Second Life: Cellulite für Avatare sind ein Verkaufshit

Second Life: Cellulite für Avatare sind ein Verkaufshit

Izzie Button entwirft und verkauft perfekte Körper für Second-Life-Avatare. Jetzt hat sie unerwartet einen Verkaufshit gelandet: Gesäße mit Dehnungsstreifen und Cellulite. Was sagt über die Repräsentation des Selbst in virtuellen Räumen aus?

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Wer einen Blick in Buttons Second-Life-Laden wirft, findet zahllose Artikel. Die meisten entsprechen exakt dem von Modemagazinen, Laufstegen und Instagram-Models propagierten Schönheitsideal. Wie erklärt sich Button, dass das für 199 Linden-Dollars angebotene Paket aus Cellulite und Dehnungsstreifen zum bestverkauften Artikel avancierte?

Gegenüber Motherboard beschreibt sie, wie Kunden nach Unvollkommenheiten wie Falten, Tränensäcke, Poren und gealterte Narben zu fragen begannen.

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"Es gibt einen Trend in Second Life, der wegführt vom perfekten Aussehen makelloser Barbies", sagt Button. "Viele Leute wollen nicht mehr, dass ihre Avatare wie Puppen aussehen. Nun ist Individualität und Realismus gefragt. Es geht darum, einzigartig zu sein und aus der Masse herauszustechen."

Schönheit ist relativ

Virtuelle Welten erlauben Nutzern, andere Identitäten und andere Körper auszuprobieren. Ein digitales Selbst kann insofern eine emanzipatorische Wirkung haben, als der echte Körper in der virtuellen Welt keine Rolle mehr spielt.

Diese Befreiung kann jedoch ins Gegenteil umschlagen. Wenn sich Nutzer dem gesellschaftlichen Erwartungsdruck beugen und ein Alter Ego zur Schau tragen, das dem gängigen Schönheitsideal entspricht: Tragen sie diese Unterdrückung dann nicht in die virtuelle Welt?

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Womöglich stören sich die Cellulite-Käufer genau daran. Sie wünschen sich eine stärkere Identifikation mit ihrem eigenen Körper oder wollen demonstrativ körperliche Eigenschaften zur Schau tragen, die gemeinhin als unvollkommen angesehen werden.

Der Fall lässt noch eine weitere, interessante Schlussfolgerung zu: Dass eine virtuelle oder reale Welt, in der jedes Individuum dem Schönheitsideal entspricht, nicht für alle erstrebenswert ist. Sind alle gleichermaßen schön, wandelt sich der Begriff der Schönheit oder sucht sich eine andere Domäne wie Individualität - oder Realismus.

Button berichtet, dass sie viele Anfragen für andere Körperpartien mit Makeln erhalten hat.

| Featured Image: Izzie Button | Source: Motherboard