Oculus Rift: Einmal Astronaut sein - "Mission: ISS" im Test
Seit dem 9. März können Besitzer von Oculus Rift ein virtuelles Gegenstück der ISS besuchen. Nach einer Stippvisite kann ich sagen, dass Oculus für den Nachbau der Raumstation weder Kosten noch Mühen gescheut hat: Bereits nach kurzer Zeit macht sich ein Gefühl wohliger Vertrautheit breit. Mit "Mission:ISS" ist es dem oscarprämierten Studio Magnopus gelungen, eine ebenso lehrreiche, wie unterhaltsame VR-Erfahrung zu schaffen, mit der man ein Stück weit das Leben eines Astronauten kennenlernt.
Dies beginnt schon mit der Fortbewegung im schwerelosen Raum. In Mission: ISS bewegt man sich wie richtige Astronauten mit Hilfe seiner Hände fort, indem man einen der zahlreichen Griffe fasst und sich in die gewünschte Richtung schwingt. Zu Beginn noch etwas ungewöhnlich, geht einem diese Art von Fortbewegung nach einer Weile in Fleisch und Blut über. Ergänzend dazu kann man auch Schubdüsen einsetzen. Das ist zwar nicht realistisch, aber es hilft ungemein, wenn keine Wände in der Nähe sind.
Kein klar definiertes Oben und Unten
Ebenso hilfreich ist, dass man seine Sicht per Analogstick in 30-Grad-Schritten drehen kann. In Mission:ISS funktioniert dies nicht nur horizontal, sondern auch vertikal. Wenn man in das Dockingmodul will, muss man sich am Ende eines Korridors in eine Art Loch hinabgleiten lassen. Hier hilft es, dass man die Sicht nach oben oder unten drehen kann, um sich neu zu orientieren.
___STEADY_PAYWALL___Tut man dies zum ersten Mal, wird einem erst vollumfänglich bewusst, dass man sich im Weltall befindet, wo es kein klar definiertes Oben und Unten gibt. Trotz dieser Bewegungshilfen sollten Menschen, denen künstliche Fortbewegung schnell auf den Mägen schlägt, vorsichtig mit Mission:ISS umgehen. Die Erfahrung der Schwerelosigkeit ist schon anspruchsvoll genug für die Wahrnehmung. In der Virtual Reality gilt das noch stärker.
Für die, die sich in der VR-Erfahrung möglichst wenig fortbewegen wollen, bietet das Programm die Möglichkeit, per Teleport zwischen den Modulen der Raumstation hin- und herzuspringen. Hierzu drückt man den X-Knopf auf dem linken Touch Controller und sieht dann den Grundriss der ISS. Dann braucht man nur noch das Modul auszuwählen, zu dem man sich teleportieren möchte.
Die Dockingmission ist ein schweißtreibendes Erlebnis
In der ISS hält man Funkkontakt mit der Erde und wird Schritt für Schritt in die wichtigsten Bereiche und Funktionen der Raumstation eingeführt. Zeigt man mit dem virtuellen Finger auf besondere Objekte, leuchten diese auf und man erhält mehr Informationen über deren Funktion, teilweise auch in Form von Videos. So erfährt man beispielsweise, wie die Astronauten sich in der ISS fit halten, wie sie Forschung betreiben und wie die Toilette funktioniert.
Nachdem man sich mit der Raumstation vertraut gemacht hat, erhält man eine wichtige Mission. Hierfür muss man in das Dockingmodul hinabsteigen. Dort erhält man die Aufgabe, mit dem Touch Controllern einen mechanischen Arm zu bedienen, um an ein wertvolles Frachtgut anzudocken und dieses anschließend mit der ISS zu verbinden. Was auf den ersten Blick wie eine simple Aufgabe erscheint, entpuppt sich schon bald als ein äußerst heikles Unterfangen.
Das größte Problem ist, dass die kleinen Fenster und die Bilder der äußeren Kameras nicht genug Übersicht bieten, sodass man nie genau weiß, was man gerade tut. Menschen mit einem überdurchschnittlichen guten räumlichen Vorstellungsvermögen sind hier im Vorteil. Besonders ärgerlich ist, dass der Instrukteur von der Bodenkontrolle teilweise irreführende Anweisungen gibt. Nach einer halben Stunde und zig Fehlversuchen habe ich entnervt aufgegeben. Für einen Astronauten, so scheint es, habe ich zu wenig Geduld.
Technisch überragend
Mit der Hilfe der NASA und anderer Weltraumbehörden ist es Magnopus gelungen, die Raumstation äußerst detailgetreu für die Virtual Reality umzusetzen. Von den einzelnen Apparaturen, über die zahlreichen Terminals bis hin zu den herumhängenden Kabeln: Es scheint, als hätte das Studio kein Detail außer Acht gelassen, um die ISS möglichst originalgetreu nachzubauen. Fans der Raumfahrt die VR-Erfahrung deshalb Freudentränen in die Augen treiben.
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Das gilt nicht nur für das Innere, sondern auch das Äußere der Raumstation, das man im späteren Verlauf zu Gesicht bekommt. Der Höhepunkt von Mission:ISS ist nämlich der Weltraumspaziergang. Hat man die Enge der Raumstation verlassen, wirkt die Erde noch anmutiger und erhabener, als durch die kleinen Fenster der ISS betrachtet.
Bei diesem Anblick hatte ich das Gefühl, ich sei in die Eingangsszene von "Gravity" versetzt worden, mit dem Unterschied, dass ich selbst im Raumanzug steckte. Als ich mich wenig später an der ISS von Geländer zu Geländer hangelte, war Johann Strauss' schöne, blaue Donau das Einzige, was mir noch fehlte. Aber das kann ich bei meinem nächsten Trip zur ISS nachholen.
Mission: ISS ist im Oculus Store kostenlos erhältlich.
Zwei kleine Tipps zum Ende:
Wer die VR-Erfahrung noch nicht ausprobiert hat und sofort in den Raumanzug schlüpfen möchte, muss folgendermaßen vorgehen: Zuerst startet man den Erkundungsmodus. Danach muss man den linken Korridor betreten, in welchem sich die Raumanzüge befinden. Schwebt man an diesen vorbei, sollte der linke Touch Controller bald darauf zu vibrieren beginnen. Zaubert man jetzt mit dem X-Knopf das virtuelle Tablet herbei, kann man auf dem Display bestätigen, dass man zum Weltraumspaziergang aufbrechen will.
Der zweite Tipp betrifft die Grafik. Mit dem virtuellen Tablet lässt sich ein Menü aufrufen, in welchem die Grafikqualität angepasst werden kann. Mein Computer erfüllt die Mindestanforderungen, kann das Spiel aber dennoch in der höchsten Qualität flüßig darstellen.
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