Ach, so hat das geschmeckt? Virtual Reality könnte vergessene Nahrungsmittel konservieren
Virtuelle Geschmackssimulatoren könnten den Menschen davon abhalten, die Weltmeere leerzufischen. Oder ihm dabei helfen, eine komfortable Diät durchzuziehen.
Benjamin Li ist Wissenschaftler an der Silicon-Valley-Universität Stanford. Im Schatten von Zuckerberg und Co. wird besonders intensiv Forschung zur Virtual Reality betrieben. Li arbeitet mit dem VR-Forscher Jeremy Bailenson, dem Gründer des bekannten Virtual Human Interaction Labors, der eine Ikone in seinem Fachgebiet ist.
Lis Forschungsgebiet: Die Simulation von Nahrung in Virtual Reality, speziell von Geruch und Konsistenz. In einem Experiment setzte er einer Redakteurin von MIT Technology Review eine VR-Brille auf den Kopf, die den Blick auf einen virtuellen Donut freigab. In der Hand hielt die Probandin ein Objekt, das in der Konsistenz dem echten Schmalzgebäck ähnelte.
___STEADY_PAYWALL___Die Königsdisziplin ist die ergänzende olfaktorische Stimulation, die in Kombination mit dem visuellen und haptischen Eindruck offenbar Heißhunger auslösen kann. Der Gesamteindruck habe dafür gesorgt, dass ihr das Wasser im Mund zusammenlief, berichtet die Redakteurin. Der Wissenschaftler ordnete diese Reaktion als "gute Nachricht" ein.
Virtuelles Geschmackserlebnis statt realer Kalorien
Li verrät mögliche Ziele seiner Experimente. Beispielsweise könnte man den Genuss von echtem Lachs simulieren, wenn die Menschheit die natürlichen Bestände in den Weltmeeren aufgebraucht hat. Eine weniger dystopische Variante: Wer abnehmen will, könnte real auf einem Salatblatt kauen und virtuell einen Cheeseburger genießen.
Wer Lis VR-Simulation durchlaufen hat, bekommt anschließend einen echten Donut angeboten. Das ist keine Wiedergutmachung, sondern Teil des Experiments. Der Wissenschaftler möchte herausfinden, ob Probanden nach dem VR-Erlebnis einen größeren Appetit auf reale Donuts entwickeln. Anekdotisch berichtet er von Teilnehmern, die regelrecht gierig gewesen wären.
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Spätestens nach dieser Aussage dürfte klar sein, wofür man die Technologie noch einsetzen könnte. Werber schauen zweifelsohne zuversichtlich in eine Zukunft, in der sie noch mächtigere Instrumente zur Verfügung haben, um Bedürfnisse zu wecken.
Li ist mit seinem Vorhaben nicht alleine. Zahlreiche Unternehmen entwickeln Systeme, die unseren Geruchssinn passend zu virtuellen Welten überschreiben sollen.
Besonders dicht an Lis Forschung ist "Project Nourished", das ebenfalls rein virtuelle Geschmackserlebnisse ermöglichen soll. Die Entwickler vom Kokiri-Lab verkaufen bereits einen Aromazerstäuber mit verschiedenen Geschmacksrichtungen, der mit einer Cardboard-App kompatibel ist.
Die Überzeugung hinter Project Nourished: Essen dient dem Lebenserhalt, ist aber gleichzeitig eine Form der Kunst und Erinnerung, die über das Sehen, Riechen, Fühlen und Schmecken zusammengeführt wird.
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