Sozialphobie? Vielleicht kann Virtual Reality helfen
Menschen mit sozialer Angst sind nirgends so alleine wie in einem Raum mit vielen Menschen. Ein Reddit-Nutzer mit Sozialphobie berichtet von seinem ersten Erlebnis im Virtual-Reality-Netzwerk Altspace VR.
Altspace VR ist ein virtueller Treffpunkt für VR-Enthusiasten, eine Art früher Prototyp für das Metaverse. Die VR-Umgebung verströmt den Charme früher Social-Communities aus den 90ern und bietet eine Mischung aus Second Life und World of Warcraft mit einer Prise Facebook. Gemeinsam mit anderen Nutzern kann man chatten, Videos streamen oder diverse Spieleangebote nutzen. Regelmäßig gibt es auch konzertierte Erlebnisse, bei denen sich Nutzer zu bestimmten Aktionen verabreden, beispielsweise zu einem virtuellen Karaokeabend.
Das digitale Alter Ego wird dabei durch abstrakte humanoide Avatare repräsentiert, die der Nutzer selbst gestalten kann. Als einzige Social-App ist Altspace VR sowohl für HTC Vive, Oculus Rift als auch Samsung Gear VR verfügbar und hat damit schon jetzt eine verhältnismäßig breite Nutzerbasis. Finanziert wird Altspace VR bislang ausschließlich über Investorengelder, rund 25 bis 30 Millionen US-Dollar flossen seit 2013 in den Aufbau der Plattform.
___STEADY_PAYWALL___Ein Reddit-Nutzer, der laut eigenen Angaben nicht nur Sozialphobiker, sondern auch klinischer Psychologe ist, berichtet von seinem ersten Besuch in der virtuellen Welt von Altspace VR. Trotz der abstrakten digitalen Darstellung, schreibt er, triggerte die bloße Anwesenheit anderer Menschen in virtueller Form seine soziale Angst. Da mit HTC Vive und anderen Interfaces neben den Kopf- auch Körper- und Handbewegungen sowie die Stimme in Virtual Reality übertragen werden, wirken die Nutzer in der Welt von Altspace VR vergleichsweise authentisch.
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In einem Raum mit rund 30 dieser Avatare reagierte der Reddit-Autor mit allen Symptomen seiner Phobie, ohne den genauen Grund dafür zu verstehen: "Das ist doch nur ein Videospiel, ich stehe in meinem Zimmer mit einem Headset auf den Kopf. [...] Aber ich wollte fliehen. Die soziale Angst, die Furcht, verurteilt zu werden, war allgegenwärtig. Meine alltägliche Erfahrung mit sozialer Angst wurde Gefühl für Gefühl in VR reproduziert. Die psychologische Konsequenz aus der Interaktion mit anderen Menschen wurde vollständig durch das elektronische Medium übertragen. [...] Menschen sprachen miteinander und ich wollte mich nicht dazustellen, um sie nicht unhöflich zu unterbrechen. Ich übertrug Logik und soziale Normen aus dem echten Leben auf die virtuelle Umgebung."
Erst als er realisierte, dass er in der VR-Umgebung anonym ist und soziale Verhaltensweisen weitgehend frei von Konsequenzen sind, konnte er mit anderen Avataren in Kontakt treten. Als Psychologe sieht er großes Potenzial in der neuen Technologie, um soziale Phobien zu behandeln: "Das könnte wirklich die neue Norm für Konfrontationstherapien werden, um soziale Ängste zu überwinden. [...] Man könnte soziale Fähigkeiten in einer virtuellen Umgebung trainieren." In Anbetracht dessen, dass Virtual Reality auch schon bei der Therapie von PTBS, Depressionen oder anderen Phobien eingesetzt wird, scheint diese Überlegung nicht sehr weit hergeholt.
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