Unternehmen implantiert Mitarbeitern Chips, kriegt Stress mit Aktivisten
In den USA implantiert ein Unternehmen den Mitarbeitern Mikrochips, aus PR-Gründen und um Arbeitsprozesse zu vereinfachen. Religiöse Aktivisten stänkern anschließend in Social Media.
Das US-Unternehmen "Three Square Market" hat rund 40 seiner Mitarbeiter Mikrochips so groß wie ein Reiskorn in die Hand implantiert. Die Chips sollen laut dem Unternehmen Schlüsselkarten überflüssig und den Login am Computer einfacher machen. Der klassische Zugang zum Gebäude via PIN-Code ist nach wie vor möglich und das Implantat freiwillig.
Auf dem Chip ist eine Seriennummer gespeichert, die mit einem herkömmlichen RFID-Scanner ausgelesen und beispielsweise mit der Kreditkarte verknüpft werden kann. Das ermöglicht die bargeldlose Zahlung mit einem Handwischer.
___STEADY_PAYWALL___Die Aktion war ein cleverer PR-Schachzug, da Three Square Market sogenannte Mikro-Supermärkte anbietet, in denen Kunden eigenständig die Kassensysteme bedienen. Der Chip in der Hand soll den Zahlungskomfort erhöhen.
Außer der Seriennummer sind keine Informationen enthalten, der Träger ist nicht via GPS trackbar. Als PR-Nummer war die Aktion ein voller Erfolg: Die Story schaffte es unter anderem in die New York Times und zu USA Today.
Für die Implantate kooperierte Three Square Market mit dem schwedischen Unternehmen Biohax, das laut eigenen Angaben rund 3.000 Personen in Europa mit einem Mikrochip ausgerüstet hat.
Die Implantation dauert nur rund eine Minute und zog laut einem Mitarbeiter von Three Square Market circa 90 Minuten Schmerzen nach sich. Das Chip-Implantat kostet normalerweise 200 bis 300 US-Dollar, für die Mitarbeiter war es kostenfrei.
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Religiöse Aktivisten stänkern in Social Media
Laut einem Bericht der Webseite CNBC bekamen religiöse Aktivisten vom Handchip Wind, die anschließend in Social Media gegen das Unternehmen mobil machten und bei Online-Plattformen wie Google Lokal oder Glassdoor negative Bewertungen verteilten. Unter anderem heißt es, dass die Mitarbeiter von Three Square Market keine "laufenden Kreditkarten" seien.
Die Aufregung der Aktivisten - und die Tatsache, dass die PR-Aktion erfolgreich war - zeigt, wie befremdlich der Gedanke ist, einen technischen Fremdkörper unter der Haut zu tragen. Offenbar haben Menschen eine gewisse Intimsphäre, die nicht nur durch andere Menschen, sondern auch durch Technologie überschritten werden kann. Eine ähnliche Mechanik greift bei VR- und AR-Brillen, während das Dauersmartphone in der Hand längst zur Norm geworden ist.
Der Soziologe Noelle Chesley von der Universität Wisconsin-Milwaukee sagt die gleiche Entwicklung für Tech-Implantate vorher: "Das wird allen passieren", sagt Chesley gegenüber CNBC. "Nicht in diesem Jahr, nicht in 2018. Vielleicht nicht in meiner Generation, aber ganz sicher für meine Kinder."
Der Silicon-Valley-Investor und Tech-Analyst Gene Munster bestätigt Chesleys Annahme und geht davon aus, dass das Standard-Implantat noch 50 Jahre vom Mainstream entfernt ist. Nicht einmal Tech-Konzerne wie Facebook, Google, Apple oder Tesla werden laut Munster in der nächsten Dekade ihre Mitarbeiter mit einem Körperchip erweitern.
"Es wird einige Enthusiasten geben, die das machen, aber nicht die großen Unternehmen", sagt Munster. Die Idee eines Chip-Implantats sei extrem negativ konnotiert. Allerdings lockere sich diese Sensibilität in den kommenden Jahrzehnten zunehmend.
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