Dokumentation: Wie Virtual Reality einen Auschwitz-Wachmann überführte
2016 wurde in einem aufsehenerregenden Prozess ein ehemaliger Auschwitz-Wachmann mit einer VR-Brille der Beihilfe zum Massenmord überführt. Ein Film dokumentiert, wie das geschah.
Im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau arbeiteten mehr als 6.000 deutsche Soldaten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten viel nach Hause zurück und setzten ihr Leben fort, als wäre nichts geschehen. Einer davon war der ehemalige SS-Unterscharführer Reinhold Hanning, dem wegen Beihilfe zum Mord in 170.000 Fällen der Prozess gemacht werden sollte.
Viele der ehemaligen KZ-Wachmänner bringen zu ihrer Verteidigung vor, dass sie von ihrem Posten aus nicht sahen, was in den Lagern geschah. Eine Behauptung, die nur schwer zu widerlegen ist.
___STEADY_PAYWALL___In Hannings Fall wurde deshalb ein neues Beweisverfahren entwickelt: Mit einem per Virtual Reality visualisierten 3D-Modell des Konzentrationslagers sollte anschaulich gemacht werden, dass Hanning und andere Wachmänner Zeugen der Naziverbrechen sein mussten.
Eine exakte 3D-Kopie des Auschwitz-Lagers
Das 3D-Modell fertigte Ralf Breker vom Bayerischen Landeskriminalamt an. Mit seinem Team reiste er nach Auschwitz und digitalisierte das Lager mit einem 3D-Scanner. Die Teile des Lagers, die nicht mehr intakt ist, wurden mittels historischer Aufnahmen und Dokumente digital rekonstruiert. Das Ergebnis bezeichnet laut Breker als die bislang exakteste Kopie des KZ Auschwitz-Birkenau zur Zeit der Nazis.
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Durch die VR-Brille gesehen, kann sich der VR-Nutzer eine Übersicht über das Lager verschaffen und die Perspektive von jedem Wachturm aus nachvollziehen. Die Simulation überzeugte das Gericht und Hanning wurde im Juni 2016 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Der Angeklagte ging in Berufung, verstarb jedoch im Mai 2017, bevor das Urteil rechtskräftig wurde.
In der Dokumentation (siehe unten) kommen viele der im Gerichtsfall Involvierten zu Wort, darunter Staatsanwalt Jens Rommel, der die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen leitet. Er geht davon aus, dass es neben Hanning eine zweistellige Anzahl Verdächtiger gibt, die mit Virtual Reality vor Gericht überführt werden können.
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