HTC Vive: Universe Sandbox 2 VR im Test - einfach wow

HTC Vive: Universe Sandbox 2 VR im Test - einfach wow

Dank Universe Sandbox 2 VR passt das ganze Universum jetzt in mein Wohnzimmer. Ich laufe hindurch und werfe mit Planeten um mich. Warum? Warum nicht.

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Ich stehe in meinem Wohnzimmer. Vor mir schwebt, in all ihrer blauen Pracht, die Erde. Der Mond dreht bedächtig seine Kreise um unseren Heimatplaneten. In der Distanz schimmert die Sonne, wenn ich direkt hineinstarre, blendet sie grell.

Ich frage mich, was wohl passiert, wenn ein zweiter Mond um die Erde kreiselt und platziere diesen geschickt in die Erdumlaufbahn. Ok, vielleicht nicht ganz so geschickt und ja, ich hätte die Ellipse etwas besser abschätzen sollen. Auf halbem Weg krachen die beiden Monde zusammen, vermischen sich zu einer glühenden Feuerkugel und fallen auf die Erde.

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Die Explosion ist so hell, dass ich mir intuitiv die Hand vor die Augen halte - was mit einer VR-Brille auf der Nase leider nicht viel bringt. Innerhalb weniger Sekunden steht der blaue Planet komplett in Flammen, am Ende bleibt nichts mehr übrig von den Bergen, Wäldern, Meeren, Städten, Tieren und Menschen. Beim Betrachten der von mir herbeigeführten Apokalypse empfinde ich nicht etwa Selbstzufriedenheit ob meiner Allmacht, sondern das schlechte Gewissen nagt an mir. Ich habe unseren Planeten vernichtet, ohne meine Wohnung zu verlassen. Jeder Superschurke wäre stolz auf mich. Sorry, liebe Erdenbürger, es war nicht so gemeint.

Gott spielen in VR: I’ve got the whole universe in my living room

Universe Sandbox 2 VR ist kein Spiel, sondern ein Astronomie- und Physik-Simulator. Den habe ich in all seiner Komplexität und den zahlreichen Möglichkeiten nicht einmal ansatzweise durchschaut - und habe das auch nicht vor.

Das Interface ist voll bis zum Anschlag mit Menüs, Funktionen und Optionen, die Navigation ist umständlich, jeder Knopf ist mehrfach belegt. Theoretisch lässt sich sogar die chemische Luftzusammensetzung einzelner Planeten verändern oder man rückt die Sonne weiter von der Erde weg und bewundert das frostige Resultat. Ganz sicher kann man allein Stunden damit verbringen, das digitale Handbuch zu studieren, um alle Spielvarianten und Einstellungsmöglichkeiten des Simulators zu verstehen. Notwendig ist das aber nicht, um die Anwendung zu genießen und genau das zeichnet Universe Sandbox 2 VR aus.

Wenn die Simulation startet, fühlt man sich wieder wie ein Kind, das staunend vor einem "Was ist was"-Buch sitzt und das erste Mal hindurchblättert. Man weiß zwar, dass man noch im eigenen Wohnzimmer steht; aber gleichzeitig steht man auch mitten im Universum, mit dem Mond in der rechten und dem Mars in der linken Hand und blickt auf das Mysterium, das wir Universum nennen.

Matthias lobt immer Torstens technischen Fertigkeiten

Unendliche Weiten, unendliche Einstellmöglichkeiten. BILD: Universe Sandbox VR

In unserer Laufbahn als Schüler lernen wir alle irgendwann, dass die Erde nur ein mikroskopisch kleiner Fleck in der Galaxie ist. Wir wissen auch, dass unser Planetensystem vermeintlich zerbrechlich und endlich ist und dass selbst kleine Irritationen große Auswirkungen haben können. Das erklären Wissenschaftler und Medien regelmäßig, wenn wieder ein Komet durch unser Sonnensystem rast, wie damals Halley in den 80er Jahren. Solche historischen und auch aktuelle Ereignisse kann der Simulator übrigens akkurat wiedergeben und sie sind zum Teil schon in vorgegebenen Szenarien abgespeichert.

Jeder von uns hat also eine ungefähre Vorstellung davon, wie das Sonnensystem aussieht, wie es organisiert ist – rational ist das klar. Emotional versteht man es aber erst in Virtual Reality. Man ist mittendrin im All, während sich das geordnete Chaos des Universums um einen herum entfaltet. Anstatt Zusammenhänge nur vom Lehrer erklärt zu bekommen oder als Illustration auf einem Blatt Papier zu betrachten, erlebt man diese interaktiv und erfährt die meist katastrophalen Auswirkungen von kleinsten Veränderungen anhand von eigenen Handlungen.

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Das „Was ist was“-Buch der nächsten Generation

Sollte jemand tatsächlich ernsthafte Zweifel daran haben, dass immersive Medien im Bildungskontext einen wichtigen Platz einnehmen werden - die Universe Sandbox VR-Erfahrung sollte diese Zweifel mit Leichtigkeit verwischen, so überzeugend und einprägsam wird die virtuelle Umgebung visualisiert. Universe Sandbox 2 VR geht direkt ins Gehirn und die Wirkung ist mit keinem anderen bekannten Medium auch nur im Ansatz zu vergleichen.

[blockquote]Universe Sandbox merges gravity, climate, collision, and material interactions to reveal the beauty of our universe and the fragility of our planet.[/blockquote]

Ich bin kein Physiknerd (mein ehemaliger Physiklehrer würde bei dieser Untertreibung in schallendes Gelächter ausbrechen), Astronomie kümmert mich normalerweise wenig, Sternenbilder kann ich auch nicht identifizieren und nicht einmal einer Sonnenfinsternis schenke ich großartig Beachtung. Mein Wissen über das Universum geht kaum über die soliden Grundlageninfos hinaus, die mich Fox Mulder in den 90er-Jahren lehrte.

Entsprechend verlangt mir Universe Sandbox 2 in der 2D-Version kaum ein Schulterzucken ab - ganz cool, wer's braucht. In Virtual Reality ändert sich das grundlegend, das Universum wird zu einem begehbaren Raum in meinen eigenen vier Wänden. Das ist ein VR-Erlebnis der besonderen Art mit einer sinnlichen, entspannenden und fast schon meditativen Wirkung, das gleichsam unterhält und bildet. Es ist das "Was ist Was"-Buch der nächsten Generation.

Universe Sandbox 2 VR ist für 23 Euro in einer Early-Access-Version bei Steam verfügbar. Die Simulation verlangt nach einem leistungsstarken Rechner, bei sehr aufwendigen Szenen kann aber auch der in die Knie gehen. Wer nicht mindestens "VR Ready" ist, sollte über einen Kauf gar nicht erst nachdenken.