Playstation VR auf der E3: Große Namen, wenig Substanz
Auf der E3 2016 wollte Sony den Hype um Virtual Reality und Playstation VR so richtig entfachen und hatte dafür zahlreiche große Namen im Gepäck. Ob sich die Japaner mit den vollmundigen Ankündigungen einen Gefallen getan haben, darf bezweifelt werden.
Batman, Final Fantasy, Resident Evil, Star Wars - Sonys Neuankündigungen auf der E3 2016 sollten auch den letzten Skeptiker davon überzeugen, dass Virtual Reality bereit ist für den Mainstream. Das Problem: Die frühen Demos beweisen eher das genaue Gegenteil. Den größten Bock schießt Capcom mit der Virtual-Reality-Demo zu Resident Evil 7. Während es prinzipiell löblich ist, dass das gesamte Spiel und nicht nur ein Spinoff mit VR-Brille genutzt werden kann, stellte sich schon unmittelbar nach der Ankündigung die bange Frage: Ego-Perspektive in Virtual Reality mit dem Gamepad - wie soll das funktionieren?
Hoffte der positiv gestimmte VR-Enthusiast anfangs noch darauf, dass die erfahrenen Entwickler bei Capcom den Motion-Sickness-Code möglicherweise geknackt haben könnten, stellt sich jetzt heraus, dass es sogar noch schlimmer als befürchtet ist. Das herkömmliche Bewegungskonzept der Konsolenversion wurde schlicht und ergreifend auf die VR-Brille übertragen - inklusive Rotation um die eigene Achse via Joystick. In Virtual Reality fühlt sich das in etwa so angenehm an, wie wenn man in der Realität von einem Henker den Hals umgedreht bekommt. Motion Sickness ist garantiert.
___STEADY_PAYWALL___Die Folge: CNET titelt mit "Das ist das Spiel, das E3-Besucher krank macht" und Engadget schlägt in die gleiche Kerbe - genau diese Schlagzeilen galt es zu vermeiden. Zwar ist bis zum Release im Januar 2017 noch ein wenig Zeit, aber nach dieser Demonstration muss ernsthaft am VR-Sachverstand im Hause Capcom gezweifelt werden. Dabei hätte sich ein klassisches Resident Evil mit statischer Kameraperspektive perfekt für eine Virtual-Reality-Version geeignet und wäre wohl auch bei den Fans gut angekommen.
Batman und Final Fantasy in der virtuellen Realität: Kaum mehr als Tech-Demos
Allerdings kommen auch die anderen großen Namen nicht viel besser weg. Adi Robertson, einflussreiche VR-Redakteurin beim US-Techmagazin "The Verge", lässt sich in einem Artikel über den Gimmick-Charakter der neuen PSVR-Titel aus. Es sei zwar noch zu früh für ein endgültiges Urteil, aber die VR-Version von Arkham sei eine radikale Abkehr von der Serie, die mehr mit dem Reiz des Neuen als mit Substanz punkten könne. Ähnlich hart urteilt Robertson auch über die Demo zur VR-Version von Final Fantasy, die nicht mehr zeigt als eine rudimentäre Kampfsequenz und eine virtuelle Autofahrt mit einer leicht bekleideten Dame - auch noch als Beifahrer. Ähnlich hart werden Batman und Final Fantasy auch bei CNET beurteilt.
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Auch die VR-Demo zu Fallout 4 für HTC Vive wird in den US-Medien eher kritisch gesehen. Allerdings erscheint der Titel auch erst in 2017, natürlich bleibt noch viel Zeit für Verbesserungen. Dass er aber in einer so frühen Phase schon gezeigt werden muss, auch wenn die Qualität noch nicht da ist, spricht dafür, dass es der Branche insgesamt noch an hochwertigen Inhalten fehlt. Ebenso bietet die Tech-Demo zu Doom VR kaum Substanz. Überhaupt scheint es absurd, eine VR-Adaption des hektischen Shooters in Aussicht zu stellen, nur um ein paar große Namen in den Ring zu werfen.
E3 2016 und Virtual Reality: Erst der Anfang vom Anfang
Nun geht es nicht darum, den Stab über Sony zu brechen; das Bestreben danach, große Namen ins VR-Boot zu holen und damit das Wachstum des Marktes zu beschleunigen, ist mehr als löblich. Sony ist entsprechend etabliert, um das zu ermöglichen, das konnten die Japaner auf der E3 2016 eindrucksvoll beweisen. Die erwünschte Wirkung tritt aber nur ein, wenn die virtuellen Versprechungen auch einer kritischen Prüfung in der Realität standhalten können. Wenn Sony große Marken in Aussicht stellt, mit denen Gamer bestimmte Qualitäten und Eigenschaften bereits verbinden, man diese aber letztlich nicht bieten kann, dann ist Enttäuschung vorprogrammiert.
Der Ansatz von HTC und Oculus VR - und zum Teil durchaus auch von Sony - vorerst mit neuen Franchise zu arbeiten, die emotional noch nicht aufgeladen sind und die eher kurze, experimentelle VR-Erfahrungen bieten, ist im ersten Moment vielleicht weniger bombastisch, aber möglicherweise deutlich nachhaltiger. Denn ein langsames Wachstum ist allemal besser als ein schneller Push, der letztlich gegen die Wand fährt, weil die Spieler sich übergeben müssen. Die Entwicklerstudios sind gut damit beraten, den unsinnigen Rufen nach Triple-A-Produktionen für VR vorerst nicht nachzugehen, sondern erst noch mehr über das neue Medium zu lernen. Denn gerade die, die am lautesten nach GTA und Co. rufen, haben sich häufig am wenigsten mit den Möglichkeiten und Unmöglichkeiten von Virtual-Reality-Spielen beschäftigt.
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