Augmented Reality: Google Glass soll Ärzten die Arbeit erleichtern
Weg mit dem Desktop-Rechner, stattdessen kommt Google Glass auf die Nase. Wenn es nach dem US-Unternehmen Augmedix geht, dann müssen Ärzte bald nicht mehr den Blick vom Patienten abwenden und sparen dabei auch noch jede Menge Zeit.
Dass Google Glass kein totes Projekt ist, sollte spätestens seit der Ende 2015 veröffentlichten und überarbeiteten "Enterprise-Edition" klar sein. Die Brille spielt immer noch eine wichtige Rolle in Googles Gesamtstrategie für neue, immersive Medien. Allerdings veränderte Google vorerst den Fokus von Glass: Statt Entertainment für Endverbraucher werden jetzt Lösungen für Geschäftstreibende gesucht.
Eine solche Lösung bietet Augmedix an und zwar für Ärzte. Das bereits in 2012 gegründete US-Startup, der Wert des Unternehmens wird auf rund 150 Millionen US-Dollar geschätzt, vertreibt eine Software in Kombination mit Google Glass, die während Patientengesprächen im Hintergrund die Daten des Patienten erfasst und so die Krankenakte automatisch aktualisiert. Das soll den Aufwand für administrative Arbeiten so drastisch reduzieren, dass Ärzte früher Feierabend machen können, obwohl sie bis zu 30 Prozent mehr Patienten am Tag behandeln können.
___STEADY_PAYWALL___Man sollte meinen, dass die Informationen des Patienten dabei anonym und automatisiert erkannt werden, beispielsweise von einer Sprachanalysesoftware. Mittel- bis langfristig ist das zwar in Planung, noch steckt aber größtenteils händische Arbeit dahinter. Augmedix beschäftigt eine Reihe von Mitarbeitern, die Ärzten via Google Glass bei der Behandlung beiwohnen und die die Protokollarbeit im Hintergrund erledigen. "Es stecken mehr Menschen dahinter als AI und Spracherkennung", sagt Augmedix-CEO Ian Shakil.
Der zweite Vorteil für Ärzte: Während der Behandlung werden die Daten der Krankenakte automatisch in das Sichtfeld eingeblendet. So kann sich der Arzt besser auf den Patienten konzentrieren, da er nicht mehr parallel auf den Computermonitor schauen muss, um Daten abzurufen und einzugeben.
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"Ärzte ohne Glass klicken ständig auf ihrem Computer rum und konzentrieren sich dabei nicht auf den Patienten. Wenn man Google Glass trägt, werden die Informationen automatisch gesammelt und referenziert und man kann sich auf den Patienten fokussieren", sagt Shakil.
Wenn sich Augmented Reality auf dem Endverbrauchermarkt durchsetzt, sollen Patienten ihre Arztgespräche ebenfalls aufzeichnen und mit nach Hause nehmen können, um sie erneut anzuschauen. Für Hypochonder wird ein kleiner (Alb)Traum wahr.
Für den deutschen Markt wäre ein solches Produkt aus Datenschutzgründen wohl undenkbar. In den USA, genauer gesagt, Kalifornien, wird die Augmedix-Lösung aber bereits von einigen hundert Ärzten testweise eingesetzt. Offenbar funktioniert die Kombination aus Soft- und Hardware so gut, dass die Ärzte dazu bereit sind, mehrere tausend US-Dollar im Monat zu investieren.
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