Große Synagoge von Aleppo in Virtual Reality rekonstruiert
Das Israel Museum stellt eine virtuelle Rekonstruktion der Großen Synagoge von Aleppo aus. Die Grundlage für das VR-Erlebnis bilden 75 Jahre alte Fotografien.
Die Große Synagoge von Aleppo wurde zwischen dem fünften und siebten Jahrhundert n. Chr. errichtet, zweimal zerstört und wieder aufgebaut. 2016 fiel sie dem syrischen Bürgerkrieg zum Opfer und liegt seitdem in Trümmern. Das Israel Museum macht sie nun wieder begehbar – in der VR-Brille.
75 Jahre alte Fotografien als Grundlage des 3-D-Modells
1947 kam es in Aleppo zu judenfeindlichen Ausschreitungen und die große Synagoge wurde in Brand gesteckt. Sarah Shammah entkam im letzten Flugzeug von Beirut nach Israel und mit ihr fünfzig Fotografien und Negative der Synagoge.
___STEADY_PAYWALL___Kurz davor hatte sie zusammen mit einem armenischen Fotografen ein Gedenkalbum des antiken Gebäudes erstellt. Sie fotografierten jeden Winkel der Synagoge sowie den Aleppo-Kodex, der auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes steht. Nach dem Brand verschwand das Manuskript und tauchte erst Jahre später unvollständig wieder auf.
Diese Bilder liefern heute die Grundlage für die digitale Rekonstruktion der großen Synagoge von Aleppo. „Im Jahr 1947, als sie wusste, dass die Grenzen geschlossen werden und ein Krieg ausbrechen könnte, nutzte Sarah Shammah die beste Technologie ihrer Zeit, die Fotografie, um zu tun, was niemand sonst getan hatte, nämlich 360-Grad-Fotos der Synagoge aufzunehmen“, so Avi Dabach, ein Entwickler der VR-Erfahrung. Mit Virtual Reality nutze das Team nun die beste Technologie unserer Zeit, um Shammahs Arbeit zu präsentieren.
VR-Ausstellung: Jüdische Geschichte für ein jüngeres Publikum
Die VR-Ausstellung „Zurück nach Aleppo“ im Israel Museum in Jerusalem zeigt die Geschichte von Sarah Shammah und bietet einen virtuellen Rundgang durch die Synagoge. Sie wurde mithilfe von Fotogrammetrie, Kartierung und den fotografischen Archivdaten erstellt, die bis in das frühe zwanzigste Jahrhundert zurückreichen.
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Fünf Jahre lang arbeiteten Dabach und seine Kolleg:innen an der VR-Erfahrung. Basierend auf Shammahs Arbeit wollte das Team die Synagoge genauso darstellen, wie sie zum Zeitpunkt der Fotografien aussah. „Als wir die ursprüngliche Version der VR-Erfahrung das erste Mal sahen, war es so beeindruckend und wir spürten den Unterschied. Dies ist kein Film. Es geht darum, an einem Ort und zu einer bestimmten Zeit anwesend zu sein“, sagt Dabach.
„Wir versuchen, ein jüngeres Publikum anzusprechen, und das können wir durch Hightech erreichen. Wir machen das nicht für jede Synagoge, nur für eine, die es nicht gibt. Es ist eine Mischung aus der alten und der zukünftigen Welt“, erklärt Revital Hovav, Kurator der Ausstellung.
Rekonstruierte Synagogen auch in Deutschland erlebbar
Wer die Reise „Zurück nach Aleppo“ erleben möchte, kann sich auf der Webseite des Israel Museums für Tickets registrieren. Die Veranstaltung läuft vom 16. Juni 2022 bis zum 31. Dezember 2023.
Ein ähnliches Projekt gibt es auch in Deutschland zu sehen. Marc Grellert von der Technischen Universität Darmstadt rekonstruierte bereits 25 Synagogen in Virtual Reality. Seine Werke werden seit Ende 2021 im Hochbunker an der Friedberger Anlage in Frankfurt am Main ausgestellt.
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