Essen 1887: Augmented Reality-Zeitreise durch die Essener Innenstadt
Prominente zeigen dank AR-Technik, wie die Essener Fußgängerzone vor 135 Jahren aussah. Was kann die innovative AR-Stadtführung "Essen 1887"?
Besucher:innen des Touristen-Informationszentrums in der Essener Innenstadt können sich eine AR-Brille, die Nreal Light, ausleihen und eine virtuell unterstützte Zeitreise zum 18. Juli 1887 antreten. An diesem Tag wurde der bekannte Essener Unternehmer Alfred Krupp beerdigt.
Prominente Digital-Führung durch die Essener Innenstadt
Während ich mit der AR-Brille auf der Nase über die Kettwiger Straße flaniere, begegnen mir an bestimmten Punkten Schauspielende, die etwas zur Geschichte der Stadt erzählen. Darunter sind Prominente aus der Region, etwa der Schauspieler Henning Baum, der Sternekoch Nelson Müller oder der TV-Moderator Harry Wijnvoord.
___STEADY_PAYWALL___Während der Tour kann ich mich frei in der Essener Innenstadt bewegen. Es empfiehlt sich aber, den Vorgaben auf dem Display zu folgen. Eine eingeblendete Karte, die auch den Abstand zum Ziel anzeigt, führt mich zum jeweils nächsten Treffpunkt.
Dort sehe und höre ich virtuellen Schauspielenden zu, die sich über bestimmte Ereignisse unterhalten oder mir direkt Informationen über den jeweiligen Standort mitteilen. Die Schauspielenden wurden zu diesem Zweck in einem 360-Grad-Studio in Eindhoven digitalisiert. Hier und da kann ich auch virtuell Häuser und Zimmer betreten und mich darin umschauen – aber nicht immer wird klar, worum es sich hier genau handelt.
Ausbaufähige AR-Technik
Der digital erweiterte Stadtrundgang mit der Nreal-Light-Brille funktioniert einigermaßen gut, technisch ist jedoch bei der Umsetzung noch Luft nach oben. Brillenträger:innen müssen etwa ihre Brille absetzen und zwei Korrekturlinsen in der eigenen Sehstärke magnetisch vor der XR-Brille befestigen. Dafür steht ein Set Korrekturlinsen mit verschiedenen Sehstärken bereit – ihr solltet also ungefähr wissen, wie viel Dioptrien eure Brillengläser haben. Besuchende sollten zudem eigene Kopfhörer (3,5 mm Klinke) mitbringen, da die Dialoge während der Tour je nach Umgebungslärm schwer zu verstehen sein können.
Die Brillengläser sind mit einem zusätzlichen Infrarot-Filter beklebt, um den Kontrast so zu erhöhen, dass Einblendungen gut sichtbar sind. Das führt bei trübem Wetter dazu, dass ich nicht mehr viel von meiner Umgebung mitbekomme. Ich muss seitlich und unter den Gläsern vorbeischauen, um auf den Verkehr und Passanten achten zu können.
Auch manche Info-Punkte funktionieren nicht so, wie sie sollen, etwa aufgrund des ungenauen GPS-Trackings. Die Richtung, in die ich jeweils schauen soll, ist ebenfalls nicht immer ganz klar. Weil die Nreal Light meine Position und Ausrichtung im Raum nicht genau erkennt, projiziert sie die virtuellen Häuser nicht immer genau auf die realen Häuser der Essener Innenstadt. Auch die Schauspieler:innen sprechen mich oft nicht direkt an – ihr Blick geht ins Leere, was den Effekt etwas schmälert.
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Fazit zu Essen 1887: Innovative Idee, die (noch) von der Technik gebremst wird
Die Idee, Augmented Reality in einer Stadtführung zu nutzen, ist sowohl neu als auch clever. Schließlich sind die Möglichkeiten, informative Einblendungen zu liefern, nahezu unbegrenzt. Das zeigt die Essener Tour eindrücklich: Wenn alles funktioniert, wie es soll, ist die Präsentation hoch spannend.
Die Umsetzung krankt aber an der unzulänglichen AR-Brillentechnik und dem damit einhergehenden Nutzungskomfort. Wer einigermaßen frustresistent ist, bekommt hier trotzdem einen guten ersten Eindruck davon, wie ein kultureller Teil des Metaverse aussehen könnte.
Die Tour startet in der Touristen-Information (Kettwiger Straße 2-10), wo ihr euch die AR-Brillen ausleihen könnt. Tickets bekommt ihr dort oder vorab online. Ein Ticket kostet 25 Euro pro Person, das empfohlene Mindestalter liegt bei acht Jahren. Die gesamte Tour dauert rund zwei Stunden und die dabei zu Fuß zurückgelegte Wegstrecke beträgt rund zwei Kilometer. Der Verleih ist wochentags zwischen 10 und 16 Uhr geöffnet.
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