Behemoth im Test: Das immersivste VR-Spiel des Jahres?
Nach zwei gelungenen The Walking Dead-VR-Games meldet sich Skydance mit düsteren Action-Abenteuer Behemoth zurück. Ob das fertige Spiel die Qualität der Trailer halten kann, verrät unser Test.
Eine schaurig-schöne Fantasy-Welt, ein grausamer Fluch und turmhohe Monster, die ein ganzes Land unterdrücken – das sind die Zutaten von Skydance's Behemoth, dem mit Abstand interessantesten VR-Spiel in diesem Dezember.
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Inhalt
Skydance’s Behemoth in aller Kürze
- Getestet auf: PSVR 2, angeschlossen an eine PS5 Pro
- Verfügbar auf: Playstation VR 2, PC-VR via Steam, Meta Quest
In Skydance’s Behemoth kämpft ihr euch als Wren durch eine mittelalterliche Fantasywelt mit dem Ziel vor Augen, riesige Kreaturen namens Behemoths zu Fall zu bringen. Spielmechanisch kombiniert der Titel blutige, Physik-basierte Kämpfe mit einem dynamischen Bewegungssystem, spannender Erkundung und netten Knobeleien. Die Präsentation gehört zum Besten, was der VR-Markt zur Zeit zu bieten hat. Trotzdem gibt es in einigen Bereichen Luft nach oben, wie unser Test zeigt.
Behemoth ist für euch geeignet, wenn ihr…
- gerne mittelalterliche Fantasy-Welten erkundet und Spaß an opulenten, mehrstufigen Bosskämpfen habt
- schon mit Titeln wie Horizon Call of the Mountain Spaß hattet
- VR-Spiele mit Physik-basiertem Kampfsystem etwas abgewinnen könnt
Behemoth ist für euch weniger geeignet, wenn ihr…
- Probleme mit schnellen Positionswechseln in VR habt und euch dabei mulmig wird
- euch das Zerteilen menschlicher Gegner mit Schwert, Axt usw. etwas zu heftig ist
- auf ein Action-Abenteuer mit offener Spielwelt gehofft hattet
Imposante Fantasy-Welt mit Skyrim-Flair
Dass Skydance Interactive einiges von VR-Spielen versteht, hat der kalifornische Entwickler mit The Walking Dead: Saints and Sinners (2020) sowie The Walking Dead: Saints and Sinners - Chapter 2: Retribution (2022) zweifach bewiesen. Jetzt veröffentlichte das Studio sein neuestes Werk: Behemoth. Herausgekommen ist ein audiovisuell imposantes Action-Abenteuer aus First-Person-Perspektive.
Schon die ersten Spielminuten saugen mich förmlich rein in die Verlassenen Lande, eine düstere, zugleich wunderschöne Mittelalter-Welt, die Erinnerungen an Skyrim weckt. Im Gegensatz zum Rollenspiel-Epos von Bethesda bahne ich mir hier jedoch keinen Weg durch eine gigantische Open-World, sondern ein vergleichsweise linear angelegtes, aber nicht minder reizvolles Fantasy-Szenario.
David gegen Goliath
Ich selbst schlüpfe dabei in die Rolle des wahlweise männlichen oder weiblichen Protagonisten Wren. Kaum Stimme, Design der Arme und Hautton festgelegt, verrät mir ein alter, aus dem Off erklingender Mann, dass meine Heimat von einem fürchterlichen Fluch heimgesucht wurde, der bereits unzählige Opfer forderte. Einige davon erspähe ich kurz darauf am Wegesrand – teils verscharrt in Gräbern, teils in Form von übel zugerichteten Leichen.
Auch Wren ist vom sogenannten „Black Rott“ betroffen, wie eine fies wuchernde Wunde an meinem rechten Unterarm verrät. Habe ich die ersten, gut ins Gameplay integrierten Tutorialpassagen und Kämpfe gemeistert, treffe ich auf einen stämmigen Ritter in silberner Rüstung. Im Gespräch erfahre ich, dass mein Alter Ego ausgezogen ist, um den Fluch zu brechen, der hier nahezu alle in seelenlose Plünderer verwandelt hat und droht, auch Wren früher oder später zu verzehren.
Doch das ist leichter gesagt als getan, denn der Fluch lässt sich nur auflösen, wenn ich vier sogenannte Behemoths zu Fall bringe. Gemeint sind monströse Kreaturen, welche die Verlassenen Lande seit Langem terrorisieren und die meisten Bossgegner aus anderen VR-Spielen allein aufgrund ihrer immensen Größe ziemlich alt aussehen lassen.
Klettern, Knobeln, Kämpfen
Zwar sind die Bosskämpfe das eindeutige Highlight von Behemoth. Doch schon der Weg dorthin macht ziemlich Laune und erinnert von der Machart an Horizon Call of the Mountain. Steile Felsvorsprünge oder baumelnde Seile hinauf klettern, per Enterhaken über klaffende Schluchten schwingen, nach versteckten Sammelobjekten Ausschau halten, leicht verdauliche Umgebungsrätsel lösen – für Abwechslung ist gesorgt.
Gewürzt wird das Ganze mit regelmäßigen Kampfherausforderungen. Diese treiben meinen Puls aufgrund ihrer hohen Intensität fix in die Höhe und erfordern schnelle Reaktionen. Stürmt beispielsweise ein mit Schild und Helm ausgestatteter Plünderer auf mich zu, habe ich mit einem Dolch als Waffe nicht allzu gute Karten.
Zücke ich hingegen meine beidhändig geführte Kampfaxt, reichen einige gezielte Treffer, um sowohl Schild als auch Helm zu zertrümmern. Anschließend ist es dann meist ein Leichtes, mit Stichen, Hieben oder Pfeilen in Richtung Kopf verheerenden Schaden beim Gegner anzurichten.
Gut geblockt ist halb gewonnen
Darüber hinaus spielen Paraden eine wichtige Rolle. Hierzu zücke ich im Idealfall das Schwert und positioniere es im richtigen Moment so, dass die gegnerischen Schläge geblockt werden. Der Angreifer ist daraufhin kurzzeitig betäubt und meinen Folgeattacken schutzlos ausgeliefert.
Ein weiterer Faktor, den ich bei Kämpfen wie auch beim Erkunden der Spielwelt stets im Auge behalten muss, ist meine Ausdauer. Sinkt diese auf Null ab, muss ich erst einmal kurz durchschnaufen, bis ich wieder zuschlagen, parieren, Dashmanöver vollführen und andere kräftezehrende Aktionen durchführen kann.
Die Ausdauer-Mechanik passt eigentlich gut zu dieser Art von Spiel, wirkt allerdings noch nicht optimal ausbalanciert. Vor allem das Schleudern einer brennenden Fackel war in der von uns getesteten PSVR-2-Version so konfiguriert, dass der Ausdauerbalken nach jedem Wurf um nahezu 70 Prozent absackte. Umgekehrt verbrauchen Sprints durchs Level keine Ausdauer, was sich irgendwie unlogisch anfühlt.
Plötzlich mit Superkräften gesegnet
Nach etwa 45 Minuten Spielzeit erhalte ich außerdem übernatürliche Kräfte, die mein Handlungsspektrum nochmals beträchtlich erweitern. Denn jetzt kann ich durch Gedrückthalten der Triggertaste in eine Art Wut-Modus wechseln.
Das Bild dunkelt sich daraufhin leicht ab und ich kann kleinere Feinde mit nur einem Schwerthieb zerteilen. Fast so als wären sie ein Stück Obst aus Fruit Ninja! Blut spritzt dabei reichlich, weshalb Zartbesaitete Behemoth besser erst einmal Probe spielen.
Schmettere ich einem Plünderer indes meine aufgeladene Faust entgegen, fliegt er meterweit durch die Luft – und steht in der Regel auch nicht mehr auf. Wer trotzdem auf Nummer sicher gehen will, kalkuliert die Flugbahn so, dass der Getroffene am Ende in einem Abgrund oder einer Stachelfalle landet. Weiterer Vorteil: Steinwände zerbröseln durch Superkraftangriffe wie Kartenhäuser.
Vielerorts darf ich zudem den Enterhaken in meine Strategie einbinden und damit Umgebungsobjekte wie Baumstämme oder Felsen in Richtung meiner Kontrahenten wuchten. Passendes Enterhaken-Upgrade vorausgesetzt, kann ich später außerdem umherliegende Heil-Items, Waffen und Schlüssel zu mir heranziehen. Besonders cool: Selbst anfliegende Pfeile lassen sich per Hand aus der Luft fischen. Wem ein solcher Glücksgriff gelingt, wird übrigens direkt mit einer Trophäe belohnt!
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Wankelmütige KI
Während das Experimentieren mit dem Kampfsystem viel Freunde bereitet, ist die Gegner-KI ein eher zweischneidiges Schwert. Zwar greifen Gegner recht aggressiv an und suchen sich gezielt Wege durchs Level, um näher an mich heranzukommen. Stehe ich jedoch oben auf einer Plattform, die sich nur kletternd oder per Enterhaken erreichen lässt, verharren Nahkämpfer in der Regel im Bereich darunter, statt eine Deckung aufzusuchen, wo sie vor meinen Pfeilen sicher wären.
Oder nehmen wir feindliche Fernkämpfer. Bemerken diese, dass ich ihnen gefährlich nahekomme, wechseln sie nicht etwa die Position oder versuchen, die Flucht zu ergreifen. Nein, sie verharren an Ort und Stelle und decken mich weiter mit Pfeilen ein.
Solche Macken mal außen vor, fühlen sich die Kämpfe trotzdem sehr befriedigend an. Auch, weil im Kampagnenverlauf zahlreiche neue Waffen hinzukommen. Kurz vorm ersten Behemoth schalte ich beispielsweise das Schwert Kragjäger frei, das – egal wo es sich gerade befindet – auf Knopfdruck zurück in meine Hand gleitet.
Später kommen außerdem noch der Spezialbogen Dodstreng sowie die Axt Lognbryter hinzu. Während Erstgenannter Pfeile automatisch regeneriert, ist Letztgenannte besonders gut darin, Rüstungen zu zerbrechen. Spezielle Behemoth-Legierungen vorausgesetzt, kann ich diese Waffen darüber hinaus in der Schmiede verbessern.
Das damit einhergehende Crafting-Minispiel ist zwar nett gemacht, allerdings auch nicht sonderlich komplex. Heiltränke dürfen wir uns hier hingegen nicht brauen. Schade, denn so hätte man die Aktivitäten in Wren’s Unterschlupf noch etwas ausweiten können. Stichwort Unterschlupf: Hier stellt das Spiel auch alle von euch gefundenen Sammel-Items zur Schau – Knochen von bereits erlegten Behemoth inklusive.
Bombastisch inszenierte Bosskämpfe
Womit wir letztendlich beim Höhepunkt dieses knapp acht bis zehnstündigen VR-Abenteuers wären: den Bosskämpfen. Wir wollen diesbezüglich nicht zu viel spoilern, doch hier spielt Behemoth seine Stärken voll aus. Das beginnt schon mit den immensen Größenunterschieden zwischen Wren und den einzelnen Monstern, die in VR besonders gut zur Geltung kommen. Eisenbalg zum Beispiel, Behemoth Numero eins, ist geschätzt in etwa so groß wie ein zehnstöckiges Gebäude. Und damit noch nicht einmal das größte Monster im Spiel!
Ähnlich wie in Shadow of the Colossus lässt sich jeder Boss nur mit einer ganz bestimmten Strategie in die Knie zwingen. Wie diese ungefähr aussieht, verrät mir die Stimme eines Wesens, das Wren schon früh im Abenteuer zur Seite steht und auch sonst viele wertvolle Tipps gibt. Die Kämpfe selbst bleiben aber trotzdem ziemlich fordernd.
Beim Duell mit Eisenbalg muss ich beispielsweise ständig aufpassen, nicht von seinen Füßen oder seiner Eisenkugel zermatscht zu werden. Werde ich trotzdem erwischt, muss ich meist nicht allzu viel neu spielen, zumal Behemoth auch zwischen den verschiedenen Bosskampf-Phasen Checkpunkte anlegt. Mindestens genauso wichtig wie korrektes Ausweichen, sind gute Kletter-Skills. Denn immer wieder muss ich auf den Körpern der Wesen herumkraxeln. Oft sogar während sich diese durchs Level bewegen oder durch die Luft fliegen.
Momente wie diese sind es schließlich auch, die dem Gebotenen etwas Episches verleihen. Nicht zuletzt, weil Skydance hier eine wirklich astreine Präsentation mit ziemlich überzeugender Bildraten-Performance abliefert. Charaktermodelle strotzen – zumindest in der von uns getesteten PSVR2-Fassung – vor Details, die Weitsicht ist fantastisch und auch hinsichtlich der Effekte gibt’s nichts zu meckern.
Störend fielen uns allerdings die oft nur aus flachen Texturen zusammengesetzten Pflanzenmodelle auf. Dazu kommt, dass sich Dolche und andere Waffen nur recht unpräzise werfen lassen. Schön wäre zudem ein jederzeit sichtbarer On-Screen-Indikator, der mir auf einen Blick anzeigt, welche zwei Waffen ich gerade geschultert habe. Das allerdings ist Meckern auf hohem Niveau.
Unser Test-Fazit zu Behemoth
Kaum ein PSVR-2-Spiel der letzten Monate hat mich so in seinen Bann gesogen wie Behemoth. Denn Skydance gelingt eine überzeugende Mixtur aus reizvoller Erkundung, nett eingewobenen Puzzles und schweißtreibenden Kämpfen, die bedachtes Vorangehen belohnen. Die Behemoth-Duelle haben allesamt Showstopp-Qualitäten und bleiben mir auch dann noch in Erinnerung, wenn ich die Konsole längst ausgeschaltet habe.
Dazu kommen eine durchgehend überzeugende Performance auf PSVR 2, gelungene Sprachausgabe und jede Menge Komfortfunktionen, mit denen ich das Erlebnis an meine Bedürfnisse anpassen kann. Schade nur, dass es letztlich nur vier Bosse ins Spiel geschafft haben und die an sich spannende Story vergleichsweise vorhersehbar daherkommt. Ausbaufähig ist darüber hinaus die KI kleinerer Feinde, die sich streckenweise viel zu wenig ums eigene Überleben schert.
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