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Eingesperrt in Virtual Reality: Isolationshaft auf 6x9 Meter

Matthias Bastian
Wer Platzangst hat, sollte einen Bogen um die App "6x9" machen. Hier wird Isolationshaft in Virtual Reality simuliert.

Als Experiment bezeichnet "The Guardian" die VR-Erfahrung "6x9". Für knapp neun Minuten muss man es ertragen, in einer virtuellen Zelle eingesperrt zu sein.

Und diese neun Minuten reichen aus, um für einen kurzen Moment zu spüren, wie in der kleinen Zelle die Wände näherkommen und die Decke drückt. "Man hat hier drin viel Zeit. In der Nacht ist das besonders schlimm. Die Selbstmordrate ist sehr hoch", höre ich eine Stimme sagen. Die Stimme muss es wissen, denn sie gehört zu einem ehemaligen Häftling, der selbst lange in Isolationshaft saß. Ein Schicksal, das er mit über 80.000 US-Häftlingen teilt, die jeden Tag 23 Stunden auf wenigen Quadratmetern mit sich alleine sind. In dieser Zelle kann man schlafen, essen, trainieren und putzen. Sonst nichts. Ein dickes Buch, das ist wie ein Sechser im Lotto, sagt die Stimme.

Mit "6x9" möchte "The Guardian" auf das Schicksal dieser Häftlinge aufmerksam machen. "Das Ziel von 6x9 ist es, mittels immersivem Journalismus zu demonstrieren, wie die Isolationshaft die Psyche von Häftlingen verändert", heißt es in der Ankündigung. Dafür arbeitete das britische Magazin eng mit "Solitary Watch" zusammen, einer US-Organisation, die Häftlinge betreut, die über Jahre hinweg isoliert wurden und jetzt mit den psychischen Folgen zu kämpfen haben. Auszüge aus den Interviews, die die Journalisten im Vorfeld führten, sind in der App zu hören und mit passenden Bildern unterlegt. Einige Szenen sind interaktiv und reagieren auf die Blicke des VR-Nutzers.

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