Augmented Reality: Intel beendet vielversprechendes Datenbrillen-Projekt
Update vom 21. April 2018:
Nur wenige Wochen nach der Bekanntgabe stellt Intel das Datenbrillen-Projekt "Vaunt" wieder ein. Wie die Webseite The Information berichtet, bedeutet das das endgültige Ende für Intels Datenbrillen-Abteilung.
Ein offizielles Intel-Statement liefert etwas verklausuliert die Erklärung: Es ist die Rede von einer "Marktdynamik", die weitere Investitionen nicht lohnenswert mache. Im Februar berichtete Bloomberg, dass Intel nach Partnern und Investoren suche, um die Entwicklung und Vermarktung der intern "Superlight" getauften Datenbrille voranzutreiben. Das gelang offenbar nicht.
___STEADY_PAYWALL___Erst im Herbst 2017 stellte Intel die Entwicklung der Mixed-Reality-Brille Alloy aus dem gleichen Grund ein. Auch hier konnte der Chiphersteller keine Partner für die weitere Vermarktung finden. Offenbar ist das Interesse an Brillentechnologie - ob VR oder AR - insgesamt gering.
Ursprünglicher Artikel vom 5. Februar 2018:
Intel enthüllt ultraleichte Datenbrille "Vaunt"
Weniger ist mehr. So könnte Intels oberstes Designprinzip für die soeben enthüllte Datenbrille "Vaunt" lauten. Das Ziel ist, eine Datenbrille zu entwickeln, die nicht als solche erkennbar ist.
Die Datenbrille hat anders als Google Glass keine Kamera und anders als die AR-Brillen Hololens oder Magic Leap keine fortschrittlichen 3D-Sensoren, um die Außenwelt zu vermessen und in die Erfahrung einzubinden. Verbaut sind lediglich ein Beschleunigungsmesser und ein Kompass, sodass die Brille Kopfdrehungen und die Richtung erfassen kann, in die der Nutzer blickt.
"Wir wollten gewährleisten, dass man die Brille aufsetzen kann ohne die negativen Auswirkungen von Technologie, die man auf dem Kopf trägt. Sie ist von Grund auf entwickelt worden, um Technik verschwinden zu lassen", sagt der Produktleiter Itai Vonshak gegenüber dem US-Techmagazin The Verge, das das Gerät exklusiv ausprobieren konnte.
Sehr leicht und energiesparend
Der Tester schreibt, dass die Datenbrille praktisch nicht von einer normalen Brille unterscheidbar ist, in unterschiedlichen Fassungen kommt, mit Korrekturgläsern funktioniert und den ganzen Tag bequem getragen werden kann.
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Die maßgeschneiderte Elektronik ist in den beiden Bügeln verbaut und auf Energieeffizienz getrimmt. Intel will eine Batterielaufzeit von mindestens 18 Stunden sicherstellen. Der frühere Codename des Projekts "Superlite" kommt laut dem Tester nicht von ungefähr: Die Datenbrille soll weniger als 50 Gramm wiegen. Zum Vergleich: Google Glass fügt einer herkömmlichen Brille 33 Gramm hinzu.
Auf die Netzhaut projiziert
Die sichtbare Bildinformation besteht aus ungefähr 400 mal 150 Pixeln. Sie wird von einem Laser auf das rechte Brillenglas projiziert und von dort aus mittels einer speziellen Oberflächenstruktur direkt auf die Netzhaut reflektiert. Deshalb soll die Einblendung stets scharf sein. Als Zuspieler dient ein iPhone oder Android-Gerät, das per Bluetooth verbunden wird.
Die Brille muss an den Augenabstand angepasst werden, danach werden die Einblendungen im unteren rechten Bereich des Sichtfelds sichtbar. Intel hat das Display absichtlich so entworfen, dass es nicht es stört: Laut dem Tester sieht man die Einblendungen nur, wenn man sich auf sie fokussiert. Schaue man ganz normal, verschwänden sie komplett und würden nicht mehr bewusst wahrgenommen.
Offene Fragen in Sachen Interface und Apps
Für Außenstehende sei nur gelegentlich an einem schwachen, roten Schimmern zu erkennen, dass es sich um eine Datenbrille handelt. Außerdem könnten Gesprächspartner anders als beim Smartphone nicht erkennen, ob man gerade das Gegenüber ansieht oder auf das Display fokussiert ist.
Intel verrät wenig darüber, wie man mit dem Gerät interagiert. Der Chiphersteller verspricht Unterstützung für sprachgestützte Assistenten und eine KI, die je nach Kontext selbstständig Informationen einblendet. Ein Intel-Ingenieur beschreibt ein Anwendungsszenario, in dem der Nutzer eine Straße hinunterläuft, in die Richtung eines Restaurants blickt und passend Informationen dazu eingeblendet bekommt, basierend auf GPS-Daten und der Kopfdrehung.
Intel will im Verlauf des Jahres Prototypen an Entwickler schicken und parallel dazu die Basissoftware und die KI-Funktionalität verbessern. Der Chiphersteller wird die Datenbrille nicht alleine auf den Markt bringen, sondern sucht, wie bereits von Bloomberg berichtet, nach Partnern mit starken Vertriebskanälen und Erfahrung in der Industrie und beim Design. Bis die Brille erscheint, dürfte also noch ein wenig Zeit vergehen.
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