Chirurgen trennen siamesische Zwillinge mit Hilfe von Virtual Reality
Noch vor wenigen Monaten litten Paisleigh and Paislyn Martinez an einer seltenen Form der Doppelfehlbildung, die als tödlich gilt: Sie waren so eng an der Brust zusammengewachsen, dass ihre Herzen eine Einheit bildeten. Ende Mai 2017 gelang es Chirurgen der University of Minnesota, die Babys erfolgreich zu trennen. Eine medizinische Sensation, an der Virtual Reality Anteil hatte.
Daniel Saltzman blickt auf eine 18-jährige Karriere als Kinderchirurg zurück. Im Laufe der Jahre lernte er, sich mit Hilfe zweidimensionaler Röntgenbilder auf Operationen vorzubereiten. Der Arzt vergleicht das mit dem Blick auf eine Verkehrskarte, aus der er ein dreidimensionales Modell ableitet. Obwohl dieses Vorgehen in der Medizin gang und gäbe ist, kann es im operativen Alltag zu Fehleinschätzungen führen, die tödliche Folgen haben. "Das ist der Grund, weshalb Medizin ebenso Kunst wie Wissenschaft ist", sagt Saltzman gegenüber der Washington Post.
Im Falle von Paisleigh and Paislyn, bei denen die Herzkammern miteinander verwachsen waren, waren gewöhnliche bildgebende Verfahren unzureichend, sodass sich das Ärzteteam entschied, Virtual Reality einzusetzen. Hierfür wurden in einem ersten Schritt MRI- und CT-Scans der beiden Mädchen in ein 3D-Modell umgewandelt. Mit Hilfe eines speziellen Displays und räumlich erfasster Brillen konnten die Chirurgen die Herzen von Paisleigh and Paislyn auf Raumgröße erweitern und die Organe virtuell betreten. "Es war, als würde ich in der Zukunft arbeiten", sagt Saltzman.
___STEADY_PAYWALL___Operationsplanung mittels Virtual Reality
Die VR-Inspektion der Herzen führte zu einer unerwarteten Entdeckung: Sie stießen auf einen Herzfehler, der das Leben der Mädchen bedrohte und das Team zwang, die Operation mehrere Monate früher als geplant durchzuführen. Dadurch, dass sie sich im Raum bewegen und die Organe von allen Seiten betrachten konnten, fanden die Ärzte eine ebenso einfache, wie elegante Lösung für die Trennung der Babys. Die Operation, die am 25. Mai 2017 stattfand, dauerte neun Stunden und verlief erfolgreich.
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Zwei Monate später erholen sich die Mädchen immer noch von dem schweren Eingriff, laut den Ärzten haben sie aber ein gesundes Leben vor sich. Nur die Narben werden noch ein Leben lang davon zeugen, dass sie als Babys verwachsen waren. Das Ärzteteam will die erfolgreiche Arbeit mit Virtual Reality schriftlich festhalten und in medizinischen Fachzeitschriften veröffentlichen, sodass andere Chirurgen künftig ebenfalls erwägen, die Methode einzusetzen.
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