Oculus Rift: Giant Cop im Test - wie ein Kind im Sandkasten
Ähnlich wie in Godzilla stapft man als riesiger Cop durch eine Comic-Stadt und sorgt für Recht und Ordnung. Klingt nach Spaß? Ist es auch. Aber nicht für lange.
Von Anfang an punktet Giant Cop mit einer gediegenen 80er-Jahre Atmosphäre. Man fühlt sich erinnert an prollige Filmstreifen im Stile von Magnum. Dazu passt die erste Aktion im Spiel: Man setzt sich eine Sonnenbrille auf.
Danach ist man bereit für den Dienst. Begleitet von seichtem Popgedudel patroulliert man durch die Straßen und hält Ausschau über sein Revier. Das wird bevölkert von Comic-Figuren und Miniaturautos, die planlos durch die Gegend rasen und ein geschäftiges Treiben vortäuschen.
___STEADY_PAYWALL___Die Stadt ist recht interaktiv, sodass man auch als riesenhafter Polizist reichlich Spielzeug in der Umgebung findet. Bei Giant Cop steht zweifelsohne der reine Nonsens im Vordergrund.
Vom Dach eines Sportgeschäfts klaut man einen riesigen Basketball oder einen Baseballschläger. Autos hebt man hoch und jongliert mit ihnen. Der Betreiber des Mobilfunknetzes hat ein übergroßes Handy vor der Tür, mit dem man Verstärkung rufen kann. Beim Spielwarenladen entwendet man eine gigantische Spielzeugpistole, die Klebepfeile auf Bösewichte verschießt.
Apropos Bösewichte: Die sind eigentlich gar nicht so böse. Anstatt koksender Gangster jagt man Bauern, die mit Salat dealen. Erstaunlicherweise entwickelt Giant Cop mitunter sogar den Anspruch, Realsatire zu sein, die aktuelle politische Ereignisse parodiert. Dem Spieler dämmert es recht schnell, dass man als allgegenwärtige und riesenhafte Staatsmacht nicht unbedingt die gute Rolle im digitalen Schauspiel einnimmt.
Anhand dieser Beschreibung wird bereits deutlich, was den Entwicklern von Giant Cop besonders gut gelang: der Humor. Die leicht infantile Story, die knallbunte Comic-Welt und der spielerische Umgang mit der Umgebung machen gute Laune.
Eine Stunde Spaß
In den ersten Minuten hat man viel Freude daran, die Miniaturstadt zu erkunden und die digitalen Bewohner als riesenhafte Gestalt zu dominieren. Doch wie Menschen nun mal sind: wir brauchen Aufgaben, damit wir uns nicht langweilen. Ein großer Sandkasten alleine macht nicht glücklich. Man muss etwas darin tun.
Ist die erste Begeisterung über die gelungene Gute-Laune-Präsentation verflogen, stolpert man daher schnell über ein Gamedesign, das zum Haare raufen ist. Viele Aufgaben sind unnötig schwer zu bewältigen und ziehen sich wie Kaugummi, weil die Entwickler nicht genug Hinweise zur Lösung geben.
Das ist deshalb problematisch, da Giant Cop im Grunde ein einziges großes Suchspiel ist. Suche einen bestimmten Truck, ein Graffiti von Protestanten, einen Zeugen eines Anschlags, so lauten typische Aufgaben. Häufig stolpert man orientierungslos durch die Gegend und findet einfach nicht, wonach man Ausschau hält. Das frustriert schon nach den ersten Missionen.
Abwechslung von solchen Suchaufgaben gibt es kaum, obwohl Giant Cop laut den Entwicklern in weniger als fünf Stunden beendet werden kann. Im Grunde hat man bereits nach den ersten beiden Missionen alle wesentlichen Elemente des Spielablaufs kennengelernt.
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Probleme beim Tracking trüben die Immersion
Via Teleport bewegt man sich entlang fest vorgegebener Punkte durch die Straßen. Leider ist das Teleportsystem so aufgebaut, dass das eigene Sichtfeld von einem Teleportpunkt zum nächsten automatisch in eine vorgegebene Blickrichtung korrigiert wird. Bewegt man sich schnell fort, ist das stark desorientierend und löst sogar leichte VR-Übelkeit aus.
Wer viel Platz und mehr als zwei Trackingkameras aufgebaut hat, ist im Vorteil, da man sich auf den eigenen zwei Beinen deutlich freier durch die Straßen bewegen und auch mal in Hinterhöfe hineinschauen kann.
Spieler, die lieber im Sessel sitzen bleiben oder sehr wenig Platz haben, um sich frei im Raum zu bewegen, werden an Giant Cop keine Freude haben.
Giant Cop zeigt die bekannten Schwachstellen des Oculus-Trackings. Häufig dreht man sich in 360-Grad oder geht in die Knie, um Gebäude oder Figuren im Detail anzuschauen. Beim typischen Aufbau der Sensorkameras – stehend auf einem Tisch und nach vorne gerichtet – kommt es zu häufigen Aussetzern bei der Erfassung der 3D-Controller Oculus Touch.
Fazit: Interessantes Experiment, dem gute Ideen fehlen
Eigentlich habe ich das Bedürfnis, Giant Cop zu loben. Es erkundet das neue Format mutig, indem es weit abrückt von der Formel üblicher Spiele und sich die Stärken von Virtual Reality zu eigen macht. Leider ist der Titel im gleichen Moment ein gutes Beispiel dafür, dass neu und anders sein eben nicht reicht, wenn die Substanz fehlt.
Als Techdemo und zu einem günstigeren Preis ist Giant Cop eine tolle VR-Erfahrung, die zeigt, wie Virtual Reality kleine Welten entstehen lassen und begehbar machen kann. Gerade die Interaktion mit der Umgebung mittels der 3D-Controller Oculus Touch klappt intuitiv.
Dem Spiel gelingt es hervorragend, genau das Gefühl zu vermitteln, das es verspricht. Als allmächtiger Riese wird man zum Besucher einer glaubhaften Miniaturwelt.
Wem das schon reicht, der ist mit der VR-Erfahrung gut bedient. Hingegen werden Spieler, die keine Lust auf Experimente haben und eher auf traditionelle Games stehen, wenig Freude an Giant Cop haben.
Giant Cop benötigt Oculus Touch und ist für 24,99 Euro bei Oculus Home erhältlich. Versionen für HTC Vive und Playstation VR sollen später erscheinen.
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