-Reality-Gerät. Nun legt das Unternehmen die Karten auf den Tisch: Es ist eine einfache Videobrille. Dennoch könnte das für den VR- und AR-Markt ein wichtiger Schritt sein.
"Spectacles" heißt die neue Brille, die am Gestell mit einer Kamera ausgestattet ist. Es ist die erste Hardware, die Snap Inc. veröffentlicht. Ganz recht: Snapchat war einmal. Das "Chat" im Namen musste der Ambition weichen, zukünftig mehr sein zu wollen als eine einfache Chat-App. Das neue Gerät ist ein Ausblick auf diese Zukunft.
Setzt man Spectacles auf und drückt einen Knopf am Gestell, nimmt die Kamera ein zehn Sekunden langes Video aus der Ich-Perspektive in einem 115-Grad-Winkel auf. Jeder weitere Knopfdruck zeichnet ein neues Video auf, das via Bluetooth mit dem Smartphone synchronisiert wird. Die Brille soll in drei Design-Variationen im Herbst erscheinen und 130 US-Dollar kosten.
___STEADY_PAYWALL___Now that the nerds run the asylum, our fashion is wall to wall pocket protectors. pic.twitter.com/xYtleEGC2m
— Matthew Panzarino (@panzer) 24. September 2016
Das Smartphone als sozialer Störfaktor
Obwohl Snapchat auf dem Smartphone groß geworden ist, scheint Snap-Gründer Evan Spiegel kein großer Fan des Geräts zu sein. Er beschreibt es gegenüber dem Wall Street Journal als "Mauer vor dem Gesicht" - genau diese soll Spectacles einreißen. Videos, die mit der Brille auf der Nase statt mit dem Smartphone in der Hand gefilmt werden, sollen einen deutlich natürlicheren Seheindruck vermitteln. Außerdem habe der Brillenträger beide Hände frei, könne Hunde streicheln, Babys knuddeln oder auf dem Konzert herumspringen, heißt es in dem Bericht des WSJ.
Spiegel erzählt, dass er die Brille das erste Mal auf einer Wandertour ausprobiert habe und erstaunt gewesen sei ob der Wirkung der Videos. "Als ich mir das Material angesehen habe, konnte ich meine Erinnerungen sehen, durch meine Augen - das war unglaublich. Es ist eine Sache, ein Bild einer Erfahrung zu sehen und eine andere, eine Erfahrung erneut zu durchleben. Gefühlt war ich wieder vor Ort."
- MIXED.de ohne Werbebanner
- Zugriff auf mehr als 9.000 Artikel
- Kündigung jederzeit online möglich
Einer fast identischen Argumentation bedienen sich auch jene Unternehmen, die derzeit an neuen Virtual- und Augmented-Reality-Technologien forschen. Ein natürliches Interface soll sich besser in den Alltag integrieren, reine Informationen werden durch Erfahrungen ergänzt oder gar ersetzt.
Doch keine Augmented Reality?
Snap Inc. hat unzweifelhaft das Wissen, um hochwertige Augmented Reality umzusetzen. Das beweisen unter anderem die zahlreichen Foto- und Videofilter auf Basis der Computer Vision - einer Kerntechnologie für Augmented Reality - und strategische Unternehmenszukäufe und Einstellungen in den letzten Monaten. Warum entscheidet sich das Unternehmen dennoch dazu, vorerst nur eine einfache Videobrille auf den Markt zu werfen?
Die Antwort fällt leicht: Der stylische Formfaktor der Brille sowie der vergleichsweise günstige Preis waren ausschlaggebend für diese Entscheidung. Snapchat könnte seiner jungen Zielgruppe unmöglich ein klobiges und teures Gerät wie Hololens verkaufen. An der schlanken Videobrille hingegen könnten Teens durchaus Gefallen finden. Hinzu kommt, dass derzeitige Augmented Reality technisch noch nicht reif ist für den Massenmarkt.
Wenn Spectacles von der Zielgruppe angenommen wird, dann wird es für Snap die einfachste Aufgabe sein, ein aufgebohrtes Modell mit mehr Features zu veröffentlichen, sobald die AR-Technologie den notwendigen Reifegrad erreicht hat. Die neue Brille dürfte daher - auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirken mag - tatsächlich der Versuch sein, einen Frühstart in den entstehenden Augmented-Reality-Markt zu wagen.
Einfach nur eine Videobrille oder der Anfang einer Interface-Revolution? Teile Deine Meinung im VRforum.
https://www.youtube.com/watch?v=XqkOFLBSJR8
Hinweis: Links auf Online-Shops in Artikeln können sogenannte Affiliate-Links sein. Wenn ihr über diesen Link einkauft, erhält MIXED.de vom Anbieter eine Provision. Für euch verändert sich der Preis nicht.